234 IV. Chirurgie und Ophthalmologie.
Knochen von der Grösse eines Thalers 4- Zoll tief in das Ge
hirn eingedrückt, und die Gehirnsubstanz so verletzt, dass ein
kleiner Theil davon verloren ging. Der Knabe war ohne Be
wusstsein , erbrach Galle, röchelte und knirschte init den Zäh
nen. Man setzte eine kleine Trepankrone an und kauin war
das ausgeschnittene Knochenstiick gehoben, so fing der Ver
wundete an, zu schreien. Nicht ohne grosse Mühe gelang es
endlich, die eingedrückte Knochenpartie in die Norinallage zu
bringen und so das Gehirn vom anhaltenden Drucke zu befreien.
Kaum war dies geschehen, so öffnete der Knabe die Augen,
schrie und wurde unruhig, knirschte jedoch noch mit den Zähnen.
Man machte kalte Umschläge, gab Mandelmilch mit Nitrum
und wegen zu befürchtenden Trismus, Mucilag. gg. arab, c.
op., und dann ein auflösendes Klystier. Bis zum 2. Abend
wechselte der Zustand unter Sopor und Unruhe. Jetzt machte
eine grössere Fieber-Reacth a mit Gongestionen zum Kopfe das
Ansetzen von 10 Blutegeln an die Schläfe erforderlich. Dies
hatte den besten Erfolg; jedoch stellten sich in den nächsten
Tagen leichte Convulsionen ein, die aber bald schwiegen, nach
dem einige scharfe Knochenränder weggenommen worden. Ein
Druckverband, den man auf die Trepanations-OefFnung machte,
um das stark hervordrängende Gehirn zurück zu halten, wurde,
wegen heftiger Corsvulsionen, nicht vertragen. Jedoch trat
das Gehirn nun weiter nicht vor; der Knabe wurde sich be
wusst, konnte aber noch nicht reden. Der anfangs gelähmte linke
Arm wurde beweglich, während der rechte gelähmt wurde.
Die ganze äussere Platte des eingedrückt gewesenen Knouhen-
stückes sonderte sich ab, aus der Diploe trat gesunde Gtanu-
lation hervor und die Wunde heilte bis zur Grösse eines Gro
schenstücks: da blieb die Wunde immer schwammig; der Höl
lenstein half nichts mehr, wohl aber ward durch ein Decoct.
Quercus c. Extr. Ratanh. die Heilung erzielt. Innerlich wurde
<jhina-Decoct gegeben. Alle krankhafte Zufälle verloren sich,
bis auf die fehlende Sprache, die so langsam zurückkehrte,
dass der Knabe nur wie ein kleines Kind wieder reden lernen
musste. [Ocstwr. med. Jahrb. Bd. 19. St. 2.]
112. Ueber die Behandlung alter Ganglien
durch die Punction und Gompression derselben;
von Dr. Chailly. Wendet man die bisherigen Erfahrungen
über die Wirkungen des Contacts zwischen serösen Häuten auf
die Ganglien an, so müsste Entleerung derselben auf die inan
solche Gompression folgen liesse, dass die serösen, secerniren-
den Wandungen in Berührung erhalten würden, radicale Hei'
lung bewirken. Dem Verf. stehen wirklich einige Fälle z u
Gebote, in denen er, um völlige Entleerung möglich zu machen,
einen kleinen Troicart an der Seite und am tiefsten Puncte des
Gangliens einführte und darauf Druckverband anlegte. Den
Verband Hess er stets mit kaltem, etwas alcoholisirtem Wasser