174 IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
nur bei jedem anhaltenden Mutterblutflusse, sondern auch beim
hartnäckigen, namentlich übelriechenden Fluor albus, muss eine
genaue Untersuchung der innern Geschlechtsteile vorgenommen
werden. Der 1. Fall Hess nicht sogleich auf einen Polypen
schiiessen. Die Frau erwähnte, weil sie an keinen Zusammen
hang der spätem mit den frühem Leiden dachte, des lästigen
Schleimabgangs nur beiläufig, dennoch hing von der richtigen,
durch eine innere Untersuchung allein möglichen, Diagnose das
Leben der Pat. ab. In dem 3. Falle fehlten die, gewöhnlich
bei Polypen des Uterus vorkommenden, Erscheinungen fast gänz
lich. Die innere Exploration liess den Grund der Blutungen
sehr leicht ahnen, durch dessen nacldierige Bestätigung die
höchst aufgeregte Kranke nicht nur beruhigt, sondern ihre
Einwilligung zur Operation auch erleichtert wurde. Eine
von geübter Hand, nicht durch unwissende Hebammen, ange-
stellte Untersuchung würde sicher beweisen, dass der Gebär-
mutterpolyp häufiger ist, als von Manchen angenommen wird.
2) Der Polyp des Muttergruudes fällt nicht vermöge seiner
Schwere aus dem, durch seine zunehmende Grösse ausgedehn
ten, Uterus, wie aus einem unthätigen Behälter hervor, son
dern reizt die Gebärmutter zu kräftigen Contractionen, wodurch
er, durch den schon geöffneten Muttermund, ausgetrieben wird.
In dem I. Fälle war der Polyp lange gross genug, allein die
Torpidität des Uterus hinderte, dass er ausgestossen xvurde.
In dem 3. Falle trat er, trotz dem dass der Muttermund erst
im Begriffe stand sich zu öffnen, ohne äussere Veranlassung,
allein durch die Anstrengung der Gebärmutter, plötzlich, nach
anderthalbstündigen höchst schmerzhaften Wehen, aus der Ge
bärmutter heraus. 3) Die Unterbindung ist, bei geöff
netem Muttermunde, innerhalb der Gebärmutter
möglich, und stets indicirt, sobald wegen gänzli
cher Unthätigkeit des Uterus zur Entfernung des
selben, das Leben der Pat. davon abhängt. Dieser
passive Zustand des Uterus gestattet die Möglich
keit d e r Un t er bindung. So lange der Polyp fest
eingekeilt, oder der Muttermund geschlossen ist,
erreichen die Zufälle nie eine gefährliche Höhe,
„es kann in solchem Falle nie von der Indication
zu einer unausführbaren Unterbindung die Rede
se yn. “ 4) Der Rath mancher Schriftsteller, bei bedeutender
Rückwirkung auf den Organismus, z. B. hektischem Fieber etc.,
den Tod durch die Operation nicht noch zu beschleunigen, ist
erfahrungswidrig. Der 1. und 2. Fall beweisen das Gegentheil.
Die Kur der Mutterpolypen ist gerade eine der erfolgreichsten
und dankbarsten in der operativen Chirurgie. 5) Die Abwei
chung (im 2. Falle) von dem gewöhnlichen Verhalten des Mut
termundes zum Polypenstiel beweisst, dass dies diagnostische
Zeichen, bei dein Gebärmuttevhalse oder der Lefze des Mutter-