Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

II. Pathologie, Therapie lind medicinische Klinik. 269 
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nicht einmal das Gedeihen derselben sehr abhängig von der 
Krankheit und den dagegen angewendeten Mitteln sei. Dann 
begegnet der Verf. einer andern Frage, nämlich der: ob Blut- 
auswurf den Tart. emet. contraindicire. 2 Fälle mit bedeuten 
dem fast reinem Blutauswurfe bestätigen ihm die günstige Wir 
kung des Tart. cmet. Der eine Kranke hatte sogar durch einen 
Sturz auf die Seite sich die Krankheit zugezogen. Auch das 
Nichtvertragen des Mittels, die zu heftigen Ausleerungen wer 
den als Gegenanzeigen angeführt, was aber R. nur dann an 
erkennt, wenn der Tart. emet. in den ersten 3 Tagen keine 
Erleichterung hervorbringt. Er hat diess nur bei zwei Indivi 
duen beobachtet, von denen das eine starb, das Andere auf 
grosse Gaben Calomel genas. Mit Lännec aber muss er darin 
übereinstimmen, dass er weniger heroisch wirkte bei zugleich 
Vorhandenem Gelenk - oder Muskelrheumatismus und noch hin 
zusetzen, dass er im Allgemeinen bei Greisen weniger entspre 
chend wirkt, als bei jiingern Individuen. — Es fragt sich nun 
aber auch: wie geschieht die vorteilhafte Wirkung des Tart. 
emet. auf das entzündete Lungenorgan ? Hier kommt 11. auf das 
Feld der Speculation, auf dem er nicht gern wandert, doch 
erlauben ihm seine practischen Beobachtungen einige Schlüsse, 
die keine Hypothesen sind und bei denen er auch in der Er 
klärung stehen bleiben will, um nicht mit Meinungen ohne 
reellen Grund zu kämpfen. Stoll und Andere erklären sich 
die Wirkung des Tart. emet. blos aus seiner ausleerenden Ei 
genschaft, indem dadurch die Ursache eines sympathisch auf 
die Lunge wirkenden Reizes entfernt würde, oder indem durch 
Erregung eines andern Organs das leidende erleichtert werde. 
Andern scheint es mehr Verstimmung eines Theils des pneumo- 
gastrischen Nerven zu seyn, der ableitend auf den andern Theil 
'virken müsse. Nach Rasori ist er ein Contrastimulans, ein 
unmittelbares Herabstimmungsmittel des Fiebers. Lännec er 
klärt sich darüber mit folgenden Worten: „es scheint sonach, 
dass die einzige Art und Weise, wie man sich beim jetzigen 
Stande der Wissenschalt Rechenschaft davon geben kann, die 
!st, dass man annimmt, dass der Tart. stibialus die Energie 
der interstitiellen Aufsaugung in gewissen Fällen und besonders 
Wenn im Organismus Ueberschuss an Energie, Tonus oder Ple 
thora vorhanden ist, vermehrt.“ Die Einwürfe des Verfs. las 
sen sich kurz fassen. Der Tart. emet. bewirkt nicht selten 
gar keine Ausleerungen, gar keine Ekelerregung und dennoch, 
wie besonders Lännec beobachtete, eben so grosse, ja selbst 
noch auffallendere Erleichterung. Wäre es die vermehrte Ab 
sorptionskraft, die hier wohlthätig erregt wird, so müsste der 
Tart. emet. in vielen andern Uebeln, w o jene Wirkung erwünscht 
'väre, Heilung bewirken. Die wenigen und seltenen Ealle, wo 
Oedeme unter seiner Anwendung verschwanden, genügen durch 
aus noch nicht. Soll er geradezu das Fieber überwältigen, so
	        
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