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II. Materia medica und Toxikologie.
gefunden. Der erstere Arzt hatte Opium mit Einet. rhci ver
ordnet und Ersterem könnte man wohl einigen Antheil an. den
Krämpfen zuschreiben. R. verordnete: Ree. Argent. nitne.
gr. ß. Aqu. Jlor. Aurant. Sijr. Cinnam. aa $ß. M. D. und
liess davon stündlich einen Kaffeelöffel geben. Schon am
Abende hatten Erbrechen und krampfhafte Zufälle nachgelassen.
Chamillenbäder mit Wein und Extr. Aurant. machten den
Schluss der Cur. 3) Betrachtet man die au!s Gangliensystem
so auffallend beruhigende Wirkung des salpetersauren Silbers
ohne die oft so unangenehmen Nebenwirkungen der narkotischen
Mittel, so findet man viele Aehnlichkeit mit der Wirksamkeit
des Wismuths und Zinks, die es aber beide weit übertriut.
Beide schafften in der Cholera hin und wieder ausgezeichneten
Nutzen — ein wie viel grösserer lässt sich nicht vom Silber erw'ar-
ten. Es besitzt besonders nach den Wahrnehmungen der Gen
fer Aerzte die Eigenschaft, Congestionen nach dem Hirn zu ver
hüten und abzuleiten, was so oft die Anwendung des Opiums
erschwert und nachtheilig macht. Der Verf. macht auf die zu
hoffende Heilkraft disses Mittels aufmerksam und glaubt, dass
man es einst zu den ersten Mitteln gegen die Cholera wird
rechnen können. [Heidelberger viedic. Annalen. Bd. II.
riß. l.]
38. Ueber Amygdalin und Aqua Amygda-
larum am ar arum; von F. Martens, Provisor in Leipzig.
Nachstehende Zeilen über Amygdalin, so wie die Bemerkun
gen über das Bittermandelwasser verdanken ihr Entstehen dem
Wunsche des Verf., die Herren Aerzte sowohl auf erstere Sub
stanz, als auf eine an Blausäuregehalt gleichförmigere Aqua
Amygdalarum amararum aufmerksam zu machen. Das Amyg
dalin , eine aus den bittern Mandeln geschiedene Substanz, wur
de von den Entdeckern, B o utron - C har lan d (und Ro-
biquet zu Paris, mit dem vorangegebenen Namen belegt, die
Bereitungsart desselben aber in den Annales de Chcm. et de
Phys. L. IV. 366 beschrieben. Es dürfte nicht uninteressant
seyn, auch in Deutschland, wie es bereits in Frankreich ge
schah, mit diesem Stoffe therapeutische Versuche anzustellen.
Der Apotheker Simon in Berlin hat das Amygdalin bereits
(Kerl. Jahrb. f. d. Pharm. Bd. XXXIV. S. 140) dargestellt,
die von den Entdeckern ertheilte Vorschrift zur Bereitung jedoch
dalvin abgeändert, dass er die bittern Mandeln, nachdem sie
gepresst waren, mit Aether digerirte, wodurch das fette Oel
aufgelöst wurde. Nach Entfernung des Aethers durch Pressung,
digerirte er die Mandeln mit Alkohol von 90° Tr. Aus letz
terem soll das Amygdalin ziemlich weiss herauskrystallisiren,
'•nd dann, wie die Alkaloide, durch öfteres Lösen in Alkohol
zur Weisge gebracht werden können. In w’iefern das Amyg-
alm übrigens mit den von Liebig und Wühler gefundenen Stof-
en: Benzoyl und Benzoin, isomer ist, behält Simon sich vor,