II. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 199
24stündiger Dauer der Vorboten fing die eigentliche Krankheit
an. Der Anfang derselben wurde in keinem Falle durch star
ken Frost, wie dieser doch gewöhnlich die bedeutenderen acu
ten Krankheiten einleitet, bezeichnet; vielmehr nahm man die
örtlichen Erscheinungen zuerst wahr. Die Pat. empfanden näm
lich, unter dem Ohre, zwischen dem Aste des Unterkiefers und
dein Proc. mastoid., dumpfen, drückenden, sich allmählig bis
unter den Unterkiefer erstreckenden Schmerz. Druck aul die .
schmerzhafte Stelle steigerte denselben, so wie er auch haupt
sächlich durch die Bewegungen des Kiefers beim Sprechen und
Vorzugsweise beim Sprechen heftiger wurde. Darin lag auch
eine der Hauptbeschwerden, die in den hohem Graden des
liebels sogar das Trinken hinderte. Das Verschlucken der ein
Mal in den Mund gebrachten Dinge war weiter nicht schwie
rig und W. hat fast keinen Kranken gesehen, bei dem man
den Symptomen nach auf einigermassen beträchtliche Angina
favcium hätte schliessen können. Mundhöhle und Rachen wa
ren beim Unvermögen, den Mund zu öffnen, natürlich nicht zu
besichtigen. — An den schmerzhaften Stellen erhob sich Ge
schwulst, die , in der Regel in den Parotiden anfangend, sich
auf die Submaxillardriisen ausbreitete und dann auf gleiche
Weise in beiden fortbestand. Die anfangs geringe Anschwel
lung erreichte in kürzerer oder längerer Zeit ihre Höhe, bis
weilen schon in der ersten Nacht, bisweilen erst in 2 oder 3
1 ugen. Bei Einigen wurde die Geschwulst nicht besonders
hoch und entstellte in so fern auch nicht auffallend; bei. An
dern dagegen wurde sie sehr beträchtlich und entstellte dann
das Gesicht bedeutend, woher das Uebel wohl den Namen:
Bauerwetzel erhalten hat. Die geringe Geschwulst ging ledig
lich von den Drüsen aus und die Geschwulst war dann um
schrieben , hart. Bei bedeutenderer Anschwellung litt offenbar
das Zellgewebe sehr mit, da die Geschwulst weicher und so
ausgedehnt war, dass sie am Unterkiefer entlang bis zum Kinn
King. Bei einem überhaupt den schwersten Fall des Uebels
darstellenden Kranken erstreckte sich die Geschwulst in glei
cher Höhe von den Winkeln des Unterkiefers und dem Kinne
b*s zu den Schlüsselbeinen und brachte eine merkwürdige Ent
stellung zu Wege. Die Haut auf den geschwollenen Theilen
'var nur wenig röther, als im gesunden Zustande und hing
meist von der überhaupt lebhaftem Röthung des Gesichts ab.
Gestörte Function der Parotiden und Submaxillardrüsen gab sich
nicht zu erkennen, denn die Speichelabsonderung war weder
Vermindert, noch vermehrt, so wie auch das Secret nicht alie-
nirt erschien. Daher klagten die Pat. weder über Trockenheit
des Mundes, noch über vermehrten Zufluss des Speichels, noch
über ätzende Beschaffenheit desselben. Selbst bei Entscheidung
. r Krankheit und Abnahme der Geschwulst bemerkte man
«Mchts von Speichelfluss. — Nicht immer waren beide Seiten