Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

III. Materia roedica und Toxikologie. 
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ten Wassers und seine Wirkungen; er scheint sich besonders 
des Regenwassers bedient zu haben. Neuerlich wurde dieser 
Gegenstand wieder vielfältig erörtert. In hitzigen Fiebern und 
acuten exantheinatischen Krankheiten kalte Bäder oder kalte 
Begiessnngen anzuwenden, gehört vorzugsweise der neuern Zeit 
an und rühmlichst bekannt sind deshalb die Preisschriften von 
Frölich, Reuss, Pitschaft. Vorschriften über den Ge 
brauch der kalten Waschungen in den Masern gab Thär und 
über die äussere Anwendung desselben im Scharlach verbreitete 
sich sehr belehrend v. Martius, seine Ansichten und Erfah 
rungen aber über Gesichtsrose und deren Behandlung mit kal 
tem Wasser theilte Reuss mit. Vom Nutzen der kalten Fo- 
mentationen in Gehirnentzündung handelte besonders gründlich 
V, Vogel und zeigte durch mehrere Beobachtungen das Zweck 
mässige dieses Verfahrens. Auch gegen die häutige Bräune 
Wurden kalte Begiessungen mit bestem Erfolge versucht, wenn 
es auch nicht an Beispielen von tödtlichem Ausgange bei die 
sem Verfahren fehlt. Neuerlich hat sie Schmidtmann wie 
der gerühmt. Heilsame Wirkungen sah man auch bei scrophu- 
löser Augenentzündung von kalten Umschlägen. Ueber die Wirk 
samkeit des Wassers in Behandlung der Wunden, Geschwüre, 
Hautkrankheiten etc., handelte Macartney, doch wurde 
schon früher in Deutschland auf die heilsame Wirkung des Eis- 
'vassers bei Schusswunden aufmerksam gemacht. Im Alterthum 
empfahl man äusserlich kaltes Wasser hei Ardor ventriculi 
(Alex. Trallianus), besonders beim Brennlieber. Archi- 
genes liess bei Ardor ventriculi Ueberschläge von Schnee 
machen, bei Passio cardiuca Umschläge von kaltem Wasser auf 
die Brust, und später geschmolzenen Schnee mit Wein auf die 
selbe Art anwenden, Eudemus gebrauchte dagegen Kiystiere 
v <m kaltem Wasser, so wie kalte Bäder. Ausgebreitet war im 
■Alterthum der Gebrauch des kalten Wassers bei Hämorrhagieen. 
Hei Nasenbluten liess man nach Scribonius Largus das 
ganze Gesicht mit kaltem Wasser bespritzen, oder in Schwäm 
men auf dasselbe appliciren, ja in hartnäckigen Fällen wieder 
holt den Kopf damit begiessen. Letzteres Verfahren war auch 
gegen Kopfweh gebräuchlich, insofern es von Congestionen des 
Kopfs abhing. Bei Blutspeien liess man Ueberschläge von kal 
tem Wasser auf das Gesicht machen und bei Mutterblutungen 
die Geburtstheile mit kaltem Wasser und Essig bähen, auch 
begoss man das Gesicht oft mit kaltem Wasser und Hess der 
Kranken mit Fächern frische Luft zuwehen. Bei Blutungen 
empfahl man im Allgemeinen Ausdrücken von mit kaltem Was 
ser angefüllten Schwämmen auf den leidenden Theil, oder auch 
Umschläge von nassen Tüchern. Man hielt es für der Gesund 
heit zuträglich, den Kopf oft kalt zu waschen, besonders iin 
Sommer und bei Kopfweh. Nach Ar eiligen es Hessen Einige 
«ei Otalgie kaltes Wasser ins schmerzende Ohr giessen, wo- 
19»
	        
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