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IV. Chirurgie und Ophthalmologie.
chung unverändert gefunden. Die fortdauernden Zufälle und
die heftigen Schmerzen bestimmten den Kranken endlich, die
Operation zuzulassen und so wurde denn dieselbe am 20. Oct.
vom Wundarzte Alter mit grösster Präcision nach Rudtorf-
fer’s Methode verrichtet, nur mit dem Unterschiede, dass er
zum Blasenschnitt das Cjstotom von Langenbeck nahm.
Beim Haut- und Muskelschnitt des Mittelfleisches wurde die
Art. pudcnda verletzt, die wegen bedeutender Blutung durch
Ligatur geschlossen werden musste, ehe die Operation zu be
endigen war. Die Ausziehung des Steins hätte dem Schnitte
nach keine Schwierigkeit gemacht und die Operation wäre, der
Unterbrechung ungeachtet, schnell beendigt worden, wenn der
Stein nicht so locker mit Harnsäure gebunden gewesen wäre.
Doch beim Fassen mit der Zange zerbrach er in kleine Stücke
und die Zangenlöffel waren, als man sie herauszog, mit Sand
gefüllt. Durch wiederholtes Eingehen förderte Alter den Stein
zwar grösstentheils heraus, da aber zu befürchten stand, dass
häufiges Einführen der Zange durch heftige Reizung der Blase
und ihrer Umgebung, den glücklichen Erfolg vereiteln könnte,
so überliess der Operateur die Reste des Steins und Sandes der
Natur zur Herausforderung und füllte daher die Schnittwunde
locker mit Charpie aus, nachdem er zuvor Leinsaamenschleirn
in die Blase eingespritzt hatte. Die Reaction des Körpers war,
trotz des Blutverlustes aus der Art. pudenda, sehr heftig. Des
entzündlichen Zustandes wegen, wurde Mandelmilch mit Salpe
ter und in der Zw ischenzeit Kalomel gegeben, über die Scham
beingegend Ol. hijosc. coct, eingerieben und ein Cataplasrnu
cmollicns darüber gelegt. Die Spannung des Unterleibes, die
Schmerzen in der Blase und in der Schnittwunde nahmen all-
mählig ab; — Stuhl und Urin entleerten sich nur aus der
Schnittwunde. Täglich ging eine Menge Sand und steinigtet'
Concremente ab und Pat. war, den Umständen gemäss, ziem
lich wohl. Vom 9. bis 11. Tage nach der Operation klagte er
über heftige Schmerzen in der Schnittwunde, heftigen Drang
zum Uriniren und Stechen in der Nähe des Mastdarms. Gegen
diese neuen Beschwerden wurden erweichende Umschläge, Ein
reibungen von Mercurialsalbe und innerlich Mohnsaamenemulsiou
mit einigen Tropfen Tinct. opii croc. verordnet, wegen trägen
Stuhles aber ein Klystier gegeben. Die Schnittwunde war ent
zündet und geschwollen, die Absonderung des Eiters vermin
dert und Alles deutete auf Entzündung der Blase, oder der
Saamenbläschen, besonders da der linke Hode heraufgezogen
und das Vas dcferens geschwollen war. Bei Untersuchung der
Schnittwunde am nächsten Tage nahm man in ihr einen festen
Körper wahr und zog denselben mit einer gewöhnlichen Pin-
cette aus. Dieser herausgezogene, mit steinigten Concrementeu
incrustirte feste Körper war die kleinste Hälfte eines geschmack
los gearbeiteten Ohrlöflels. Nach Entfernung desselben nahmen
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