Full text: (Neueste Folge, Band 2 = 1836, No 9-No 16)

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III. Chirurgie und Ophthalmologie. 
und an der Brust einer 62 Jahre alten Frauens 
person; vom Wundarzt und Geburtshelfer Roeckek in Lud 
wigsburg. — Wenn gleich die Lipome so sehr häufig nicht 
Vorkommen und schon deshalb der einzelne Fall als Beitrag fiir 
die pathologische Anatomie der Zellgew ebskrankheiten unter 
der Oberhaut der Veröffentlichung nicht unwerth ist, so würde 
doch R. nach den v. Walther j Meckel, Lobstein, Du 
puytren u. A. beschriebenen Vorgängen nachstehenden Fall 
nicht mitgetheilt haben, wenn er sich nicht eben sowohl hin 
sichtlich des Sitzes und der Ausdehnung des Hautleidens, als 
hinsichtlich des Blutreichthunis im Innern von den bis jetzt be 
kannten Fällen unterschiede. Friederike W.*, unverheirathet, 
aus guter Familie, von lymphatisch-atrabilarischer Constitution, 
soll von einem ganz gesunden Vater gezeugt und von einer mit 
vielen Hautwarzen behafteten Mutter als hübsches, gesundes 
Mädchen geboren worden seyn. Unter 5 Geschwistern war sie 
das einzige Mädchen, und nur ein älterer, schon längst ver 
storbener Bruder soll ähnliche Hautwarzen und Geschwülste ge 
habt haben, w ie sie sich bei der Schw ester in Ueberzahl und theils 
in ungeheurer Ausdehnung fanden; 2 noch lebende Brüder sind 
kräftige hautgesunde Männer und auch in ihrer Familie beobach 
tet man kein derartiges Hautleiden. — Die im Oct. 1835 höchst 
abgezehrt an Erschöpfung Verstorbene war etwas unter der 
niittlern Grösse und sah erdfahl aus. In Folge rhachitiseher 
Bisposition waren die untern Hals - und obern Brustwirbel ky- 
photisch gebogen. Die Extremitäten waren proportionirt und 
gerade; die Genitalien normal. Bis zur Pubertät, in der sich 
zwischen dem 14. und 15. Jahre die Periode ohne besondere 
Beschwerde entwickelte, gedieh das Mädchen fast ohne alle 
körperliche Störung. Die Zeit für die Entfaltung der rhachiti- 
«chen Knochenerw eichung konnte man nicht mehr bestimmt nach- 
w eisen, doch hat sie wohl wahrscheinlich erst nachher angefan 
gen. Die Periode blieb bis zum 56. Jahre regelmässig und 
stets ohne alle Nebenzufälle. Zwischen dem 15. und 20. Jahre 
stiegen jedoch einzelne kleine lipomatöse Auswüchse unter der 
Baut empor, deren Wachsthum sichtbar bemerkbar, doch ohne 
Mle Rückwirkung auf das ungestört gute Allgemeinbefinden war. 
Frühzeitig entwickelten sich bei dem muntern, sehr eiteln und 
pützsüchtigen Mädchen Geschlechtstrieb und Sehnsucht nach der 
Elle, und W as ihr hier nicht gewährt wurde, suchte sie später 
durch gute Nahrung und geistige Getränke zu ersetzen. Es 
wuchsen jetzt nicht nur die am frühsten aufgekeimten Fett- 
geschwülste unaufhaltsam fort, sondern es wucherten auch fast 
an allen Orten neue nach. Die damals grösste und dünngestielte, 
« Pfund schwere Geschwulst wurde im 32. Jahre durch Unter 
bindung entfernt und die übrigen Fettgeschwülste schienen auf 
Kosten der verschwundenen um so rascher fortgewuchert zu 
' a ben. Die grösste vom Unterkiefer der rechten Seite, dem
	        
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