III. Materia medica und Toxikologie.
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ten Galmei in den Apotheken an; häufiger sind anstatt des natürli
chen Galmei’s zinkische Hüttenproducte untergeschoben. — Die
Putia wird mit Recht fast von allen neueren Pharmakopoen aus
geschlossen, da solche nur dem Namen nach noch existirt, in
dem die Bedingungen zu ihrer Erzeugung, wie früher, nicht
mehr vorhanden sind. Zu zahlreichen Malen fand der Verf.
hei Apothekenrevisionen mancherlei Dinge der Tutia substituirt,
bisher aber nur ein einziges Mal zinkoxydhaltige, welche offen
bar sehr alt war. Gewöhnlich kommt Kalksinter, Osteocolla,
Stinkkalk vor, ja ein Mal fand der Verf. sogar ein kieselhal
tiges Fossil und bleihaltiges Hüttenproduct anstatt der wahren
fulia. Deshalb verdient die Tutia aus Aut Materia medica ver
bannt zu werden. Ganz dasselbe gilt von dem Nihilum albutn,
anstatt dessen gegenwärtig nur gepulverter und wieder zusain-
niengebackener Gyps verkauft wird. Niemals fand Verf. ein
Nihilum album in den Apotheken, in welchem auch nur eine
Spur von Zinkoxyd enthalten gewesen wäre. [Annalen der
Pharm. Bd. XL H. 2. S. 180.]
130. Recamier’s neues Causticum zur Heilung
des Cancer uteri. Ein pharmakologischer Beitrag vom
Prof. Dr. v. Si'iicz in Wien. Recainier, Arzt am Hotel
Dien zu Paris, sollte einem Goldarbeiter ein cancröses Geschwür
an der Wange heilen. Während Pat. sich mit einer in Königs
wasser bewirkten Goldauflösung beschäftigte und seine damit
benässten Finger oft an das lästig juckende und schmerzende
Geschwür seiner Wange brachte, heilte das Geschwür. Reca-
mier fasste dieses Factum auf und wandte jenes Mittel zur
Heilung eines cancrösen Geschwürs mit ausgetranzten zerrisse
nen Rändern am collo uteri einer Frau an, w elche über schnei
dende, stechende Sachm erzen im Hypogastrio klagte und schon
lange an Metrorrhagie litt. Binnen 5 Wochen wurde das in
Königswasser gelöste Chlorid mittelst eines Charpiepinsels acht
®lal auf die Geschwürfläche gebracht und das Uebel voll
kommen geheilt.— Die Bereitungsart dieses wichtigen Cau-
sticum ist: liec. Aquae Regiae (scu Acidi nitrico-murialici)
5.1• Chloridi auri cryställisati Grana vi. Soluta dentur ad
vitrinn. — Die Anwendung dieses Mittels geschieht mittelst
e *nes an einem laugen Stiele befestigten Charpiepinsels, welchen
mau in das Causticum taucht, und ihn durch das Specuhnn
zum Geschwüre führt und dieses so oft wiederholt, bis sich
mne Eschara bildet, die alsdann mit Charpiebäuschen bedeckt
w ird. Nach 3—4 Tagen fällt der Schorf ab, und man wieder
holt nun die Cauterisation. Nach 6—Smaligem Operiren, in 24
~-32 lagen ist die Cur vollbracht. Die Anwendung des Mittels
8 °H nicht die geringsten Schmerzen machen. Ob es jeden Can-
Cer heilte, muss von der Zeit erwartet werden. [Oesterr.
,nc 'd. Jahrb. Bd. 19. St. 3.]
137. Wohlthätige Wirkung der Bierhefe bei