110
III. Chirurgie und Ophthalmologie.
nur weniges flüssiges Blut aussicherte, führte K. doch den
Schwamm von Neuem ein. Nach wenigen Stunden trat wieder
Stuhlgang ein, der bereits viele theils harte, theils breiige Fäces
enthielt. Der Schwamm, der den Drang zu unterhalten schien,
wurde nun ganz entfernt und einem kundigen Geholfen die nö-
thige Instruction für die Nacht gegeben. Die Eisblasen blieben
liegen. Die Nachbehandlung hatte nichts Besonderes. Es folgte
massiges synochisches Fieber mit leicht entzündlicher Affection
des Peritonäi, das wiederholt Blutegel neben andern angezeig-
ten innern und äussern Mitteln forderte. Die OelFnung trat in
den ersten Tagen mehrmals täglich ein und machte massigen
Schmerz in der Wunde, die geringe Anschwellung an den
Rändern bei der allerdings empfindlichen Berührung fühlen liess.
Am 4. Tage nach der Operation entstand, nachdem 24 Stun
den keine Oeffnung zugegen gewesen war, Ziehen in der Wunde
mit periodisch eintretenden, sehr heftigen Stichen im rechten
Oberschenkel, der jedoch von entzündlicher Affection nichts
wahrnehmen liess. Diese wiederholte sich die nächsten Tage
und gab sich als durch Consensus entstandene Affection der
Schenkelnerven in Folge des Entzündungszustandes im Mast
darme zu erkennen. Beförderung des Stuhlgangs, 'schmerzstil
lende Einreibungen und Blutegel ans Heiligenbein beseitigten
in wenigen Tagen diese Zufalle, während das zum Nervösen
neigende Fieber leichte Excitantia heischte. Die Wunde ver
kleinerte sich allinählig, Eiterung war kaum zu bemerken und
Stuhlgang erfolgte meist täglich und mässig consistent mit sehr
geringer Empfindung. Der Appetit wurde besser, die Kräfte
kehrten wieder und in der 3. Woche nach der Operation, den
6. Jan. 1834 war Pat. svieder völlig hergestellt und zur Ar
beit fähig. Die Wunde war vernarbt, ohne dass sich nur die
mindeste Härte oder Verengerung an dieser Stelle fand. Jetzt,
ein Jahr nachher, befindet sich der Mann sehr wohl, sieht ge
sund aus hat an Kraft sehr gewonnen und fühlt bei dem täg
lich regelmässig eintretenden Stuhlgängen nicht die geringste
Beschwerde. {Casper’s Woclienschr. f. d. ges. Heilk. 1836.
Nr. 14. j
4G. Blutung aus einer Arterie des Hoden
sackes durch spontane Ruptur derselben; von Dr.
Taillefzr. Nachstehenden FalltheiltT. mit, um auf die, wenn
auch seltenere, Gefahr der Verblutung, die nach Operation am
Scrotum eintreten kann, aufmerksam zu machen. Derselbe betrifft
einen Kranken, den T. in solcher Blutleere fand, dass für das
Leben zu fürchten war. Das Scrotum war mit zahlreichen,
doch nicht sehr weiten varicösen Venen besetzt, eine querlau
fende Vene blutete an beiden Enden und unter derselben sah
man eine kleine zerrissene Arterie, die das Lager mit Blut
überschwemmt hatte. Die Arterie Behufs der Ligatur zu fas
sen, misslang mehrmals, Druck war nicht anwendbar nnd so