78 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
von keinem praktischem Werthe, zu bestimmen, ob es ein mit
einer andern Dyscrasie complicirter, oder rein syphilitischer,
oder couseusueller etc. Bubo ist, sondern man sucht jeden Bubo,
wenn er früh genug und ehe sich Eiterung gebildet hat, zur
Behandlung kommt, durch Druck mittelst eines Steins zu zer-
theilen. Sobald sich aber die geringste Fluctuation zeigt,
was sich bei einiger Hebung schon auf einige Tropfen ge
bildeten Eiters bestimmen lasst, macht man einen kleinen
Einstich mit der Lanzette und entleert den Eiter. Die wei
tere Behandlung richtet sich nach dem Grade der Entzün
dung, in dem sich der Bubo befindet. Ist diese bedeu
tend, die Geschwulst roth, heiss und sehr empfindlich, so
bedeckt man sie mit einem erweichenden Cataplasina und legt
dann auf dieses einen abgerundeten, massig grossen Kieselstein;
im entgegengesetzten Falle bedeckt man den angestochenen Bubo
entweder mit in Inf. Chamotn. getauchter Compresse, oder
einem gefensterten Emplast. Suponat und applicirt darüber nach
den Steiu, um auch hier noch durch Compression, als das beste
Resorption befördernde Mittel, möglichst zu zertheilen. .Schnel
ligkeit, Sicherheit und geringe Mühe, womit man durch dieses
Verfahren die Heilung der Bubonen erzielt, die darüber zu Ge
bote stehende Erfahrung also, ist der sprechendste Beweis für
ihre Zweckmässigkeit. Wenn man einen beginnenden Bubo
gleich Anfangs so behandeln kann, darf man dreist die Prognose
gut stellen; wenigstens hat man dann noch nie die nach allen
Richtungen gehenden Fisteln, die in weiten Umfange abgelösten
Ränder gesehen, die, eine Folge der bis zum Extrem abgewarten
Eiterung und vermeintlichen Schmelzung der Leistenbeulen, so leicht
Arzt und Kranken ermüden. Leider kommen, theils aus Grundsatz
d es Arztes, theils aus Nachlässigkeit der Kranken derartige schon of
fene, oder noch geschlossene Eiter- oder Jauchehöhlen noch oft genug
in Behandlung und diese sind es dann, die durch langwierige
Eiterung, Fislelgänge, callöse, unterminirte Ränder etc. Monate
lang zu schaden machen. In diesen Fällen von weit gediehe
ner Eiterung muss man natürlich durch einen grossen Einschnitt
den Inhalt möglichst bald entleeren. Wenn man dann nach
einigen Tagen die abgelösten Hautdecken im ganzen Umkreise
der gebildeten Oefinung einige Linien breit mit Lapis catisti-
cm bis zur Bildung eines Brandschorfs ätzt, so gewinnt man oft
noch durch dieses Verfahren, dass die so geätzten Hautdecken
sich völlig abstossen, oder, dass sie sich durch den erregten
Entzündungsreiz noch anlegen. Je geringer die Eiteransamm-
lung war und je kleiner der Einstich gemacht werden konnte,
um so günstiger wird auch der Erlolg seyn. Nimmt man bet
einem in Bezug auf Eiterbildung schon weit vorgeschrittenen»
Bubo inguinalis den Schnitt nach der Richtung des Lifaitf-
Poup. vor, so heilt die Wunde sehr langsam, dagegen bei ei
ner der Längenachse des Körpers parallelen Richtung schnelle*'