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III. Matena medica und Toxikologie.
nach zwar anfangs der Schmerz heftiger wurde, bald aber ganz
auf hörte. Andere, wie Lucius, wendeten das Wasser dage
gen auf das entgegengesetzte, nicht schmerzende Ohr an. Bei
Kolikschmerz rühmte man die kalte Douche, welche die Grie
chen xaTaxlvoi-iov nannten, auf die leidende Stelle (C ö 1 i u s
Aurel.). Gegen Catarrhe empfahl man ebenfalls das kalte
Wasser und zwar liess man es anfangs nur iin Munde halten
und denselben damit ausspulen, später aber wurden kalte Ueber-
schläge, oder Ausdrücken der mit kaltem Wasser gefüllten
Schwämme auf Hals und Brust empfohlen. Um dem Ausfallen
der Haare vorzubeugen, oder dasselbe zu mindern, liess man
den Kranken in ein warmes Bad setzen, begoss ihm dann den
Kopf mit kaltem Wasser und wenn er das Bad verlassen hatte,
musste er nochmals den Kopf einige Zeit einem reichlichen
Wasserstrahle aus einer Bmnnenröhre aussetzen. (Alex. Tr all.).
Gegen Saamenfluss rühmte man nicht nur kalte Begiessungen,
sondern liess selbst die Kranken im kältesten Wasser schwim
men, auch rieth man, um allzuhäufige Pollutionen zu verhüten,
kalte Waschungen an. Kreissende begoss man im Alterthume
mit Wasser und liess sie dabei herumgehen, doch missbilligte
Moschion dieses Verfahren und rieth dagegen die Geburts-
theile mit warmem Oelen zu bähen. Auch bei hysterischen An
fällen begoss man die Kranken mit kaltem Wasser. Dasselbe
geschah über den ganzen Körper bei Wassersüchtigen, sowie
man auch Begiessungen mit kaltem Wasser bei Wahnsinnigen
anwendete. Cölius Aurelianus wollte in der Nähe des
Lagers der Wahnsinnigen laufendes Wassers angebracht wis
sen, durch dessen Geräusch die Kranken zum Schlafe kommen
sollten. Wasserscheue rieth Celsus unversehens in einen Teich
zu werfen, Cölius Aurelianus empfahl dagegen nur Ein
tauchen in kaltes Wasser. In Lethargus versunkene Kranke
lässt Celsus, um sie zu wecken, plötzlich mit kaltem Wasser
begiessen, eben so Epileptische, so wie an der Zunge Gelähm
te, bei denen aber das Begiessen oft wiederholt weiden sollte.
Auch in krampfhaften Uebeln versuchten Neuere oft mit Glück
das kalte Wasser. Doucettheilt 3 Fälle von Trismus trau-
maticus mit, w'o die kalte Douche entschieden nützte. Gleich
nach der ersten kräftigen Anwendung derselben spürten die
Kranken auffallenden Nachlass der Erscheinungen und 3—4ma-
lige Wiederholung reichte hin, das Uebel für immer zu besei
tigen. Dupuytren und andere französische Aerzte behandel
ten den Veitstanz mit gutem Erfolge durch kalte Begiessungen.
Dass bei Cholera asiatica und zwar in den gefährlichsten For
men und Stadien kalte Begiessungen oft noch halfen, haben
die Erfahrungen von Casper, Sachs, Müller etc. gezeigt
und die guten Wirkungen der kalten Begiessungen bei Opium
vergiftungen sind bekannt.— 4)Innerer Gebrauch des war
men Wassers in Krankheiten. Die Sitte, täglich warmes