Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

310 V. Gynäkologie und Pädiatrlk. 
allein auf homöopathischem Wege und durch Fortgebranch der 
erwähnten Pulver erlangt werden könne. Nach dieser Erklä 
rung konnte E. wohl nichts anderes tliun, als die Angehörigen 
der Kranken zu bitten, ihn von der fernem Behandlung zu ent 
binden, doch sehr bald wurde er wieder ersucht, die Behand 
lung von Neuem zu übernehmen. Von Mittags halb 1 Uhr 
wurde nun wieder stündlich 1 Gr. Kaiom. gegeben, statt der 
bisherigen Wasserumschläge wurden mit Eis gefüllte Blasen 
über den Kopf gelegt, warme Breiumschläge über den Unter 
leib gemacht und Senfteige und Klystiere von Neuem angewen 
det. Zu weitern Blutentziehungen, so sehr auch diese neuerlich 
gegen dieses Uebel und wohl mit Allem Rechte gerühmt wor 
den sind, konnte sich E. jedoch nicht entschliessen, da der Puls 
sehr gesunken, dass Gesicht ausser dem Anfalle sehr blass und 
die Lebenskraft überhaupt sehr herabgestimmt war. Nachmit 
tags 2 Uhr endlich war der Muttermund so gross, wie ein Tha- 
ler erweitert, im ganzen Umfange weich, leicht ausdehnbar, die 
Blase aber immer noch, auch während einer Wehe nur sehr 
wenig gespannt. Die Anfälle von Eclampsie kamen noch im 
mer so häufig, wie früher, währten aber nicht mehr so lange. 
Wohl erwägend, dass eben so viele Autoritäten dafür, als da 
wider sprechen, entschloss sich E. jetzt, als letztes Refugium, 
Beschleunigung und Beendigung der Geburt herbeizuführen. Er 
sprengte daher die Blase, (es fand sich nur sehr wenig Kinds 
wasser vor) und gab der Frau 10 Gr. Secal. com. pulv., welche 
Gabe nach £ Stunde wiederholt W'urde, worauf zum ersten 
Male der Anfall über 4- Stunde ausblieb und kräftige Wehen 
eintraten, so dass der Kopf, in der 2. Hinterhauptslage, um 3 
Uhr Nachmittags bis unter den Schaambogen vorgerückt war. 
Als aber nun Verzögerung eintrat, legte er, ausserhalb eines 
t Anfalls die Zange an und in kaum einer Viertelstunde war mit 
telst dieser ein Mädchen zu Tage gefördert. Bald darauf wurde 
die nur mässig adhärirende Nachgeburt eben so bei geringem 
Blutverluste künstlich herausgefördert. Nach der Geburt des 
Kindes trat aber nun ein solcher Collapsus viriurn, Pulslosig 
keit und Kaltwerden des ganzen Körpers ein, dass der Tod 
nahe schien. Durch belebend erwärmende äussere und innere 
Mittel ging aber dieser gefährliche Zustand vorüber und binnen 
einer Stunde war der Zustand wieder so, dass wegen Fortdauer 
des Sopors wieder zur frühem antiphlogistisch - derivirenden Be 
handlung geschritten werden musste. Die Eclampsieanfälle, von 
denen der letzte kurz vor Beendigung der Geburt eingetreten, 
waren jedoch nun wie abgeschnilten und kehrten nicht wieder. 
Am 27. April, nachdem Nachts mehrere Stuhlausleerungen zu 
gegen gewesen w’aren, zeigte die Wöchnerin durch öfteres 
Oelfnen der Augen und Umsichsehen die ersten Spuren des 
wiederkehrenden Bewusstseins, doch fiel sie noch immer wie 
der in Sopor zurück. Mit Eisumschlägen uud Kaiom. wurde
	        
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