270 II. Pathologie, Therapie und medicinisclte Klinik.
wissen wir, dass das Fieber Folge der Entzündung ist. Man
muss also zuerst die Entzündung heben, ehe das Fieber geho
ben weiden kann. R. hat nun oben die fast constante Wir
kung des Tart. einet, auf die Schleimhäute angeführt. Bei
Entzündung sind diese bis in die feinsten Luftröhrenäste und
Bronchialzellen in gereiztem trocknen Zustande und der eigent
liche Sitz der Krankheit. Bald nach Anwendung des Tart.
einet, beginnt seine auflösende Wirkung auf sie, die vermehrte
Secretion deutet auf Verminderung der Entzündung und R. glaubt
auch nicht zu irren, wenn er hierin den Beweis seiner Heil
kraft sieht. Daher wirkt er auch weit weniger günstig in der
Pleuritis, weil die Pleura eine seröse Haut ist und eine allen-
fallsige günstige Wirkung hier somit nur auf derivatorische
Weise vor sich gehen kann. Dass der Tart. einet, bei Grei
sen nicht so vortheilhäft wirkt, mag darin liegen, dass die
Schleimmembrane der Athmungsorgane bei denselben weniger
Reizfähigkeit besitzen, als bei Jüngern, was um so erklärlicher
ist, als schon längst Magendie dargethan hat, dass die Lunge
der Alten durch Obliteration der Haargefässe der Lungenarterien
specifisch leichter und eben so die die Bronchialäste ausklei
dende Schleimhaut in ihrer natürlichen Secretionsfähigkeit her
abgestimmt wird. Wie die Wirkung auf die Athmungsorgane,
so ist auch ganz die auf die Schleimhäute des Darmkanals.
Zuerst stellt sich vermehrte Schleimabsonderung ein, dann wird
die Membran rein, entzündungsfrei, trocken, und daraus lässt
es sich leicht erklären, warum der Tart. einet, nach den Aus
leerungen so hartnäckige Verstopfung bewirkt. R. bemerkt nur
noch, dass überall, wo jene Secretionsvermehruug der Schleim
häute des Athmungsorgans eintritt, unfehlbar Besserung folgt,
und dass alle, die dem Verf. an diesem Uebel starben, jener
Secretion sich nicht erfreuten. Diese Wirkungssymptome sind
denen der Hamilton’schen Methode sehr ähnlich, wo die gros
sen Gaben Calomel ebenfalls oft Erbrechen und Durchfall und
vermehrte Secretion der Athmungsorgane bewirken. Schiffner
in Wien verordnet nach dem Aderlass alle 4 bis 1 Stunde 4 Gran
Calomel mit sehr günstigem Erfolge und aus dem Mitgetheilten
ist sehr erklärlich, warum dieses Verfahren dieselben Resultate,
wie der Tart. einet, verschafft. Doch möchte R. bei gleicher
Wirksamkeit dem letztem bei Weitem den Vorzug vor dem auf
den Gesammtorganismus weit nachtheiliger einwirkenden Queck
silber geben. [Heidelberger medic. Annalen. Bd. II. Heft 1.]
131. Herzleiden, wa hrsch ein 1 ich E r w eit er un g
der rechten Herzkammer; vom Prof. Dr. Lichtenstaedt.
Hoppe bemerkt in seinem Werke über Herzkrankheiten, dass
die genauere Erforschung derselben, zu der man neuerlich
gekommen ist, dazu führen müsse, sie nicht für blosse patholo
gische Schreckbilder zu halten, sondern sie zu heilen. Hierzu
dürfte man jedoch wohl nur bei denen gelangen, die ihr Uebel-