V. Staatsarzneikunde.
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eine weitere Vorbereitung zu treffen, mit einer Lanzette aus
freier Hand einen Einstich in die Kniekehle des Pat., den er
Vor sich hintreten Hess; unmittelbar nach dem Einstiche strömte
eine grosse Menge hellrothes Blut bald in Bogen, bald stoss-
weisse hervor und lief durch die Stube hindurch bis zur Thiire.
Dr. K, äusserte nun, es sei eine Pulsader lädirt gewesen, liess
jetzt erst pharpie und Binde anfertigen, brachte einen Charpie-
pfropf in die Wunde ein, legte ein Bäuschchen darüber und
befestigte dies mit einer Binde. Pat. empfand hierauf heftige
Schmerzen, fühlte sich sehr erschöpft, musste sich zu Bett
legen und konnte mit dem kranken Beine nicht mehr aultreten.
Am 16. März wiederholte Dr. K., dass seit 4 Jahren eine Ar
terie verletzt gewesen, die er nun durch einen geschickten Wund
arzt unterbinden lassen wolle, worauf dann das Knie in 8 Ta
gen gelieilt seyn und Pat. wieder gehen können würde, den
Verband nahm er nicht ab; einige Tage darauf äusserte er gegen
eine dritte Person, er habe die Geschwulst öffnen müssen um
zu sehen ob Blut oder Eiter darin sei, dabei habe er freilich
eine Arterie verletzt, die nun am Schenkel unterbunden werden
müsse. Am 24. März fand Hof-Chirurg B. von Dr. K. ein
geladen, ihm bei der Operation eines Aneurysma beizustehen,
Pat. todtkrank, elend und erschöpft am Ofen sitzend; der erste
Verband lag noch auf der Wunde, nach dessen Entfernung er
bei genauerer Untersuchung die Krankheit für ein cmeurysma
spurium circnmscriptum erkannte; er legte einen passenden Ver
band an, und schlug, falls nicht so Heilung erfolgen, und neue
Blutungen eintreteh sollten, die Amputation vor, weil er die
Unterbindung nicht für ausreichend hielt; die Verletzung der
Arterie hatte er selbst nicht wahrgenommen, doch hatte ihm
Dr. K. selbst erzählt, wie er einen. Abscess vor sich zu haben
und diesen öffnen zu müssen geglaubt, statt dessen aber eine
Arterie verletzt habe. Einige Tage zuvor hatte sich auch ein
anderer Arzt durch die anwesenden Symptome, namentlich die
rauschende Arterien-Pulsation in der Wunde überzeugt, dass eine
Arterie verletzt sei. In den folgenden Tagen traten wiederholt,
28. März aber eine besonders heftige Blutung ein; am 29.
kamen mehrere Aerzte ohne Theilnahme des Dr. K. zu einer
Consultation bei dem Kranken zusammen und beschlossen die
Unterbindung vorzunehmen; da aber bei Abnahme des Verban
des abermals ein Blutfluss von mehreren Pfunden erfolgte, wobei
der Kranke äusserst schwach wurde, so musste die Operation
verschoben werden; übrigens überzeugten sich die anwesenden
Aerzte theils durch die verschiedene Färbung des Blutes, wel
ches ausfloss, theils aus der erfolglosen Anwendung des Tour-
inquets, um die Blutung zu hemmen (indem, jvenn dasselbe ober
halb des Kniees angelegt wurde, zwar kein Arterienblut mehr,
aber nur um so stärker das Venenblut ergossen wurde und so
umgekehrt bei Anlegung des Tourniquets unterhalb der Wunde),