II. Pathologie, Therapie lind medicinische Klinik. 269
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nicht einmal das Gedeihen derselben sehr abhängig von der
Krankheit und den dagegen angewendeten Mitteln sei. Dann
begegnet der Verf. einer andern Frage, nämlich der: ob Blut-
auswurf den Tart. emet. contraindicire. 2 Fälle mit bedeuten
dem fast reinem Blutauswurfe bestätigen ihm die günstige Wir
kung des Tart. cmet. Der eine Kranke hatte sogar durch einen
Sturz auf die Seite sich die Krankheit zugezogen. Auch das
Nichtvertragen des Mittels, die zu heftigen Ausleerungen wer
den als Gegenanzeigen angeführt, was aber R. nur dann an
erkennt, wenn der Tart. emet. in den ersten 3 Tagen keine
Erleichterung hervorbringt. Er hat diess nur bei zwei Indivi
duen beobachtet, von denen das eine starb, das Andere auf
grosse Gaben Calomel genas. Mit Lännec aber muss er darin
übereinstimmen, dass er weniger heroisch wirkte bei zugleich
Vorhandenem Gelenk - oder Muskelrheumatismus und noch hin
zusetzen, dass er im Allgemeinen bei Greisen weniger entspre
chend wirkt, als bei jiingern Individuen. — Es fragt sich nun
aber auch: wie geschieht die vorteilhafte Wirkung des Tart.
emet. auf das entzündete Lungenorgan ? Hier kommt 11. auf das
Feld der Speculation, auf dem er nicht gern wandert, doch
erlauben ihm seine practischen Beobachtungen einige Schlüsse,
die keine Hypothesen sind und bei denen er auch in der Er
klärung stehen bleiben will, um nicht mit Meinungen ohne
reellen Grund zu kämpfen. Stoll und Andere erklären sich
die Wirkung des Tart. emet. blos aus seiner ausleerenden Ei
genschaft, indem dadurch die Ursache eines sympathisch auf
die Lunge wirkenden Reizes entfernt würde, oder indem durch
Erregung eines andern Organs das leidende erleichtert werde.
Andern scheint es mehr Verstimmung eines Theils des pneumo-
gastrischen Nerven zu seyn, der ableitend auf den andern Theil
'virken müsse. Nach Rasori ist er ein Contrastimulans, ein
unmittelbares Herabstimmungsmittel des Fiebers. Lännec er
klärt sich darüber mit folgenden Worten: „es scheint sonach,
dass die einzige Art und Weise, wie man sich beim jetzigen
Stande der Wissenschalt Rechenschaft davon geben kann, die
!st, dass man annimmt, dass der Tart. stibialus die Energie
der interstitiellen Aufsaugung in gewissen Fällen und besonders
Wenn im Organismus Ueberschuss an Energie, Tonus oder Ple
thora vorhanden ist, vermehrt.“ Die Einwürfe des Verfs. las
sen sich kurz fassen. Der Tart. emet. bewirkt nicht selten
gar keine Ausleerungen, gar keine Ekelerregung und dennoch,
wie besonders Lännec beobachtete, eben so grosse, ja selbst
noch auffallendere Erleichterung. Wäre es die vermehrte Ab
sorptionskraft, die hier wohlthätig erregt wird, so müsste der
Tart. emet. in vielen andern Uebeln, w o jene Wirkung erwünscht
'väre, Heilung bewirken. Die wenigen und seltenen Ealle, wo
Oedeme unter seiner Anwendung verschwanden, genügen durch
aus noch nicht. Soll er geradezu das Fieber überwältigen, so