311
V. Gynäkologie und Pädiatrik.
fortgefahren und in den Nacken ein grosses Yesicator gelegt.
Am 28., wo die Besinnung sclion länger anliielt, klagte die
Wöchnerin über Schmerzen im Munde. Man gab daher statt
des Kalom. eine Sol. Kali tartaric. Mit den Eisumschlägen
fuhr man noch fort. Erst am 29., am 5. Tage nach dem er
sten Erkranken, kehrte das Bewusstsein ganz zurück, doch
wusste sich die Wöchnerin durchaus auf nichts zu besinnen,
M as seit dem 25. Abends mit ihr vorgegangen sei und wunderte
sich nicht wenig über ihr Rind. Alle Mittel blieben nun weg,
das Wochenbett verlief gut, die Wöchnerin stillte, nachdem
durch ein Saugglas der Eintritt der Milch in die Brüste beför
dert war, ihr Kind selbst und erholte sich von Allem, was sie
auch gelitten, sehr bald wieder. [Med. Zeit. v. Vereine f.
llcilk. in Pr. 1836. Nr. 10.]
152. Sehr schwierige Zangenentbindung. Plötz
licher Tod der Wöchnerin am 9. Tage; von Pr. Schmalz
in Dresden. Die Frau des Fouriers D., 25 Jahr alt, von zar
ter und nervöser Constitution, früher immer kränklich, in sehr
glücklicher Ehe lebend, hatte vor 14- Jahren ein Mal in den
ersten Monaten abortirt, und war in Folge davon lauge Zeit,
und bis zu ihrer jetzigen Schwangerschaft unwohl gewesen, in
dem sie anfangs lange an einem Schmerze in def rechten Seite,
dann aber an einem hartnäckigen Husten gelitten hatte. In die
ser Schwangerschaft befand sie sich jedoch, kleine Beschwerden
ausgenommen, stets ziemlich wohl; namentlich kehrte der früher
empfundene Schmerz in der rechten Seite bisweilen wieder,
und wollte niemals ganz weichen, in der letzten Zeit \chlief
sie apch fast gar nicht mehr, und hatte stets trübe Gedanken,
dass sie ihre bevorstehende Entbindung nicht überleben würde.
Ihre Eltern und sämmtliche Geschwister sind thcils an der
Schwindsucht, theils an plötzlichen Krankheiten jung gestorben.
Am 16. Nov. Mittags begannen die Wehen und wurden bald
so heftig, dass sie gegen Mitternacht die Hebamme rufen liess.
Diese gab an, dass sie bei ihrer Ankunft den Muttermund be
reits etwas erweitert gefunden habe. Die Wehen wären sehr
heftig und schmerzhaft gewesen, sie hätten jedoch nur sehr we
nig auf die Erweiterung des Muttermundes gewirkt, so dass der
selbe gegen Morgen w’ie ein Preuss. Achtgroschenstiick geöffnet
gewesen sei. Von da an habe er sich aber auch nicht mehr
erweitert, ohngeachtet die Gebärende von den heftigsten Krampf-
wehen unausgesetzt gemartert worden wäre, so dass sie keine
5 Minuten Ruhe gehabt habe, und weder hätte liegen noch
sitzen können. Abends um 8 Uhr wurde ich gerufen, und
fand bei der Untersuchung das Becken ein wenig eng, sonst
normal, die Scheide schlüpfrig, den Muttermund wie oben ge
sagt wurde, den Kopf als vorliegenden Theil, im Eingänge des
kleinen Beckens, aber schief stehend, so dass das rechte Schei
telbein sich darbot. Um die Krämpfe zu beseitigen und die