I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 71
Lymphe überzogen. Der Davmkanal unterhalb der strangulir-
ten Stelle war blass und massig verengert; der Dickdarm ent
hielt etwas bräunlich - gelbe, breiige Fäces. — 5) Eine Ehe
frau von 31 Jahren , krallig gebaut und gut genährt, starb
schnell an heftiger Darmentzündung nach wiederholtem galli
gem Erbrechen. Was als Ursache dieses Unfalles aufgefunden
wurde, ist Folgendes. Die Frau hatte vor 3 Jahren, als sie
zum 3. Male schwanger war, beim Heben eines Mehlsackes
plötzlich heftige Schmerzen in der Nabelgegend bekommen, wo
bei es ihr gewesen, als ob etwas zerreisse. Diese Schmerzen,
kamen anfallsweise, zumal bei trägem Stuhlgange, öfters wie
der und wurden durch gelinde Abführmittel und Klystiere be
schwichtigt. Zuletzt wollten diese Mittel nicht mehr helfen und
das Uebel nahm den sehr rapiden Verlauf und das Ende, des
sen vorhin gedacht wurde. — An der Leiche fiel die gelbe Ge
sichtsfarbe und der aufgetriebene Unterleib auf; die Scheide
war mit Schleim überzogen und ihre hintere Wand etwas vor
gefallen. In der Bauchhöhle fand sich ein Pfund schmutzig-bräun
liche, scharfe, stinkende Flüssigkeit, das Bauchfell war theilweise
mit hellrothen Gefässen injicirt und dünn von gelblicher Lymphe
angehaucht; die Leber klein, dunkelbraun und sehr blutreich
und nach dem Zwerchfelle zu gedrängt; die Gallenblase mit
viel dunkelbrauner, dickflüssiger Galle und einem taubeneigros
sen, durchscheinenden, gelblichgrauen, krystallinisch-körnigen
Stein gefüllt, die Milz klein, an die Bauchwand geheftet, dun-
kelroth, dicht, zähe und fast blutleer; der Magen von Luft
und grünlichgrauer, trüber Flüssigkeit beträchtlich ausgedehnt,
das grosse Netz livid, in der linken Leistengegend mit dem
Bauchfelle verw achsen und von den Gedärmen straff herabge
spannt. Die Gedärme waren von Luft und bräunlichem, trü
bem und flüssigem Unrathe ungemein ausgedehnt, schwärzlich
blau und röthlich-braun, ihre Häute infarcirt und zerreiblich.
Das Coecum war so dick wie ein grosser Kürbiss,
in die linke Darm b e in gegen d gerückt und von
ausgedehnten Windungen des Dünndarmes umge
ben. Letztere waren meistentheils mittelst graulicher Lymphe
unter sich verklebt, die Darmschleimhaut angeschwollen, suf-
fundirt, und mit dunkelrothbraunem, blutigem Schleime dick
überzogen. Im Gekröse des Krummdarmes war nächst
dem Blinddarm ein rundes Loch von einem 3zolli-
gen Durchmesser und mit dickem, rundlichem und
glattem Rande; durch dieses Loch war der Blind
darm von hinten nach vorne getreten. Der abstei
gende Grimmdarm war oben halb um seine Achse
gedreht und von d em Ringe so fest zusammenge
drückt, dass selbst Luft nicht durch k.onnte. Nach
unten zog der Blinddarm einen Theil des Krumm-
darmes in das Loch und dieser wand sich mit sei