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V. Gynäkologie und Pädiatrik.
fällen war auch der heftigste Opisthotonus zugegen. — Diese
Anfälle währten, ohne die Vorboten, 10 Minuten und zuwei
len über 4 Stunde, dann ging der Körper in die natürliche
Lage über, Mund und Augen schlossen sich, es trat Schweiss
auf die Stirn und nun folgte tiefer Sopor mit schnarchender Re
spiration. Nach ^Stunde aber, zuweilen etwas früher, zuwei
len etwas später, doch ohne dass die Frau in der von Eclampsie
freien Zeit auch nur im Geringsten aus dem Sopor zur Besin
nung gekommen wäre, traten schon immer wieder Vorboten
eines neuen Anfalls ein, denen bald dieser selbst, wie angege
ben , folgte. Der Puls war vor dem Anfalle nnd während der
Vorboten nicht sehr frequent, mässig voll, etwas hart, im An
falle selbst und unmittelbar nachher aber sehr frequent und kaum
fühlbar. Die Untersuchung ergab ein ganz normales Becken,
der Muttermund war ganz verstrichen, w'eich, etwas mehr, als
ein Silbergroschen erweitert, der Kopf der Frucht lag vor und
war von der schlaffen, nur wenig mit Kindeswasser gefüllten
Blase dicht umgeben. Die oft sich einstellenden und eben jene
fürchterlichen Convulsionen hervorrufenden Wehen wirkten nur
sehr schwach auf Erweiterung des Muttermundes und auf Aus
treibung der Frucht. Kindesbew'egungen liessen sich weder
äusserlich durch die Bauchbedeckungen, noch durch die innere
Untersuchung wahrnehmen. — Gleich nach dem 3. Anfalle,
den ersten, den E. beobachtete, liess er LJ- Pfund Blut weg,
legte Senfpflaster auf Oberarme, Herzgrube und Waden, liess
kalte Umschläge über den Kopf und warme, beruhigende auf
den Unterleib legen, reizende Klystiere, zuweilen mit Asa foe-
1i<la, geben und alle halbe Stunden 2 Gran Moschus mit 1 Gran
Kalomel nehmen. Gegen 7 Uhr Morgens wurden, weil der
Zustand unverändert fortdauerte und besonders des tiefen So
pors und der starken Congestionen nach oben wegen, 20 Blut
egel an den Kopf gesetzt und die Blutung mehrere Stunden
unterhalten, dann aber stündlich, mit Weglassung des Moschus,
2 Gran Kalomel gereicht. Doch auch dadurch wurde nichts
weiter erreicht, als dass die Anfälle nur einige Minuten später
cintraten: die Heftigkeit blieb ganz dieselbe. Um 10 Uhr Vor
mittags erklärte der Verf. den Angehörigen der Kranken, dass,
Wenn es sie beruhige, noch ein Arzt hinzugezogen werden möchte.
Da der gewünschte nicht zu erlangen war, so wurde ein Ho
möopath gerufen, der denn, ohne dass E. damit einverstanden
war, innerhalb einer halben Stunde 4 Pülverchen Beilad. der
30. Verdünnung, 3 Pülverchen Opium der 6. Verdünnung, 3
Pülverchen Chamorn. der 12. Verdünnung und 6 Pülverchen
Hyosc. der 9. Verdünnung verschrieb und davon wechselsweise
alle 10 Minute 1 Pülverchen gab und, wenn auch 2 Stunden
unter dieser Behandlung erfolglos verstrichen waren, doch den
an Hülfe verzweifelnden Angehörigen der Kranken erklärte,
dass, wenn noch irgend Rettung der Kranken möglich sei, sie