Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

282 III, Materia medica und Toxikologie. 
so würde inan es für Illusion halten. H. kann daher auch nicht 
glauben, dass der Malus nntipertstalticus, die unmittelbare 
Folge der Darmverstopfung, aufhöre, wenn der Darm noch 
mehr verstopft würde. Es müsste sich wohl gerade umgekehrt 
verhalten; de» krankhaft gereizte Darm müsste auf deu neuen 
mechanischen Reiz um so lebhafter reagiren und die convulsivi- 
schen anti'peristaltischen Bewegungen müssten oberhalb des Me 
talls sich um so ungestümer regen. 3) Sammelte sich das Queck 
silber wirklich da, wo der Widerstand beginnt, an und bildete 
es einen Pfropfen, so müsste man es fast als Wunder anstau 
nen , dass die Organisation des Darms einem so mächtigen Ein 
griffe resistiren kann. Man denke sich die Beschaffenheit des 
Darms an dieser Stelle wie man will, so wäre es doch unbe 
greiflich , wie er da selbst ein Gewicht von 1 Pfunde und dar 
über tragen kann, ohne in seiner ganzen Peripherie auseinander 
gerissen zu werden. Nun hat man zwar von solchen Zerreis- 
sungen schon oft gesprochen und sie gefürchtet, doch ohne 
Grund, denn sie sind noch nie vorgekommen, wenn man auch 
den Mercur schon zu 1 Pfund gegeben hat, wie Hauff erzählt, 
und wenn man auch nicht angestanden hat, ihn sogar im offen 
bar entzündlichen Ileus zu verordnen, wie Ebers angiebt. 
Ja, was noch mehr ist, man bemerkt kaum eine Reaction da 
gegen; die Kranken empfinden bloss vorübergehende Schwere, 
aber nicht den geringsten Schmerz darauf. Wie sollte dies aber 
bei solcher Zerrung und Anspannung des Darms möglich seyn. 
4) Ist diese Ansicht noch immer die Erklärung schuldig ge 
blieben, w'olier es kommt, dass nach gehobener Verstopfung 
und wieder hergestellter Permeabilität des Darmkanals das Queck 
silber nicht sogleich und auf ein Mal, sondern in der Regel 
in kleinen Portionen und erst nach mehreren Tagen, ja Wo 
chen wieder ausgeleert wird, und man kann ihr diese Erklä 
rung um so weniger erlassen, als es offenbarer Widerspruch 
wäre, dass, während das Quecksilber, bei antiperistaltischen 
und convulsivischen Bewegungen durch Magen, Duodenum, Je 
junum und Ileum ungehindert durchläuft und im Augenblick zur 
krankhaften Stelle gelangt, es jetzt, nach Beseitigung der Ver 
stopfung und Rückkehr der regelmässigen Bewegung, auf dein 
kürzern Wege durch das geräumige Colon und Rectum im Laufe 
aufgehalten würde. Endlich ist bei dieser Ansicht 5) auch noch 
der Umstand übersehen worden, dass die specifisclie Schwere, 
d. h. diejenige, mittelst der die Körper gegen ihre Unterlage 
drücken, lediglich und ausschliesslich in senkrechter Linie ge 
dacht werden kann, dass dagegen Darmwindungen grössten- 
theils horizontale Richtung nehmen. Befände sich nun das 
Hinderniss eben nicht in einer der herabsteigenden, sondern in 
den aufsteigenden oder transversellen Theilen des Darms, so 
würde ja das Quecksilber sich zu denselben ganz indifferent 
verhalten und nicht den geringsten Druck darauf ausüben. H-
	        
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