Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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IV. Chirurgie und Ophthalmologie. 
chung unverändert gefunden. Die fortdauernden Zufälle und 
die heftigen Schmerzen bestimmten den Kranken endlich, die 
Operation zuzulassen und so wurde denn dieselbe am 20. Oct. 
vom Wundarzte Alter mit grösster Präcision nach Rudtorf- 
fer’s Methode verrichtet, nur mit dem Unterschiede, dass er 
zum Blasenschnitt das Cjstotom von Langenbeck nahm. 
Beim Haut- und Muskelschnitt des Mittelfleisches wurde die 
Art. pudcnda verletzt, die wegen bedeutender Blutung durch 
Ligatur geschlossen werden musste, ehe die Operation zu be 
endigen war. Die Ausziehung des Steins hätte dem Schnitte 
nach keine Schwierigkeit gemacht und die Operation wäre, der 
Unterbrechung ungeachtet, schnell beendigt worden, wenn der 
Stein nicht so locker mit Harnsäure gebunden gewesen wäre. 
Doch beim Fassen mit der Zange zerbrach er in kleine Stücke 
und die Zangenlöffel waren, als man sie herauszog, mit Sand 
gefüllt. Durch wiederholtes Eingehen förderte Alter den Stein 
zwar grösstentheils heraus, da aber zu befürchten stand, dass 
häufiges Einführen der Zange durch heftige Reizung der Blase 
und ihrer Umgebung, den glücklichen Erfolg vereiteln könnte, 
so überliess der Operateur die Reste des Steins und Sandes der 
Natur zur Herausforderung und füllte daher die Schnittwunde 
locker mit Charpie aus, nachdem er zuvor Leinsaamenschleirn 
in die Blase eingespritzt hatte. Die Reaction des Körpers war, 
trotz des Blutverlustes aus der Art. pudenda, sehr heftig. Des 
entzündlichen Zustandes wegen, wurde Mandelmilch mit Salpe 
ter und in der Zw ischenzeit Kalomel gegeben, über die Scham 
beingegend Ol. hijosc. coct, eingerieben und ein Cataplasrnu 
cmollicns darüber gelegt. Die Spannung des Unterleibes, die 
Schmerzen in der Blase und in der Schnittwunde nahmen all- 
mählig ab; — Stuhl und Urin entleerten sich nur aus der 
Schnittwunde. Täglich ging eine Menge Sand und steinigtet' 
Concremente ab und Pat. war, den Umständen gemäss, ziem 
lich wohl. Vom 9. bis 11. Tage nach der Operation klagte er 
über heftige Schmerzen in der Schnittwunde, heftigen Drang 
zum Uriniren und Stechen in der Nähe des Mastdarms. Gegen 
diese neuen Beschwerden wurden erweichende Umschläge, Ein 
reibungen von Mercurialsalbe und innerlich Mohnsaamenemulsiou 
mit einigen Tropfen Tinct. opii croc. verordnet, wegen trägen 
Stuhles aber ein Klystier gegeben. Die Schnittwunde war ent 
zündet und geschwollen, die Absonderung des Eiters vermin 
dert und Alles deutete auf Entzündung der Blase, oder der 
Saamenbläschen, besonders da der linke Hode heraufgezogen 
und das Vas dcferens geschwollen war. Bei Untersuchung der 
Schnittwunde am nächsten Tage nahm man in ihr einen festen 
Körper wahr und zog denselben mit einer gewöhnlichen Pin- 
cette aus. Dieser herausgezogene, mit steinigten Concrementeu 
incrustirte feste Körper war die kleinste Hälfte eines geschmack 
los gearbeiteten Ohrlöflels. Nach Entfernung desselben nahmen 
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