Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

166 III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
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einen vorübergehenden Bekannten abwartend, schwankend sich 
nach Hause führen lassen musste, denn es war ihm, als ginge 
die vor ihm horizontal sich hinziehende Strasse stets sich mehr 
senkend bergab und als müsse er dadurch seine Schritte mehr 
und mehr bis zum Hinfallen beflügeln. Ein Aderlass hob jedes 
mal den Zufall. Solcher Schwindelanfälle, die jedesmal Ader 
lass forderten, waren seit 1 Jahre viele vorgekommen, als C. 
abermals am 2. Oct. um eine Anweisung für den Chirurg ge 
beten wurde: M. war nämlich an diesem Tage mit Schw indel 
erwacht. Der Aderlass brachte Erleichterung, doch blieb "Wüst 
heit und Eingenommenheit des Kopfs zurück, die bald in nie 
empfundene Zufälle übergingen. M. sah Alles doppelt. Noch 
an demselben Tage gerufen, fand der Yerf. ausser dem etwas trä 
gen Pulse, der aber durch den Aderlass erst am Vormittage 
von Härte und Völle nichts nachwies und einem etwas gerö- 
theten Gesicht nicht eine beunruhigende Erscheinung. In kei 
nem Auge fand sich eine Trübung, in beiden aber war Arcus 
senilis zu sehen. Das Doppeltsehen war im Stehen, Sitzen, 
Liegen, bei nahen und fernen Gegenständen, das eine oder 
andere Auge mochte geschlossen seyn, oder nicht etc. sich gleich i 
und Pat. konnte deshalb nicht lesen und nicht schreiben. Jeden 
falls ging in einem Theile des Hirns, vielleicht am Thalam. 
nerv, optic., am Chiasma, an den Vierhügeln etwas vor, sei 
es blosse Localcongestion oder beginnende Ausschwitzung. — 
C. liess daher sogleich eine kräftige Localb.'utung durch viele 
Blutegel im Nacken einleiten, ein grosses Vesicator auf den 
kahlen Scheitel legen und kräftige Ableitungen auf den Darm 
kanal durch Glaubersalz und Inf. Senn. cp. machen. Tags 
darauf war Pat. nach ruhiger Nacht, bis auf das Doppeltsehen 
ganz wohl und blieb es auch bei andauernden Ausleerungen 
durch den Stuhl und Ableitungen durch das allmählig stark in 
Eiterung gesetzte Vesicator auf den Kopf und bei gleichzeitigem 
Gebrauche eines starken Inf. Arnicae als Thee durch die fol 
genden Tage. Weder Eingenommenheit des Kopfs, noch 
Schwindel, oder Schwäche setzten den Kranken in Unruhe; 
desto besorgter aber wurde der Verl, als der Blick allmählig 
etwas Fremdartiges annahm, das täglich merklicher wurde und 
mehr und mehr in ausgebildetes Schielen durch Stellung beider 
Augen nach innen überging, wenn gleich Aussehen und Beweg 
lichkeit beider Pupillen nichts Abnormes darboten. Am 6. kehrte 
Pat. von einem Spaziergange erschrocken zurück, weil sich 
zum Doppeitschen ein neues, ihm unerklärliches Symptom ge 
funden hatte. Alle Häuser standen mit den Dächern nach unten, 
Menschen, Reiter, vorüberfahrende Wagen gingen, ritten, fuh 
ren doppelt, aber verkehrt, mit den obern Theilen nach unten, 
mit den untern nach oben auf der nach oben gekehrten Strasse. 
Beim Besuche am 7. davon benachrichtigt, zeigte dem Verf. 
der langsame, volle,, harte Puls wiederholt einen Aderlass an<
	        
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