Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

UI. Materia medica und Toxikologie. 277 
und dünn, fast wässrig* Das Mädchen trank jetzt von der Pyr- 
monter eisenhaltigen Mineralquelle. Im Juli stellte sich wieder 
tägige Harnverhaltung, die ganz von denselben Zufällen, wie 
früher, begleitet war, ein, bei der sich aber durch den Ka 
theter fast jedes Mal i Kanne Harn entleeren liess. Am 1. 
■Aug. zeigte L. die Kranke dem Regim.-Arzte Dr. Spiegel 
thal aus Paderborn, dieser rieth die Belladonna, die bisher 
»och nicht angewendet -worden war und von der derselbe 
rühmte, dass sie ihm bei krampfhaften Zusammenschnürungen 
»uisculöser Theile, namentlich der Sphincteren, schon oft die 
besten Dienste geleistet habe, sowohl innerlich, als äusserlich 
zu geben. Anfangs schien dieses Mittel auch wirklich nützen 
zu wollen, da aber danach bald Trockenheit im Halse, Schwin 
del etc. sich einfanden, musste man es bald wieder aussetzen. 
Ein zweiter Versuch unterblieb, weil man sich vor jenen nach 
theiligen Erscheinungen fürchtete. Mit Uebergehung eines weit 
läufigen Raisonnements, wie es gekommen, dass sich der so 
lange im Unterleibe zurückgehaltene und sich daselbst so be 
deutend angesammelte Urin endlich auf den oben angegebenen 
Wegen entleerte, so wie auch aller Einzelheiten etc» die noch 
Während des Verlaufs dieses so eigentümlichen Uebels vorka- 
men, hat L. diese Krankengeschichte bekannt gemacht, hoffend, 
dass sie doch für Manchen interessant seyn wird und schliess 
lich nur hinzugefügt, dass Pat. weder ganz von ihren Kräm 
pfen, noch auch vom Bandwurme, obgleich man abermals ver 
sucht hat, ihn abzutreiben, befreit ist, sich dabei aber sonst 
leidlich befindet. [Casper’s Wochenschr. f. d. ges. Heilk. 
1836. Nr. 16.] 
III. Materia medica und Toxikologie. 
133. Sehr starke Mundaffection nach kleinen 
Raben Sublimat; mitgetheilt von Dr. Hacker in Leipzig. 
R. aus G., etliche 40 Jahre alt, von kräftiger Constitution, 
früher nie syphilitisch, hatte sich vor 3 Wochen ein Geschwür 
an der Vorhaut zugezogen, welches ein Chirurg aus M. seit 
einigen Tagen mit Bleiwasser behandelt hatte. Als mich R. 
am 24. April dieses Jahres besuchte, war das Geschwür kaum 
Von dem Umfange einer Linse, ging aber, was nur durch die 
sehr geschw ollene Hautstelle, auf welcher es sass, möglich wurde, 
wenigstens 2 Linien in die Tiefe, und zeigte das ausgespro- 
chendste syphil. Gepräge. Ich rieth, die Stube zu hüten, ver- 
ordnete strenge Diät (des Tags 3 Wassersuppen, jede mit i Dreier 
semmel), ein Sarsaparillendecoct (§j. mit Ä‘ü- zu fe“i. einzukochen), 
liess 4 Gran Mercurius solubilis zu 20 Pulvern vertheilen, und 
verordnete heute 1, Morgen 2, dann 3 etc. Pulver. Den 28. 
bekam Pat. heftigen Durchfall, und nahm diesen, so wie den
	        
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