I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 77
Beschaffenheit des Geschwürs abhängig, ob ntan dasselbe, ne
ben häufigem örtlichen Baden und Uebergiessen, mit Umschlä
gen von lauwarmem Wasser, einem leichten Adstringens, z. B.
Aqua Calcis., Aqu. salurn., einem schwachen aromatischen
Aufgüsse von Flieder öder Chamillenbluinen, oder mit trockener
Charpie, oder höchstens Ung. de Stijrace, oder mit einer
Chlorkalkauflösung behandelt. Rechnet man dazu noch ein,
oder, wenn man will, 2 Hauptmittel, den Lapis infern., nicht
in früherem, sondern späterem Stadium des Geschwürs bei be
ginnender Vernarbung und zu üppiger Granulation und das Ei«- '
leum infernale nach F r i c k e : mit Höllensteinlösung (gr. x.
in Sj Aqu. des!.') getränkte und dann wieder getrocknete Lein
wand, sowohl bei torpiden, als zu üppig wuchernden Gesell würs-
flächen in kleinen Stücken aufgelegt, so sind diess alle Mittel,
mit denen man bisher jedes syphilitische Geschwür geheilt hat.
Die richtige, dem jedesmaligen vitalenCharacter des Geschwürs
angepasste Auswahl unter dieser kleinen Anzahl von Mitteln
ist natürlich, wie überall in der Chirurgie, auch hier die Haupt
sache, besonders aber hat man sich vor dem zu viel Thun zu
hüten. Die Natur heilt von selbst, man beseitige nur die Hin
dernisse, die ihr entgegentreten und stelle sich derselben am
Ende wohl gar nicht selbst in den Weg. — Noch möchte der
Verf. gern auf 2 besondere Formen von Geschwüren, wie sie
namentlich nicht selten an der äussern und innern Seite der
Vorhaut bei Männern Vorkommen, so wie auf ihre aus der
Erfahrung geschöpfte Behandlung aufmerksam machen. Eins
von diesen Geschwüren hat harte, fast callöse, etwas aufge
worfene, torpide Ränder und vertieften Grund fast von der
selben Vitalität, das Andere über die Fläche erhabenen, mehr
oder weniger harten Grund von bald grösserer, bald geringe
rer Empfindlichkeit und ist dasselbe, was Einige Ulcus eleva
tum s. condqlomatosum nennen. Beide widerstehen der Hei
lung sehr hartnäckig, aber um so hartnäckigiger, je mehr man
sich bestrebt, die callösen Ränder und den erhabenen harten
Grund mit Lap. infern, wegzuätzen oder mit der Scheere weg-
zuschneiden. Es ergab sich, dass bei einfacher Behandlung
durch erweichende Cataplasmen, womit man das ganze Glied
umgab und höchstens von Zeit zu Zeit wiederholte, ganz ober
flächliche, leise Berührung mit Lapis infern, das erstere Ge
schwür von seinen callösen Rändern aus nach dem vertieften
Grunde hin, und das zweite vom flachen Rande aus über den
erhabenen Grund, wie über einen Hügel, vernarbt, wobei sich,
während allmähliger Erweichung der Härten, die Ränder des er
stem immer mehr abflachen und sich nähern und der Grund
des letztem sich ebnet, so dass mit vollendeter Vernarbung in der
Hegel zugleich alle Unebenheiten ziemlich verschwunden sind,
oder sich doch bald nachher ganz ausgleichen. — 5) Bubo in-
Suinalis. Bei örtlicher Behandlung eines Bubo hält man es