512 IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
Seite der Thymus unterlag keinem Zweifel mehr. Die folgen
den 20 Tage wurde das jodsaure Quecksilber wieder eingerie
ben, jeden 4. Tag ein Jodbad genommen, das Kalomel aber
bei Seite gesetzt. Man bemerkte nun blos noch auf der Seite
Ausdehnung der Thymus. In den nächsten 14 Tagen der Pause
kam kein Anfall. Man verlängerte die Pause noch um 14 Tage,
da die Pat. durch die Arzneien angegriffen war, und am Ende
dieser Zeit traten in 3 Tagen 2 leichte Anfälle ein. Die Bä
der und Einreibungen wurden mit 20—26tägigen Pausen nun
2-r Monate fortgebraucht, während welcher Zeit, wie auch spä
ter kein neuer Anfall eintrat. Die Thymus schien, selbst noch
nach mehreren Monaten etwas vergrössert, erregte jedoch keine
Beschwerden, und als das Kind 10 Monate später am Hydro-
cephulns acutus gestorben war, fand man die Thymus noch
gross, locker und 1 Drachme und 2 Scrupel schwer. — 2) Ein
7 Monate altes, sehr reizbares, zartes, blasses und einem
schwindsüchtigen Vater angehöriges Mädchen ward unter hef
tigem Weinen asphyctisch. Sechs Tage später kam ein neuer
Anfall und von Nettem alle 6 —12—18—20 Tage. Die Veranlas
sung war jedes Mal Weinen, oder beim Trinken: spontan er
schienen diese Anfälle nicht, verliefen übrigens wie bei dem
vorigen Kranken. Die Anschwellung der Thymus war rechts )
dem Brustbeine bis zur 5. Rippe links wahrnehmbar. Das
Kind wurde behandelt, wie das vorige, jedoch musste, des
Durchfalls wegen, das Kalomel bald removirt werden. Im 2.
Moment der Behandlung wurden die Anfälle seltener und hör
ten in der 2. Hälfte des 3. auf. Der Umfang der Thymus
hatte sich verringert und schwand in den nächsten Monaten vol
lends. — 3) Nach dem Berichte der Eltern hatte ihr 13monat-
licher Knabe seit 12 Wochen wiederholte Stickanfälle gehabt.
Der erste war bei völligem Wohlseyn und durch Schreck ent
standen. Die Anfälle hatten 8—10 Minuten angelialten und
waren nach 2—3, 20—24 Tagen wiedergekommen. Verf. fand
das Kind gracil, blass, leucophlegmatisch, mit welker, weicher
und trockener Haut, kleinem, zuweilen aussetzendem Pulse und
mit angeschwollener Thymus. Ausser den Blutegeln und dem
Gebrauche des Kalomels ward obige Behandlung eingeleitet.
Allein die Anfälle wiederholten sich in 6 —8tägigen Intervallen,
kehrten sogar schneller und stärker zurück und tödteten das
Kind nach 24tägiger Anwendung der Jodbäder. — In def
Leiche fand man die Thymus über 2 Zoll lang, von fester
Substanz; einen Theil des Herzbeutels und der Lungen bedek“
kend, oben zwischen den grossen Befassen und dem Brustbeine
eingekeilt und last allen Raum einnehmend. Die linke Hälfte
des normalen Herzens war blutleer; die Lungen sah man in
der hintern Hälfte der Brusthöhle zusammengedrängt und mit
Blut überfüllt. [Gwpcr's Wochenschr. f. d. ges, Heilk. 1835'
Nr. 36 und 37.]
liedactenr: Dr. E. H. Knesclike. — Verleger: E. F. Steinacker.