306 V. Gynäkologie und Pädiatrik.
und vorgefallene Gebärmutter zurückzubringen. Die Frau lag
leichenblass im Bette, war kalt, ohne Besinnung und ohne Puls,
der Uterus umgekehrt und mit daran festsitzender Nachgeburt
ganz bis zwischen die Schenkel vorgefallen. -— Nach mühsa
mer , doch völlig gelungener Zurückbringung des Uterus und
nachheriger Lostrennung der Nachgeburt, wobei keine Blutung
erfolgte, kam Pat. aus ihrer Ohnmacht wieder zu sich und der
kleine, 124 Mal in der Minute schlagende Puls wurde wieder
fühlbarer. Die Nacht verging unter Angst, Unruhe, heftigem
Durste und trockener Fieberhitze, es zeigten sich die Lochien und
der Bauch war weich und ohne Schmerzen. Ein Klystier brachte
Oeffnung hervor. Die erhöhte Reizbarkeit des Gefäss- und Ner
vensystems forderteein antiphlogistisches, antispasmodisches und
derivirendes Verfahren, wobei jedoch das Befinden mit jeder
Stunde schlechter wurde, die Kräfte sanken und das Bewusst
sein schwand. Später kamen convulsivische Zufälle dazu und
den 4. Tag nach der Entbindung starb Pat. — Ob die Heb
amme, zur Beförderung des Abgangs der Nachgeburt, ein un
vorsichtiges Verfahren eingeschlagen hatte, war nicht zu ermit
teln. Sie selbst versicherte, dass sie nur zur Beförderung einer
Wehe, mit der, wie sie hoffte, die Nachgeburt kommen sollte,
gelindes Reiben mit der flachen Hand auf dem Unterleibe ange
wendet u. weiter keine Untersuchung wegen Lage der Nachgeburt •
vorgenommen habe, als plötzlich mit heftiger Welte der Uterus
mit der daran sitzenden Nachgeburt aus den Geburtstheilen ge
treten sei. Diese Angabe wurde auch von der Wöchnerin,
nachdem sie wieder zu sich gekommen, so wie von 3, bei der
Geburt gegenwärtig gewesenen Frauen bestätigt. Wahrschein
lich lag der Grund zu diesem Vorfälle in eigenthiimlicher Schwä
che der Genitalien und in dem etwas weitern Eingänge des klei
nen Beckens, dessen gerader Durchmesser 4^ Zoll und der Quer-
durchmesser 54- Zoll hielt. [Med. Zeit. v. Vereine f. lieilk.
in Pr. 1836. AV. 22.]
150. Glückliche Amputationen des Colli Uteri; von
J. J. Cazenave. I. eine Frau von 48 Jahren, die seit dem
15. Jahre regelmässig und reichlich menstruirt gewesen war
und 4 Mal glücklich geboren hatte, verlor vor 2 Jahren bin
nen 4 Monaten ihre Periode, worauf sich allgemeine nervöse
Beschwerden, Schmerzhaftigkeit des Leibes, Brennen im Uterus,
Schwere der Lenden und Oedein der Fiisse einfanden. Die
Haut wurde trocken, gelb und die Wohlbeleibtheit verlor sich
merklich. Auf einer Reise zog sie sich einem Muttervorfall zu,
gegen den man ein Pessarium anlegen musste. Das örtliche
Leiden schritt indess fort, es kam Abfluss blutiger, übelriechen
der Jauche dazu und der untersuchende Finger fand einen har
ten , ulcerirten und schmerzhaften Scirrhus, gegen den Blutegel,
erweichende narcotische Einspritzungen, Halbbäder etc., nur
momentan halfen. Die Schmerzen w urden immer unerträglicher,