III. 'Matena medica und Toxikologie. 285
das Quecksilber ein heroisches Mittel nenne: denn hier in den
langem und engern Schläuchen kommt das Quecksilber von al-
} e n Seiten in genaue Berührung mit den Darmwandungen, die,
,n fortwährender Bewegung begriffen, es auseinander treiben
und ins Unendliche zertheilen, bis es in die feinsten Kügelchen
z erfallen ist und so zerstreut und zermalmt setzt es sich über
all an Zotten und Valveln an und kann sich nicht eher wieder
vereinigen, als bis Verstopfung oder Leben aufgehört haben.
Sonach kann man von einem metallischen Pfropfen auf dem
Widerstandspuncte nicht mehr sprechen , ja leicht kann es
kommen, dass auch kein Atom des Metalls bis dahin kommt
und daher geschieht es auch, dass, falls die Genesung erfolgt,
das Quecksilber nicht gleich auf ein Mal, sondern nach und
Uach in kleinen Portionen und zerstreuten Kügelchen, oder erst
später, nachdem es sich irgendwo, vielleicht in der Nähe des
Afters, gesammelt hat, in einer grossem zusammenhängenden
Maasse abgeht und dass selbst nach dem Tode bisweilen noch
einige Zeit verstreicht, ehe es sich auf einen Haufen sammeln
kann. — Dies ist die Vorstellung, welche H. von der Wir
kung des regulinischen Quecksilbers hat und er glaubt, dass er
demselben in technischer Hinsicht keinen grossen Abbruch ge-
than habe. Im Gegentheile steht jetzt seiner Anwendung nichts
utehr entgegen und es kann unter jeder Bedingung und in mög
lichst grossen Gaben ohne allen Nachtheil gereicht werden.
Nur hinsichtlich des Nutzens und der Wirksamkeit hat er dem
Quecksilber einen beschränktem Kreis, als die frühem Lobred
ner, angewiesen, weil er ihm nur eine beschränkte, vermittelnde,
transitorische Wirkung einräumen konnte. Wie ganz anders
dachte sich H. dagegen die Wirkung der Belladonna? Ihre
ausgezeichnete dynamische Kraft auf die irritable Faser, mit
der sie, wie kein anderer Körper, in so wunderbarer Bezie
hung s t e |it, diese ihre specilicische Kraft liess ihn hoffen, dass
aie, mit den Därmen in möglichst genaue Berührung gebracht,
auch auf diese nicht ohne Einfluss bleiben, dass sie also auch
"n Ileus als Klystier angewendet, nicht ganz unwirksam seyn
"erde, und er darf hoffen, dass er sich nicht getäuscht habe.
Dieser Aufsatz war bereits beendigt, als der Verf. durch
Koner jun. aus Berlin veranlasst wurde, einige Versuche
*ut dem regulinischen Quecksilber an Kaninchen anzustellen,
deren Resultate folgende waren: a) das Quecksilber macht int
Augenblick insofern Eindruck auf den Magen, als es, nach
Verhältniss seiner Quantität, denselben mehr oder weniger aus
dehnt und, wenn er mit Speisen angefüllt und in der Verdau
ung begriffen ist, gefährliche Zufälle hervorbringen kann, b)
da» Quecksilber bleibt im Magen und wird, wie jeder andere
Körper nur durch den Motus peristalticus aus demselben ent-
,er nt. c ) auch in den übrigen Theilen des Tractm intestino-
r,mt bewegt sich das Quecksilber nur langsam fort, zerfällt aber