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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
Völlig genas. Die gegenwärtige Schwangerschaft war normal
verlaufen, seit etwa 12Stunden waren die Wässer unter schwa
chen allmählig verstärkten Wehen abgeflossen, der Kopf aber
dennoch nicht tiefer herabgerückt; wegen der schon bedeutenden
Kopfgeschwulst hatte die Hebamme K. herbeirufen lassen; bei
der Untersuchung fand er die Symphyse sehr nach innen gedrückt
und den arcus pubis so enge, wie beim männlichen Geschlechte,
so dass er fast einen spitzen Winkel bildete und das Einge
hen mit der ganzen Hand hinderte; dadurch waren der schräge
und quere Durchmesser vergrössert, die Conjugata aber um 4—•
1 Zoll verkürzt; der Kopf stand fest, am Eingänge fast ganz
im Querdurchmesser des Beckens, das Gesicht nach rechts, das
Hinterhaupt nach links, das rechte Ohr nach der Symphyse, das
linke nach dem Vorberge gerichtet. K. der bei dieser Unter
suchung kniete, kam zufällig mit seinem Ohre dem Schoosse
der Mutter sehr nahe und vernahm hierbei mehrmals ein win
selndes, weinerliches Geräuch, das er anfangs als von einem
in der Nähe befindlichen jungen Hunde oder einer Katze her-
lührend, nicht beachtete; doch bei Wiederholung desselben und
als er irgend ein Thier nicht fand, stieg in ilun die Vermuthung
auf, dass diese Töne von dir Frucht herrühren könnten; er
vernahm nun, als er das Ohr dem Schoosse der Kreissenden so
viel als möglich näherte, deutlich jene Töne und sogar das Ath-
•nen des Kindes und veranlasste auch die Hebamme, welche
schon vor 5 — 6 Stunden dieselben Töne gehört zu haben ver
sicherte, und eine andere noch anwesende Frauensperson, sich
Von der Wahrheit der Beobachtung zu überzeugen. K. be
schloss nun das Kind möglichst schnell mittelst der Zange zu
entwickeln, deren Anlegung anfangs missglückte, endlich aber
doch gelang; nach einigen Tractionen mit derselben, stiess das
Hind sogar so laute Schreie aus, dass man sie in der Entfer
nung von einigen Schritten hören konnte; unter grosser Anstren
gung kam der Kopf mittelst 70—80 Tractionen in 8—10 Mi
nuten bis zum Durchschneiden, und wurde, nachdem K. nun
die Zange abgenommen, nach 2 Minuten durch eine kräftige
Wehe völlig hindurch getrieben; bei der Entwickelung des
Kumpfes musste er jedoch Mieder durch kräftiges Ziehen zu
Hülfe kommen, ein starkes Mädchen kam asphyktisch zur Welt,
nach einigen Minuten durchschnitt K. die nicht mehr pulsirende
Nabelschnur, es floss aber kein Blut aus derselben. Die kräf-
•’gsten und mit Ausdauer fortgesetzten Wiederbelebungsversu-
c,e ün warmen Bade, mittelst Frottiren, Lufteinblasen, Be
sprengen des Kopfes mit kaltem Wasser etc., brachten endlich
das Kind wieder zum Leben, es athmete und schrie kräftig.
Das Wochenbett verlief normal und Mutter und Kind befanden
y' c J' nac h einem Jahre noch vollkommen wohl. — [u. Sie-
olll \ Journ. ctc. Bä. XV. St. 2. 1836.]
»>3. Ueber Pneumonie der Kinder; von Dr. Suc-