62
Neueste Bibliographie.
befinden sich jetzt schon, nach kurzer Ruhe wieder merklich
gebessert hat: so resultiren wir hieraus 2) dass ihr Uebelbe-
finden ursprünglich nicht in ihrer Constitution wurzelt und dass
sie, wenn ihr auch nach glücklich überstandener Schwanger
schaft und Geburtsarbeit einige Ruhe gegönnt wird, sich, nach
der bekannten Regel ,,cessanfe caussa, cessat ejfectus“ bald
erholen und die nicht übermässige Begattung ihrer Gesund
heit nicht nachtheilig werden werde. Hieran reihet sich zunächst
die Beantwortung der Frage, ob dem Beklagten im Puncte des
Geschlechtsgenusses Enthaltsamkeit zuzumuthen, d. h. ob sein
starker Begattungstrieb von unabänderbaren Umständen abhän
gig sei, oder nicht. — Die hervorstechenden Zeichen von prae-
polentia cohabitandi, als athletische Constitution, ungewöhnlich
grosse Geschlechtstheile, krankhafte Begierde zum Beischlafe
mit unwillkürlicher Steifheit der Ruthe u. dergl. mehr haben
sich an Beklagten nicht gefunden. Allein indem sich derselbe,
als Musiker, halbe Nächte hindurch auf Tanzböden umher treibt
und daselbst durch den Genuss gegohrner Getränke seinen Kör
per reizt; indem er atn Tage hinter dem Weberstuhle Müsse
genug findet, sich den wollüstigen Spielen seiner aufgeregten
Phantasie zu überlassen, und indem er, wie die Frau aussagt,
durch gute Kost seinen Leib nährt: nährt und reizt er auch
sein Gattungsvermögen und setzt es zügellos in Thätigkeit, was
nicht blos durch die Aussagen beider Eheleute bestätigt wird,
sondern wofür auch noch die ersten Thatsachen sprechen, dass
er in der kurzen Zeit seiner ersten Ehe zwei Kinder zeugte,
dass er nach einem Wittwerthum von noch nicht 6 Monaten
sich schon mit einer zweiten Gattin verband und dieser dermaas-
sen mit wollüstigem Verlangen zusetzte, dass sie den Mann,
welchen sie liebt und von dem sie sich schwanger fühlt, schon
nach einem Monate wieder zu verlassen, sich veranlasst fand.
— Hieraus resultiren wir schliesslich und 3) dass zwischen bei
den Eheleuten rücksichtlich der Körper- und Gemiithsbeschalfen-
heit zwar eine Verschiedenheit und bei dem Manne ein weit
stärkerer Begattungslrieb, als bei der Frau, Statt findet, dass
aber dieser starke Begattungstrieb dem Manne nicht angeboren,
sondern in seiner Lebensweise und in irregeleiteter Moralität
begründet ist.
26. Neueste Bibliographie.
Neue Untersuchungen über die Hülfe bei Scheintod-
ten von Dr. C. C. H. Mure, erstem Leibarzte des Königs
der Franzosen etc., deutsch bearbeitet von Dr. G. IFeyland.
Mit 3 Kupfertafeln. Leipzig, bei Immanuel Müller. 1836.
8. VIII. 277. S.
Dieses Werk hat Ref. mit sehr hohem Interesse gelesen, nnd er behaup
tet ohne Bedenken , dass es jeder Arzt nothwendig lesen müsse. Selbst der
kenntnissreichere Arzt dürfte zur Behandlung der einzelnen Arten des Schein-