I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 143
leises, im Bruchsacke beginnendes und allmählich nach oben
steigendes Ziehen. Da es möglich seyn konnte, dass zugleich
ein krampfhafter Zustand an der leidenden Stelle zugegen war,
so verordnete M., ausser einem Bade, alle 4 Stunden ein Pul
ver aus 4 Gr. Caloin. und 4 Gr. Morph, acet. Gegen äussere
Anwendung der Kälte war Pat. zu eingenommen. Auch diese
Mittel waren bis zum Abende ohne Erfolg geblieben und das
Ausgebrochene enthielt nun unverkennbar fäculente Stoffe. Pat.
erhielt deshalb das Crotonöl in der obenerwähnten Form ui:d
die Aq. Lauroccrasi. Beim Besuche am 4. Morgens erfuhr
M., dass das Erbrechen zwar seltener erfolgt, doch immer noch
kothartig sey, der Stuhlgang ausgeblieben wäre, die Schwäche
aber zugenommen habe. Jedes einzelne Symptom entnommen
aus den Unterleibsbeschwerden, dem Pulse, den Klagen der
Kranken etc. war unbedeutend zu nennen, alle vereint aber
Und gegen einander gehalten lieferten ein trauriges Bild. Das
Crotonöl wurde beibehalten und die Aqua Laurocer. mit Liq.
Ammon, succ. aa. gegeben. Dessenungeachtet nahm man am
Abende keine Veränderung wahr. In dieser verzweifelten Lage
entschloss sich der Verf. zur Anwendung des laufenden Queck
silbers. Pat. erhielt Abends um 6 Uhr die erste Gabe von 2
Unzen mit einem Esslöffel Ricinusöl. Nachdem sie dieselbe
herabgeschluckt und etwas aufgestanden war, gab sie an, dass
das Quecksilber bis nach dem Nabel hinabgelaufen, hier aber
stehen geblieben sei. Um 9 Uhr erhielt sie die zweite Gabe,
der dieselben Erscheinungen folgten. Das Erbrechen hörte ganz
a uf. M. verordnete für die Nacht eine dritte Dosis und ver
schrieb ausserdem, da der Verfall der Kräfte immer sichtbarer
wurde, Inf. Valer. mit Aether und Liq. Ammon, succ. Ein
Klystier liess sich Pat. nicht geben. Am 5. Morgens fand sie
M. sterbend. Sie hatte um Mitternacht kalte Extremitäten, Angst
und Zuckungen bekommen, und endigte gegen 7 Uhr ruhig und
sanft. Auch im Todeskampfe war keine Entleerung durch den
After erfolgt. — Die wahre Ursache des Kothbrechens fand
sich an» nächsten Tage, bei Untersuchung der Bauchhöhle im
Bruche. Ausser dem Netze lag ein grosser Theil des Jejunum
Und Ileun» in demselben. Es hatten sich nun, wohl in Folge
Wiederholter Entzündungszustände, mehrere bandartige Stränge
gebildet, die von dem, dem Mesenterium zugewendeten Bande
des Darms theils zur inuern Fläche der Integumente der vor-
gefallenen Theile vorliefen, theils vom Mesenterium der einen
I armpartie zu dem der andern sich wendeten und so an 2 ver
schiedenen Stellen den Darm so zusammengeschnürt halten, dass
die Permeabilität in ihm aufgehoben werden musste. Einzelne
ieser Bänder hielten wohl 4 Z. im Durchmesser und waren
so fest wie Sehnen. Unterhalb der Einklemmung war der Darm
natürlich beschaffen, oberhalb derselben aber, mehrere Zolle
Iu t ‘ er Länge, sah er bläulich aus, wie Theile, in denen der