Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

V. Staatsarzneikunde. 
185 
eine weitere Vorbereitung zu treffen, mit einer Lanzette aus 
freier Hand einen Einstich in die Kniekehle des Pat., den er 
Vor sich hintreten Hess; unmittelbar nach dem Einstiche strömte 
eine grosse Menge hellrothes Blut bald in Bogen, bald stoss- 
weisse hervor und lief durch die Stube hindurch bis zur Thiire. 
Dr. K, äusserte nun, es sei eine Pulsader lädirt gewesen, liess 
jetzt erst pharpie und Binde anfertigen, brachte einen Charpie- 
pfropf in die Wunde ein, legte ein Bäuschchen darüber und 
befestigte dies mit einer Binde. Pat. empfand hierauf heftige 
Schmerzen, fühlte sich sehr erschöpft, musste sich zu Bett 
legen und konnte mit dem kranken Beine nicht mehr aultreten. 
Am 16. März wiederholte Dr. K., dass seit 4 Jahren eine Ar 
terie verletzt gewesen, die er nun durch einen geschickten Wund 
arzt unterbinden lassen wolle, worauf dann das Knie in 8 Ta 
gen gelieilt seyn und Pat. wieder gehen können würde, den 
Verband nahm er nicht ab; einige Tage darauf äusserte er gegen 
eine dritte Person, er habe die Geschwulst öffnen müssen um 
zu sehen ob Blut oder Eiter darin sei, dabei habe er freilich 
eine Arterie verletzt, die nun am Schenkel unterbunden werden 
müsse. Am 24. März fand Hof-Chirurg B. von Dr. K. ein 
geladen, ihm bei der Operation eines Aneurysma beizustehen, 
Pat. todtkrank, elend und erschöpft am Ofen sitzend; der erste 
Verband lag noch auf der Wunde, nach dessen Entfernung er 
bei genauerer Untersuchung die Krankheit für ein cmeurysma 
spurium circnmscriptum erkannte; er legte einen passenden Ver 
band an, und schlug, falls nicht so Heilung erfolgen, und neue 
Blutungen eintreteh sollten, die Amputation vor, weil er die 
Unterbindung nicht für ausreichend hielt; die Verletzung der 
Arterie hatte er selbst nicht wahrgenommen, doch hatte ihm 
Dr. K. selbst erzählt, wie er einen. Abscess vor sich zu haben 
und diesen öffnen zu müssen geglaubt, statt dessen aber eine 
Arterie verletzt habe. Einige Tage zuvor hatte sich auch ein 
anderer Arzt durch die anwesenden Symptome, namentlich die 
rauschende Arterien-Pulsation in der Wunde überzeugt, dass eine 
Arterie verletzt sei. In den folgenden Tagen traten wiederholt, 
28. März aber eine besonders heftige Blutung ein; am 29. 
kamen mehrere Aerzte ohne Theilnahme des Dr. K. zu einer 
Consultation bei dem Kranken zusammen und beschlossen die 
Unterbindung vorzunehmen; da aber bei Abnahme des Verban 
des abermals ein Blutfluss von mehreren Pfunden erfolgte, wobei 
der Kranke äusserst schwach wurde, so musste die Operation 
verschoben werden; übrigens überzeugten sich die anwesenden 
Aerzte theils durch die verschiedene Färbung des Blutes, wel 
ches ausfloss, theils aus der erfolglosen Anwendung des Tour- 
inquets, um die Blutung zu hemmen (indem, jvenn dasselbe ober 
halb des Kniees angelegt wurde, zwar kein Arterienblut mehr, 
aber nur um so stärker das Venenblut ergossen wurde und so 
umgekehrt bei Anlegung des Tourniquets unterhalb der Wunde),
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.