Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
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konnte. Gegen Abend fingen die convulsivischen Bewegungen 
wieder an, Anfangs nur durch Verdrehung der Augen und Hin- 
und Herwerfen des Kopfs sich verrathend. Allmählig wurden 
sie aber, indem sie jetzt gewöhnlich von Viertel- zu Viertel- 
Stunden eintraten, heftiger und erschienen bald als clonische, 
bald als tonische Kräinpfe in den verschiedensten Formen. So 
währten sie die Nacht, den ganzen andern Tag und bis zum 
3. Tage gegen Mittag 12 Uhr, wo die Wöchnerin starb. Alle 
Mittel waren fruchtlos geblieben und keins batte besondere Er 
leichterung gebracht. Sie bestanden in Aderlässen, Blutegeln 
an den Kopf, kalten Fomentalionen auf denselben, geschärften 
Sinapismen und Vesicantien auf Nacken , Oberarm und Waden, 
Opium, Castorcum, Ammonium, Moschus. Das Leiden hatte 
somit 48 Stunden gewährt und schrecklich war in dieser langen 
Zeit, mit wenigen Unterbrechungen, die Convulsionen dauern 
zu sehen, während, seit die Geburt aniing, das Bewusstsein 
ganz erloschen war. Aber eben dieser beständige Sopor, die 
Unempfindlichkeit gegen äussere Reize, deuteten auf tiefes Lei 
den der Centraltheile des Nervensystems und gestatteten gleich 
vom Anfänge keine andere, als die ungünstigste Voraussagung. 
Auffallen musste es, dass bei der Section das Hirn kaum eine 
krankhafte Veränderung darbot, die diesem schweren Leiden 
gehörig entsprach. Weder besondere Blutüberfüllung in den 
Gefässen, noch Erguss von Blut, oder wässriger Flüssigkeit auf 
der Oberfläche und in den Höhlen des Hirns war zu bemerken 
und auch sonst nichts Abnormes an der Hirnmasse zu sehen. 
Nur die Zirbeldrüse war grösser und in der Farbe verändert. 
Das Rückenmark durfte nicht untersucht werden, doch konnte 
man allenfalls ermitteln, dass auch hier keine Flüssigkeit er 
gossen war. Da auch die übrigen Höhlen zu eröffnen nicht zu 
gegeben wurde, so lieferte diese Section leider in Bezug auf 
die Heftigkeit der Zeichen keine weitere Aufklärung. Ob etwa 
gar der gewiss krankhafte Zustand der Zirbeldrüse, so unbe 
deutend er auch Manchem scheinen möchte, den Grund des 
Leidens in sich enthalten hat? — Schliesslich macht B. noch 
auf einen Gegenstand aufmerksam, der ihn in der jüngsten Zeit 
besonders auffiel; es ist dies das Verhältniss dieser Eclampsie 
der Gebärenden zur Epilepsie. Obgleich man dem äussern 
Scheine nach glauben sollte, dass beide Uebel sich in ihrem 
Wesen ganz nahe berühren müssten, so scheint doch im Ge- 
gentheile gerade wesentliche Verschiedenheit zwischen beiden 
zu bestellen und keine Verwandtschaft unter denselben Statt 
zu finden, was folgender Fall bestätigt: eine Erstgebärende 
von sehr zartem Körper und schwächlicher Constitution, die 
8 Jahre an epileptischen Anfällen oft, und besonders zur Zeit 
der Periode litt, war während der ganzen Schwangerschaft frei 
von diesem Uebel und völlig wohl. Eine ziemlich schwere 
und langsame Entbindung, so wie künstliche Trennung des meist
	        
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