Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
tung, bedeutende Verstimmung des Gemüths, namentlich sehr 
gesteigerte Aengstlichkeit, öfterer Drang zum Uriniren und Ab 
gang vielen wasserhellen Harns waren die wichtigsten beglei 
tenden Zeichen dieser Eciampsie. Uebrigens war die Lage des 
Kindes regelmässig, der Stand des Uterus normal und nur der 
Muttermund, der sich sehr glatt und gespannt anfiihlte, äusserst 
empfindlich. Betrachtete man, ohne dass man die ganze Sym- 
ptomengruppe und die individuellen Verhältnisse berücksichtigte, 
diesen heftigen Anfall von Eciampsie, so hätte man leicht hier 
die Prognose schlecht stellen können, doch dachte man reiflicher 
über alle Momente nach, so musste man weniger ängstlich seyn. 
Schwächliche Constitution und grosse Reizbarkeit der Gebären 
den , frühere häufige Anfälle von hysterischen Krämpfen, selbst 
in den heftigsten Formen, gänzliches Aussetzen der Convulsio- 
nen ausserhalb der Wehen und Zurückkehren des völligen Be 
wusstseins, andere rein krampfhafte Erscheinungen und somit 
Mangel aller Zeichen, die auf schweres Ergriflensein des Hirns 
und Rückenmarks schliessen Jiessen, bestimmten den Verf., diese 
Eciampsie für eine rein hysterische zu halten, die durch schmerz 
halte Ausdehnung des bei Erstgebärenden gewöhnlich sehr ge 
spannten und empfindlichen Muttermundes bedingt wurde. Da 
nach richtete er denn auch sein Verfahren ein. Pat. erhielt 
innerlich Castoreum und Opium in wechselnden Gaben, ausser 
dem Klystiere aus Inf Valer. mit yJsa foetida, Einspritzungen 
von Dec. Allh. mit Opium in die Scheide, von Zeit zu Zeit 
warme Handbäder und Wärmflaschen an die Füsse. Nächst— 
dem mied man jede unnöthige Untersuchung und sorgte für be 
queme Lage der Gebärenden. Doch hielten, dieser consequent 
fortgesetzten Behandlung ungeachtet, die Convulsionen fast gleich 
heftig bis gegen Morgen um 4 Uhr an, nachdem sie Abends 
nach 10 Uhr angefangen hatten und erst als der Muttermund 
ganz erweitert war, schwanden sie bis auf jede Spur. Unter 
selten wiederkehrenden, schwachen, doch regelmässigen Wehen 
rückte nun zwar der Kopf langsam vorwärts, musste aber spä 
ter, weil die Wehenkralt abnahm, mit der Zange entwickelt 
W'erden. Starker Blutverlust nach der Entbindung trug nebst 
diesem Geburtsverlaufe dazu bei, dass die Wöchnerin lange 
sehr schwach war und eine spätere Phlegmasia alba dolens, 
so wie Entzündung und Vereiterung der Brust veranlassten lan 
ges Kranksein und sehr langsame Convalescenz. — Bei der 
zweiten Entbiudung nahm man auch nicht eine Spur von Con- 
vulsionen wahr, doch fehlte wohl auch hier der vorzüglichste 
erregende Moment: die Erweiterung des empfindlichen Mutter 
mundes einer Erstgebärenden. — 2) Die 20jährige Tochter 
eines Kaufmanns, eine zarte Blondine, von schlankem Wüchse 
und blühendem Aussehen war, so viel B. erfuhr, vor ihrer 
Schwangerschaft gerade nicht sehr zu Krämpfen geneigt und 
befand sich in der ersten Hälfte der Schwangerschaft immer
	        
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