Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

216 11. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 
her auch mit denen des Yerfs. überein. Die früher angenom 
menen mittelbaren Uebertragungen durch Insecten, besonders 
Fliegen, sind neuerer Zeit sehr zweifelhaft geworden, und man 
hat jedenfalls jetzt bessere Erklärungen für die Uebertragung 
des Contagiuni ohne unmittelbare Berührung. Verf. weiss zu 
dem von Schröder (Rust’s Magazin Bd. 29, Hft. 2) hier 
über gesagten Nichts zuzufügen, als dass auch ihm kein Fall 
vorgekommen, wo eine solche Uebertragung nachweisbar Statt 
gefunden hätte. — Bei mittelbarer Uebertragung hat das Con- 
tagium in der Regel in Dunstform eingewirkt; daher die 
Häufigkeit der Ansteckung des Gesichts, wie sie sich, nach den 
Oberextremitäten, auch dem Verf. am Oeftersten darlegte, und 
zwar unter etwa 40 — 50 Fällen 10 Mal. Das Gesicht ward 
mitunter die Stelle des Ausbruchs, obschon die Hände, welche 
mit dem Blute der geschlachteten Thiere sehr verunreinigt wor 
den waren, frei blieben, was sich wahrscheinlich dadurch er 
klären lässt, dass diese schuell gereinigt wurden, jenes nicht. 
Schwieriger sind die Fälle zu erklären, wo der Ausbruch der 
Krankheit bei solchen Individuen Statt hatte, Welche dem Schlach 
ten eines so erkrankten Thieres nicht beigewohnt hatten; indess 
war aber dann immer ein solches in derselben Ortschaft. Man 
musste zu der Annahme zurückgehen, dass das Milzbrandcon- 
tagiuin auch in weiterer atmosphärischer Verbreitung wirke. 
So weiss man ja, dass die ursprüngliche Entstehung bei Thie- 
ren von atmosphärischen Verhältnissen abhängt, dass die Ver 
breitung den Character der Epizootie annehmen kann, und so 
mit hat die Potenzirung zu einem Luftmiasma an sich nichts 
Widersprechendes. Allein anderer Seits ist dann auch das Con- 
tagium gleichsam diluirter und daher weniger wirksam, Wi 0 
sich deshalb die letztere Ansteckungsart auch seltener ereigne* 
und die darnach erfolgte Krankheit, gelinder verläuft. Auch 
Schröder spricht sich 1. c. auf ähnliche Weise aus, und 
nimmt eine eigne örtliche Prädisposition an. Diese beschränkt sich 
jedoch keineswegs auf kleine örtliche Läsionen, denn die 
schwarze Blatter erscheint notorisch auch an früher anscheinend 
ganz gesunden Stellen und es lassen sich daher aus dieser A»' 
nähme keine prakt. Folgerungen ziehen. — Ausser diesen 3 
Ansteckungsarten sind dem Verf. auch unbezw'eilelte Fälle vor- 
gekommen, wo sie durch den Genuss des Fleisches mü z ' 
brandiger Thiere erfolgte. Hierdurch soll aber nicht behaupte* 
werden, dass dies immer geschehe, im Gegentheil blieben mehrere 
Personen nach dem Genüsse desselben gänzlich davon verschont- 
Auffallend häufiger ereignet sich diese Ansteckung bei Thieren, 
bei Hausgeflügel, besonders aber bei Schweinen, welche Ve r ‘* 
sehr oft alsbald darnach crepiren sah; w obei jedoch die Erklä 
rung auch sehr leicht ist, indem diese ja das frische Blut etc. ge 
nossen. Der Genuss kleiner Portionen gehörig zubereiteten Mus 
kelfleisches wird und kann sich bei Menschen natürlich nie
	        
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