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V. Gynäkologie und Pädiatrik.
der Frohnleichnamswoche schwanger geworden seyn und den
•^6. bis 28. Mai noch einmal die Menstruation gehabt haben.
Die Periode soll zuerst im 15. Jahre erschienen und alle 4 Wo
ehen, mit Ausnahme einer Unterbrechung im 16. Jahre durch
Pneumonie, immer regelmässig sich gezeigt haben. Von bedeu
tenden Krankheiten in früherer Zeit wusste sie nicht. Den Coi
tus hatte sie vor Ausbleiben der Periode vielmal, nämlich meh-
t'ere Monate nach einander auf regelmässige Weise ausgeübt.
Die letzte Menstruation war eben so regelmässig wie die an
dern, daher glaubte maii schliessen zu dürfen, dass sie nicht
n och während der Schwangerschaft menstruirte. Der Conus
tvurde auch im ersten Monate mehrmals gepflogen, so dass man
ficht bestimmen kann, ob die Conception bald nach der letzten
Periode, oder vor dem Ausbleiben derselben Statt gehabt hat,
somit ein möglicher Irrthum von 4 Wochen Vorkommen kann.
Die ersten Bewegungen der Frucht bemerkte sie Milte October.
Die im October angestellte innerliche und äusserliche Untersu
chung ergab nachstehendes: der Grund des Uterus, der mehr
fach vorn geneigt war, als man in dieser Zeit der Schwanger
schaft zu erwarten hat, befand sich unter dem Kabel und. der
Nabel selbst stieg in die Höhe. Da man doppelte Scoliosis,
fämlich Sförmige Krümmung fand, so war es wahrscheinlich,
dass die letzten Lendenwirbel zu stark nach vorn traten und
somit der Uterus nach vorn gedrückt wurde. Der Eingang in
die Scheide war erweitert und hatte wenig Falten. Die Portio
Va gi>ialis war um die Hälfte verkürzt, weich, und fand sich
^wischen dem Eingang in der Beckenhöhle. Das Promontorium
konnte man mit dem Zeigefinger erreichen, es stand somit zu
falle am Schaambogen und wahrscheinlich auch zu tief nach
abwärts. Die Weite des Querdurchmessers des Ausgangs betrug
3 t —4 Zoll, die Weite des geraden Durchmessers des Ausgangs
3 f Zoll, die Grösse des Schambogens war regelmässig und die
äussere Conjugata theils mit der Hand, theils mit Baudeloc-
^Ue’s Beckenmesser gemessen hatte 5y ,< , daher die innere Con-
Jugata 2|". Als man der muthmasslichen Berechnung nach
glaubte, dass die Schwangerschaft bis zur 35. oder 36. Woche
Vor geschritten sei, entschloss man sich zur künstlichen Früh
geburt. Als Vorbereitung hatte man die Schwangere vom 16. Jan.
1835 an einen Tag um deu andern ein Bad nehmen und mit
telst d’Outrepont’s Cylinder TJng. uilth. in die Mutterscheide
bis an die Vaginalportion täglich 2 Mal einbringen lassen. Den
Jan. erhielt sie ein Elect. Jenit iv., wovon sie, zur Beför-
uening der Stuhlausleerung täglich einige Löffel nehmen sollte.
Die vermeinten Nachtheile des Eihautstichs zu verhüten und die
»'ortheile bezweckend, die man von Erweckung der Geburts-
‘hätigkeit mittelst Einbringens eiaes Ausdehnungswerkzeuges in
dle Vaginalportion mit Schonung der Eihäute erwartet, wollte
*fan entweder ein Stück Pressschw amm einfiihren oder das Aus-