Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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III. Matena medica und Toxikologie. 
nach zwar anfangs der Schmerz heftiger wurde, bald aber ganz 
auf hörte. Andere, wie Lucius, wendeten das Wasser dage 
gen auf das entgegengesetzte, nicht schmerzende Ohr an. Bei 
Kolikschmerz rühmte man die kalte Douche, welche die Grie 
chen xaTaxlvoi-iov nannten, auf die leidende Stelle (C ö 1 i u s 
Aurel.). Gegen Catarrhe empfahl man ebenfalls das kalte 
Wasser und zwar liess man es anfangs nur iin Munde halten 
und denselben damit ausspulen, später aber wurden kalte Ueber- 
schläge, oder Ausdrücken der mit kaltem Wasser gefüllten 
Schwämme auf Hals und Brust empfohlen. Um dem Ausfallen 
der Haare vorzubeugen, oder dasselbe zu mindern, liess man 
den Kranken in ein warmes Bad setzen, begoss ihm dann den 
Kopf mit kaltem Wasser und wenn er das Bad verlassen hatte, 
musste er nochmals den Kopf einige Zeit einem reichlichen 
Wasserstrahle aus einer Bmnnenröhre aussetzen. (Alex. Tr all.). 
Gegen Saamenfluss rühmte man nicht nur kalte Begiessungen, 
sondern liess selbst die Kranken im kältesten Wasser schwim 
men, auch rieth man, um allzuhäufige Pollutionen zu verhüten, 
kalte Waschungen an. Kreissende begoss man im Alterthume 
mit Wasser und liess sie dabei herumgehen, doch missbilligte 
Moschion dieses Verfahren und rieth dagegen die Geburts- 
theile mit warmem Oelen zu bähen. Auch bei hysterischen An 
fällen begoss man die Kranken mit kaltem Wasser. Dasselbe 
geschah über den ganzen Körper bei Wassersüchtigen, sowie 
man auch Begiessungen mit kaltem Wasser bei Wahnsinnigen 
anwendete. Cölius Aurelianus wollte in der Nähe des 
Lagers der Wahnsinnigen laufendes Wassers angebracht wis 
sen, durch dessen Geräusch die Kranken zum Schlafe kommen 
sollten. Wasserscheue rieth Celsus unversehens in einen Teich 
zu werfen, Cölius Aurelianus empfahl dagegen nur Ein 
tauchen in kaltes Wasser. In Lethargus versunkene Kranke 
lässt Celsus, um sie zu wecken, plötzlich mit kaltem Wasser 
begiessen, eben so Epileptische, so wie an der Zunge Gelähm 
te, bei denen aber das Begiessen oft wiederholt weiden sollte. 
Auch in krampfhaften Uebeln versuchten Neuere oft mit Glück 
das kalte Wasser. Doucettheilt 3 Fälle von Trismus trau- 
maticus mit, w'o die kalte Douche entschieden nützte. Gleich 
nach der ersten kräftigen Anwendung derselben spürten die 
Kranken auffallenden Nachlass der Erscheinungen und 3—4ma- 
lige Wiederholung reichte hin, das Uebel für immer zu besei 
tigen. Dupuytren und andere französische Aerzte behandel 
ten den Veitstanz mit gutem Erfolge durch kalte Begiessungen. 
Dass bei Cholera asiatica und zwar in den gefährlichsten For 
men und Stadien kalte Begiessungen oft noch halfen, haben 
die Erfahrungen von Casper, Sachs, Müller etc. gezeigt 
und die guten Wirkungen der kalten Begiessungen bei Opium 
vergiftungen sind bekannt.— 4)Innerer Gebrauch des war 
men Wassers in Krankheiten. Die Sitte, täglich warmes
	        
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