293
III. Materia medica und Toxikologie.
Getränke zu gemessen, ist jetzt sehr verbreitet u. gewiss weit mehr,
als im Altertlumie. Griechen und Römer kannten M eder Kaffee,
noch Thee, auch scheint ihnen die Sitte, mehrere aromatische
Pflanzen zum Getränke in Krankheiten zu verordnen, weniger
bekannt gewesen zu sejn. Von unserem Thee aus Lindenblii-
flie, Melisse, nebst so vielen andern, ist in den Schriften der
Alten kaum etwas zu Anden, auch der Holztränke bedienten
sie sich gewiss sehr selten; dagegen Hessen sie ihre Kranken
oft nur warmes Wasser trinken. In Fiebern verordnete man es
bei bevorstehendem Schweisse, um denselben zu befördern. In
Wechselfiebern liess man M ährend des Anfalls warmes, etwas
gesalzenes Wasser nehmen, um Erbrechen hervorzubringen
Und bei gastrischen Unreinigkeiten empfahl es Alex. Tr all.—
Dass die Römer nach Tische das zu viel Genossene durch ab
sichtliches Brechen entleerten, ist bekannt. Celsus empfahl
zu diesen Zwecken Trinken von reinem Marinem Wasser, oder,
'Venn dieses nicht zureichte, mit Salz oder Honig. Bei Diar
rhöen in Fiebern liess man reichlich warmes Wasser trinken,
um Erbrechen zu bewirken. Alex. Trall. empfahl bei
Diarrhöen gekochtes Regenwasser zum Getränk, das, jedoch
m ZM’ischenräumen, massig genommen werden sollte. Dasselbe
verordnete Celsus bei Morbus coeliacus. Bei Cholera liess
er gleich anfangs und zwar reichlich warmes Wasser trinken —
eine Verordnung, auf die man bei vielen alten Aerzten, die
über dieses Uebel geschrieben haben, stösst. Bei Tvmpanitis
rühmte Celsus Klystiere von warmem Wasser. Warmes Was
ser in Menge zu trinken empfahl, wie bekannt, neuerlich Ca-
det de Vaux gegen Gicht: ein Verfahren, welches in mehre
ren Fällen mit glücklichem, in andern dagegen mit sehr nach
theiligem Erfolge angewendet wurde. — 5) Aeusserer Ge
brauch des warmen Wassers in Krankheiten. Der
selbe war zu allen Zeiten so ausgedehnt und mannichfaltig, dass
hier nur einige wenige Notizen gegeben werden können. Cleo-
Phantus liess bei Tertianfiebern vor dem Anfalle den Kran
ken den Kopf mit warmem Wasser begiessen, was aber As-
olepiades tadelte. Gegen chronisches Kopfweh rühmte Scri-
bonius Largus das Abschneiden der Kopfhaare, trocknes
Prottiren der nackten Stellen und später Bähungen mit war
mem Wasser, w ozu man ein Dec. Fol. Lauri benutzen könne.
Gei catharrhalischen Beschwerden liess Celsus nicht nur den
Mund mit warmem Wasser oft ausspülen, sondern auch den
Kopf damit bähen, Cölius Aurelianus rieth dagegen
Dämpfe von warmem Wasser einzuziehen. Bei Augenentziin-
dungeii sollte man nach Celsus nicht nur die Augen selbst
oft mit warmem Wasser bähen, sondern auch den Kopf damit
begiessen lassen. Bei Zahnweh lobte derselbe die Anwendung
eines, mit warmem Wasser angefüllten Schwammes, so wie
überhaupt bei Schmerzen an irgend einem Theile zur Milderung