Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 79 
Muss ein solcher Schnitt bedeutend lang seyn, so nimmt die 
Narbe dessen ungeachtet später die Richtung nach dem Pou- 
part’schen Bande, wozu vielleicht die Bewegung der Haut 
durch die unter ihr gelegenen Muskeln beiträgt. Dass dieser 
Längenschnitt mehr, als der schiele, Eitersenkung verlassen 
sollte, wurde nicht beobachtet. — 6) Condylomata lata. Un 
ter allen Mitteln, die bisher in der Charite zur Beseitigung 
der breiten Condylome örtlich in Gebrauch waren und von de 
nen sich einige, wie JLcet. saturn. und die durch Freiberg 
vereinfachte Plenk’sche Solution (Ree. Hydrarg. muriat. carr. 
5j. Camph. 5/1 Spit. vin. rectif. jj.) durch ihre gleichsam 
specilike Wirkung grossen Ruf erworben hatten, bewährte sich 
doch, ohne die Wirksamkeit dieser und anderer Mittel in Ab 
rede stellen zu wollen, das Argentum nilricum als das ein 
fachste und wirksamste. Man cauterisirt damit jedes einzelne 
Condylom und zwar wenn die Wucherung sehr bedeutend 
und ausgedehnt ist, zur Vermeidung von zu grosser Entzün 
dung und Schmerzen nicht alle Condylome auf ein Mal, 
sondern in verschiedenen Abtheilungen nach Pausen von 
1 — 2 Tagen. Dann schlägt man Aqu. saturn. mittelst Com- 
pressen über, und, nachdem sich der Aetzschorf abgestossen 
hat, wiederholt man dieses Verfahren so lange, bis sich keine 
Spur von Condylomen mehr zeigt. Wer erfahren hat, welche 
Mühe und Zeit diess hartnäckige Uebel in einer angefüllten 
Krankenabtheilung bei anderer Behandlung zur Heilung ver 
langt, den wird es überraschen, die Condylome diesem Ver 
fahren sehr bald weichen zu sehen. 7) Condylomata acumi- 
nata, verrucae venereae. Bei örtlicher Behandlung dieser lang 
wierigen, vielleicht der langwierigsten syphilitischen Krank 
heitsform gilt in der Charite der auf vielfache Erfahrung basirte 
Grundsatz: nicht eher an Ausrottung zu denken, als bis sie ihr 
Wachsthum vollendet und also die Reife erlangt haben. Als 
Zeichen dafür gilt, dass die Warzen an den Spitzen weisse, 
zuweilen weiss-graue Färbung annehmen, als wenn mau mit 
Höllenstein leise darüber hingefahren wäre und dadurch ihrEin- 
schrumpfen, gleichsam Abwelkeu, andeuten. — Unternimmt 
man es, diese Parasiten zu zerstören, so lange sie noch ihre 
natürliche, gleichsam frische Fleischfarbe haben, d. h. so lange sie 
noch wachsen, so kann man fast sicher darauf rechnen, dass sie im 
mer wieder erscheinen. Desshalb wartet man also, natürlich unter 
Beobachtung der allgemeinen Kurregeln, ruhig ihre Vergrösserung 
und Reife ab, bis zum Weissw*erden der Spitze und dann erst fängt 
man an, sie örtlich zu behandeln. In diesem Zeiträume scheint es 
fast ganz gleichgültig, w eiche Mittel man zu ihrer Ausrottung an- 
Mendet, seien es schneidende Instrumente oder Aetzmittel jeder 
Art; am kürzesten aber und am einfachsten kommt man, und 
dieses Verfahren ist in der Charite eingeführt, zum Ziele, wenn 
man die Condylome, vorausgesetzt, dass ihre Basis nicht zu
	        
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