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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
sass sie im Bette, nähte und befand sich ganz wohl, ja sie
Mar den ersten Tag schon ausser der Stube gewesen. — Das
Interessante dieses Falles ist die heilsame Einwirkung der blossen
Einführung der Zange auf Regulirung der abnormen Action des
Uterus und der sofortige Eintritt selbst eines gemiithlichen Zu
standes der Kreissenden au die Stelle des Wahnsinns bei er
wachter gleichmässiger Thätigkeit des Uterus. Auch könnte
man noch besonders hervorheben die auffallende Schlaffheit
des untern Segments des Uterus, ganz entgegengesetzt der spa
stischen Intussusception des untern Uterinsegmentes, worauf
Ritgen, als Ursache der Querlage der Frucht, aufmerksam
machte. [iVewe Zeit sehr. f. Geburtskunde von Busch, (P Oulre-
pont und Ritgen. Bd. If^. Hft. 1.)
22. Eine schwere Geburt, herbeigeführt durch
einen Kr a mpfzus tand der Gebärmutter, fast un
besiegbar selbst in dem Todeskampfe der Kreis
senden; vom Berg - und Salinen - Medicus Br. Hemmer in
Schmalkalden. Am 20. October 1828 wurde der Verf. von
einem Amtswundarzte ersucht, ihm bei einer Gebärenden beizu-
steheu. Den 19. Abends war bei derselben das Fruchtwasser
abgegangen, nachdem 24 Stunden vorher schon Wehen ein
getreten waren. Die Frau war bei Jahren und hatte schon
mehrmals leicht geboren. Die Kräfte waren ganz erschöpft,
sie w r ar kalt und an der Handwurzel spürte man nicht eine
Spur von Puls, die Respiration war ganz behende und sicht
lich hatte sie der Tod bereits umfangen. Schon die Nacht hatte
der Wundarzt diesen Ausgang erw artet und, wegen eines ausser
ordentlichen Krampfzustandes des Uterus, von aller w'eitern ma
nuellen Hülfe abgestanden. Es lagen beide Arme vor und er
hatte den linken Fuss herabgeleitet. Der Verf. ging mit der
Linken ein und holte den rechten Fuss, der nach der Rückseite
des Uterus hinaufgestreckt lag. Ein Arm wurde mit den Füs
sen gleich angezogen. Nachdem der Kopf nicht folgen wollte,
le^te H. die Zange an und der Wundarzt extrahirte denselben.
Die Kräfte der Frau Hessen ganz nach und ^ Stunde nach Ent
bindung yon einem todten Mädchen starb sie. — Höchst bemer-
keusWerth war der Krampizustand, der bei Aufsuchung des
Fusses ein fast unüberwindliches Hinderniss schien. Der Uterus
umstrickte die Hand so, dass sie H. vor Schmerz und fast gelähmt
wjeder aus dem Uterus zurückziehen musste. Und diese gewal
tigen convulsivischen Zusammenziehungen des Uterus waren
selbst da noch im hohen Grade zugegen, wo eben der letzte
Lebensfunke allen übrigen Organen entfloh und der unabwend
bare Tod vor Augen lag. Die zweckmässigsten Mittel waren
gegen diesen Zustand, den nicht mit Unrecht ein ausgezeichne
ter Geburtshelfer Tetanus uteri genannt hat, angewendet wor
den, doch vergebens und hier, w'O man weder an Rettung der
Mutter noch des Kindes denken konnte, wurde H. nur durch