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III. Materla medica und Toxikologie,
kann also dieser Ansicht nicht durchweg beipßichten, doch will
er auch nicht das Quecksilber, ein seit Jahrhunderten im Ileus,
angewendetes Mittel muthwillig herabsetzen, sondern es soll ihm
•■ur ein seinem Range gebührender Platz angewiesen werden,
damit man nicht ferner, es überschätzend, getäuscht und irre
daran werde. Er hat es sich daher zur besondern Aulgabe ge
macht, die Art seinerWirkung fasslicher, mehr naturgemäss zu
erklären, damit sich auch zugleich ein richtigeres Maass für
seine Wirksamkeit herausstelle und diese Aufgabe sucht er, wie
folgt, zu lösen. Nachdem das Quecksilber mit dem ganzen Ge
wicht durch den Schlund in den Magen gefallen ist, lagert es
8) ch da, wo die grosse Curvatur am niedrigsten ist und bleibt
daselbst vermöge seiner Schwere einige Zeit in seinem Zusamr
ntenhange liegen. Der sehr dehnbare Magen wird dadurch tief
berabgezogen und Pat. fühlt, je nachdem die Menge grösser
oder geringer war, mehr oder w’eniger in Scrobiculo Cordts
oder tiefer herab eine Sclnvere. Hiervon ist nun die nächste
Wirkung, dass das Erbrechen aufhört. Dies ist eine Thatsache,
die sich schon zu oft wiederholt hat, als dass man sie noch
ferner bestreiten könnte, die aber auch von der täglichen Er
fahrung bestätigt wird und physiologisch begründet ist. Säug
linge nämlich, die nur flüssige Nahrung gemessen, brechen
leichter, als Erwachsene; Körper von eim'germassen dichter Con-
sistenz erschweren das Erbrechen; bei Indigestionen erleichtert
und befördert man das Vomiren durch warme verdünnende Ge
tränke, ja man unterstützt selbst Brechmittel durch solche auf
losende Flüssigkeiten und unauflösliche Körper von einigem
Umfange können gar nicht durch Erbrechen aus dem Magen
entleert w erden. Sei es nun, dass durch Anspannung der Mus
kelhaut diese geradezu in ihren wellenförmigen Bewegungen
gehemmt wird, oder sei es, nach Schultz’s Ansicht, dass, in
dem die grosse Curvatur ausgedehnt und verlängert wird, der
kleine Arcus sich in eben dem Verhältnisse verkürzt, der Py-
lorus mehr gegen die Cardia gezogen wird und beide einander
näher gebracht werden und dass dadurch der Magen dem der
herbivoren Thiere ähnlich wird, so ist es nicht mehr nur Hy
pothese, dass, wenn beim Ileus Körper von so absolutem Ge
wichte, wie Quecksiber in den Magen gelangen, das Erbrechen
a| ifhören und so lange unterdrückt w’erden muss, als jene im
Klagen bleiben. Einerlei ist es aber, ob man sagt: das Erbre
chen oder die antiperistaltische Bewegung hört auf, denn wel
cher Theorie des Brechens man anhängt, so ist es doch gewiss,
dass beim Heus das Erbrechen durch den Molus antipcristalii-
cw.s bedingt wird. Hört also auf den Eindruck, den das Quek-
®>lber auf den Magen hervorbringt, das Erbrechen auf, so heisst
dies eben so viel, als: die Kraft mittelst der die antiperistalti-
sclte Bewegung rege wurde, wird da, wo sich das Quecksil
ber befindet, gebrochen und ausser Wirksamkeit gesetzt und