Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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III. Materla medica und Toxikologie, 
kann also dieser Ansicht nicht durchweg beipßichten, doch will 
er auch nicht das Quecksilber, ein seit Jahrhunderten im Ileus, 
angewendetes Mittel muthwillig herabsetzen, sondern es soll ihm 
•■ur ein seinem Range gebührender Platz angewiesen werden, 
damit man nicht ferner, es überschätzend, getäuscht und irre 
daran werde. Er hat es sich daher zur besondern Aulgabe ge 
macht, die Art seinerWirkung fasslicher, mehr naturgemäss zu 
erklären, damit sich auch zugleich ein richtigeres Maass für 
seine Wirksamkeit herausstelle und diese Aufgabe sucht er, wie 
folgt, zu lösen. Nachdem das Quecksilber mit dem ganzen Ge 
wicht durch den Schlund in den Magen gefallen ist, lagert es 
8) ch da, wo die grosse Curvatur am niedrigsten ist und bleibt 
daselbst vermöge seiner Schwere einige Zeit in seinem Zusamr 
ntenhange liegen. Der sehr dehnbare Magen wird dadurch tief 
berabgezogen und Pat. fühlt, je nachdem die Menge grösser 
oder geringer war, mehr oder w’eniger in Scrobiculo Cordts 
oder tiefer herab eine Sclnvere. Hiervon ist nun die nächste 
Wirkung, dass das Erbrechen aufhört. Dies ist eine Thatsache, 
die sich schon zu oft wiederholt hat, als dass man sie noch 
ferner bestreiten könnte, die aber auch von der täglichen Er 
fahrung bestätigt wird und physiologisch begründet ist. Säug 
linge nämlich, die nur flüssige Nahrung gemessen, brechen 
leichter, als Erwachsene; Körper von eim'germassen dichter Con- 
sistenz erschweren das Erbrechen; bei Indigestionen erleichtert 
und befördert man das Vomiren durch warme verdünnende Ge 
tränke, ja man unterstützt selbst Brechmittel durch solche auf 
losende Flüssigkeiten und unauflösliche Körper von einigem 
Umfange können gar nicht durch Erbrechen aus dem Magen 
entleert w erden. Sei es nun, dass durch Anspannung der Mus 
kelhaut diese geradezu in ihren wellenförmigen Bewegungen 
gehemmt wird, oder sei es, nach Schultz’s Ansicht, dass, in 
dem die grosse Curvatur ausgedehnt und verlängert wird, der 
kleine Arcus sich in eben dem Verhältnisse verkürzt, der Py- 
lorus mehr gegen die Cardia gezogen wird und beide einander 
näher gebracht werden und dass dadurch der Magen dem der 
herbivoren Thiere ähnlich wird, so ist es nicht mehr nur Hy 
pothese, dass, wenn beim Ileus Körper von so absolutem Ge 
wichte, wie Quecksiber in den Magen gelangen, das Erbrechen 
a| ifhören und so lange unterdrückt w’erden muss, als jene im 
Klagen bleiben. Einerlei ist es aber, ob man sagt: das Erbre 
chen oder die antiperistaltische Bewegung hört auf, denn wel 
cher Theorie des Brechens man anhängt, so ist es doch gewiss, 
dass beim Heus das Erbrechen durch den Molus antipcristalii- 
cw.s bedingt wird. Hört also auf den Eindruck, den das Quek- 
®>lber auf den Magen hervorbringt, das Erbrechen auf, so heisst 
dies eben so viel, als: die Kraft mittelst der die antiperistalti- 
sclte Bewegung rege wurde, wird da, wo sich das Quecksil 
ber befindet, gebrochen und ausser Wirksamkeit gesetzt und
	        
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