III. Materia roedica und Toxikologie.
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ten Wassers und seine Wirkungen; er scheint sich besonders
des Regenwassers bedient zu haben. Neuerlich wurde dieser
Gegenstand wieder vielfältig erörtert. In hitzigen Fiebern und
acuten exantheinatischen Krankheiten kalte Bäder oder kalte
Begiessnngen anzuwenden, gehört vorzugsweise der neuern Zeit
an und rühmlichst bekannt sind deshalb die Preisschriften von
Frölich, Reuss, Pitschaft. Vorschriften über den Ge
brauch der kalten Waschungen in den Masern gab Thär und
über die äussere Anwendung desselben im Scharlach verbreitete
sich sehr belehrend v. Martius, seine Ansichten und Erfah
rungen aber über Gesichtsrose und deren Behandlung mit kal
tem Wasser theilte Reuss mit. Vom Nutzen der kalten Fo-
mentationen in Gehirnentzündung handelte besonders gründlich
V, Vogel und zeigte durch mehrere Beobachtungen das Zweck
mässige dieses Verfahrens. Auch gegen die häutige Bräune
Wurden kalte Begiessungen mit bestem Erfolge versucht, wenn
es auch nicht an Beispielen von tödtlichem Ausgange bei die
sem Verfahren fehlt. Neuerlich hat sie Schmidtmann wie
der gerühmt. Heilsame Wirkungen sah man auch bei scrophu-
löser Augenentzündung von kalten Umschlägen. Ueber die Wirk
samkeit des Wassers in Behandlung der Wunden, Geschwüre,
Hautkrankheiten etc., handelte Macartney, doch wurde
schon früher in Deutschland auf die heilsame Wirkung des Eis-
'vassers bei Schusswunden aufmerksam gemacht. Im Alterthum
empfahl man äusserlich kaltes Wasser hei Ardor ventriculi
(Alex. Trallianus), besonders beim Brennlieber. Archi-
genes liess bei Ardor ventriculi Ueberschläge von Schnee
machen, bei Passio cardiuca Umschläge von kaltem Wasser auf
die Brust, und später geschmolzenen Schnee mit Wein auf die
selbe Art anwenden, Eudemus gebrauchte dagegen Kiystiere
v <m kaltem Wasser, so wie kalte Bäder. Ausgebreitet war im
■Alterthum der Gebrauch des kalten Wassers bei Hämorrhagieen.
Hei Nasenbluten liess man nach Scribonius Largus das
ganze Gesicht mit kaltem Wasser bespritzen, oder in Schwäm
men auf dasselbe appliciren, ja in hartnäckigen Fällen wieder
holt den Kopf damit begiessen. Letzteres Verfahren war auch
gegen Kopfweh gebräuchlich, insofern es von Congestionen des
Kopfs abhing. Bei Blutspeien liess man Ueberschläge von kal
tem Wasser auf das Gesicht machen und bei Mutterblutungen
die Geburtstheile mit kaltem Wasser und Essig bähen, auch
begoss man das Gesicht oft mit kaltem Wasser und Hess der
Kranken mit Fächern frische Luft zuwehen. Bei Blutungen
empfahl man im Allgemeinen Ausdrücken von mit kaltem Was
ser angefüllten Schwämmen auf den leidenden Theil, oder auch
Umschläge von nassen Tüchern. Man hielt es für der Gesund
heit zuträglich, den Kopf oft kalt zu waschen, besonders iin
Sommer und bei Kopfweh. Nach Ar eiligen es Hessen Einige
«ei Otalgie kaltes Wasser ins schmerzende Ohr giessen, wo-
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