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I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
Drüsen, Muskeln, Zellgewebe näherten sich mehr einer homo
genen , in Erweichung befindlichen Masse. In einem Falle,
der die Charactere der Krankheit sehr ausgeprägt darstejlte,
war zugleich das Periosteum an der innern Seite der Unterlunn-
lade, der Stelle, wo zuerst brandigte Jauche zu läge kam,
entsprechend, vom Knochen gelöst und dieser selbst missfarbig.
Die Schleimhaut des Mundes, der Zunge, der Choanen, des
Schlundes und der Luftröhre, war theils sehr wenig, theils gar
nicht geröthet, ein w'enig anfgelockert und in letzter fand sich
viel weisslicher, selten röthlich tingirter Schleim. Vagus und
Recurrens waren in dem von der Geschwulst umfassten 1 heil
nicht blos im Neurilem, sondern auch in ihrer Substanz selbst
missfarbig, schmutzig röthlich. Brust- und Kopfhöhle öffnete
man nicht. — In 3 Fällen, an deren Behandlung v. L. nach
dem ersten Drittlieil der Krankheit Theil nehmen konnte, wur
den mit Rücksicht auf Jahreszeit, epidemischen Krankheitscha-
racter, Individualität des Kranken und vorherrschende Form
der Krankheit, besonders örtliche und allgemeine Blutentleerung,
erweichende Umschläge und Gargarismen, Mercurialia äusser-
lich und innerlich, Ableitung nach entfernten Stellen durch Si-
napismen und Vesicantien, dann theils ausleerende, theils
Schweiss- theils Urintreibende Mittel und später die dem Mor-
tificationsprocess angemessenen örtlichen Reizmittel und dem
typhösen Process entsprechenden innern Mittel mit Berücksich
tigung der Kopf- und Brustorgane angewendet. Obgleich da
durch bald in dieser, bald in jener Richtung einige Besserung
eintrat, schritt doch der Ivrankheitsprocess in seiner innern Ent
wickelung unaufhaltsam fort und endigte in der angegebenen
Zeit und Weise tödtlich. Was die Frage über die nächste Ur
sache des Uebels anlangt, so spricht v. L. vor der Hand nur
die Vermuthung aus, dass dieser Krankheit ursprünglich ein
erysipelatöser Process zum Grunde liege, der entweder dadurch,
dass er in seiner Entwickelung auf die Peripherie, sei es durch
epidemische Einflüsse oder unzw'eckmässiges Verhalten der Kran
ken etc. gehemmt, sich auf tiefere, seiner Natur heterogene
Theile warf, und eben dadurch in brandigt - entzündliche Zell
gewebsverhärtung überging, oder durch inneve, vom Nerven
system ausgehende Bedingungen ursprünglich schon als diese
letzte sich entwickelte, so dass der Krankheit von Seiten des
erysipelatösen Factors Disposition zur brandigten Entzündung,
wie beim bösartigen Carbunkel, von Seiten des nervösen Factors
Disposition zur Verhärtung und Lähmung, wie bei bösartiger
Parotis, beigegeben gedacht werden könnte. Wie dem auch
sei, so scheint dem Verf. das Uebel, wie der Natur, so der
Diagnose nach, von einigen ihm in den äussern Erscheinungen
verwandten Krankheiten ziemlich bestimmt zu unterscheiden.
S° weit v. L. die Beobachtungen anderer und die Literatur
über diesen Gegenstand zu Rathe ziehen konnte, scheint ihn*