Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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Neueste Bibliographie. 
befinden sich jetzt schon, nach kurzer Ruhe wieder merklich 
gebessert hat: so resultiren wir hieraus 2) dass ihr Uebelbe- 
finden ursprünglich nicht in ihrer Constitution wurzelt und dass 
sie, wenn ihr auch nach glücklich überstandener Schwanger 
schaft und Geburtsarbeit einige Ruhe gegönnt wird, sich, nach 
der bekannten Regel ,,cessanfe caussa, cessat ejfectus“ bald 
erholen und die nicht übermässige Begattung ihrer Gesund 
heit nicht nachtheilig werden werde. Hieran reihet sich zunächst 
die Beantwortung der Frage, ob dem Beklagten im Puncte des 
Geschlechtsgenusses Enthaltsamkeit zuzumuthen, d. h. ob sein 
starker Begattungstrieb von unabänderbaren Umständen abhän 
gig sei, oder nicht. — Die hervorstechenden Zeichen von prae- 
polentia cohabitandi, als athletische Constitution, ungewöhnlich 
grosse Geschlechtstheile, krankhafte Begierde zum Beischlafe 
mit unwillkürlicher Steifheit der Ruthe u. dergl. mehr haben 
sich an Beklagten nicht gefunden. Allein indem sich derselbe, 
als Musiker, halbe Nächte hindurch auf Tanzböden umher treibt 
und daselbst durch den Genuss gegohrner Getränke seinen Kör 
per reizt; indem er atn Tage hinter dem Weberstuhle Müsse 
genug findet, sich den wollüstigen Spielen seiner aufgeregten 
Phantasie zu überlassen, und indem er, wie die Frau aussagt, 
durch gute Kost seinen Leib nährt: nährt und reizt er auch 
sein Gattungsvermögen und setzt es zügellos in Thätigkeit, was 
nicht blos durch die Aussagen beider Eheleute bestätigt wird, 
sondern wofür auch noch die ersten Thatsachen sprechen, dass 
er in der kurzen Zeit seiner ersten Ehe zwei Kinder zeugte, 
dass er nach einem Wittwerthum von noch nicht 6 Monaten 
sich schon mit einer zweiten Gattin verband und dieser dermaas- 
sen mit wollüstigem Verlangen zusetzte, dass sie den Mann, 
welchen sie liebt und von dem sie sich schwanger fühlt, schon 
nach einem Monate wieder zu verlassen, sich veranlasst fand. 
— Hieraus resultiren wir schliesslich und 3) dass zwischen bei 
den Eheleuten rücksichtlich der Körper- und Gemiithsbeschalfen- 
heit zwar eine Verschiedenheit und bei dem Manne ein weit 
stärkerer Begattungslrieb, als bei der Frau, Statt findet, dass 
aber dieser starke Begattungstrieb dem Manne nicht angeboren, 
sondern in seiner Lebensweise und in irregeleiteter Moralität 
begründet ist. 
26. Neueste Bibliographie. 
Neue Untersuchungen über die Hülfe bei Scheintod- 
ten von Dr. C. C. H. Mure, erstem Leibarzte des Königs 
der Franzosen etc., deutsch bearbeitet von Dr. G. IFeyland. 
Mit 3 Kupfertafeln. Leipzig, bei Immanuel Müller. 1836. 
8. VIII. 277. S. 
Dieses Werk hat Ref. mit sehr hohem Interesse gelesen, nnd er behaup 
tet ohne Bedenken , dass es jeder Arzt nothwendig lesen müsse. Selbst der 
kenntnissreichere Arzt dürfte zur Behandlung der einzelnen Arten des Schein-
	        
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