156 HL Chirurgie und Ophthalmologie.
der lethargische Zustand noch am andern Tage an; nur machte
es sich zuweilen bei Ankündigung natürlicher Bedürfnisse schon
lautbar, auch verrieth es bei Berührung des Unterleibs durch
Widerstreben Schmerz. Als Ursache des letztem, so wie der
Betäubung selbst, musste B. die im Leibe noch verhaltenen
schädlichen Stoffe ansehen, da das Kind überhaupt nur wenig
gebrochen hatte. Es erhielt daher, damit dieselben abgeführt
würden, das Ol. Ricini in Milch, das denn auch die Besserung
bald herbeiführte. — Ein Meerschweinchen, das gleichzeitig
von der Schierlingswurzel gefressen hatte, crepirte bald darauf.
Bei Section desselben fanden sich weder in der Brust - noch in
der Bauchhöhle organische Störungen irgend eines Eingeweides,
die das Ableben hätten zur Folge haben können. Lungen,
Herz, Magen und Darmkanal waren von natürlicher Farbe und
Dichtigkeit, nur letztere vom reichlichen Inhalte etwas stark
ausgedehnt. Dieselbe natürliche Färbung bemerkte man auch
auf der innern Wandung des Magens, der mit vielem grünli
chen Speisebrei angefüllt war, auf dessen Oberfläche man deut
lich noch einen Theil der Wurzel sah. In der Kopfhöhle fand
dagegen das natürliche Verhältniss nicht Statt. Sämmtliche
Gelasse des Hirns waren wie mit Blut injicirt und der Raum
für dasselbe zu klein. Ein deutlicher Beweis fiir die narkoti
sche Wirkung dieses Giftes. [Med. Zeit. v. Vereine f. Heilk.
in Pr. 1836. Nr. 11.]
III. Chirurgie und OniTiiAi.Mor.oGiE.
69. Unbegränzter Gesichtsbrand; vom Prof. Joh.
Koemm zu Grätz. — Wegen Zahnschmerzen hatte sich eine
24jährige, wohlgenährte und stets gesund gewesene Bäuerin
den 8. Mai einige Blutegel an das Zahnfleisch der linken un
tern Backzähne setzen lassen, worauf die linke Wange an
schwoll. Man fand Pat. ohne Fieber, alle Functionen ihres
Körpers, bis auf das beschwerte Kauen, normal; an der ge
schwollenen Wange äusserlich einen flohstichähnlichen schwar
zen Fleck, nach innen das Zahnfleisch und die Wange gangrä
nös. — Die Behandlung war erst antiphlogistisch, dann erre
gend, aber dennoch bildete sich ein Fieber, welches bald nervös
und dann putrid wurde. Die gangränöse Zerstörung schritt
unaufhaltsam vorwärts, vernichtete in wenig Tagen die ganze
Wange und das Auge, und ging von letzterm Punkte aus in
das Gehirn, worauf den 4. August der Tod apoplectisch erfolgte.
— Die halbe Gesichtsseite, alle Gebilde in der Augenhöhle und
ein grosser Theil der linken Gehirnhemisphäre waren vom Brande
zerstört. •— Die eigentliche Ursache dieses Uebels ist unbekannt.
[Oesterr. med. Jahrb. Bd. 19. St. 1.]
70. Ungewöhnlich grosses Lipom am Halse