480 111. Chirurgie und Ophthalmologie.
derselben verursacht hatten; auch sah man vom Abprallen der
Kugel am Rande der zerschmetterten Stelle des Knochens noch
hin und wieder Bleistückchen in denselben eingedrückt. An
dem, der anatomischen Sammlung in Münster überlieferten Vor-
dertheile der Schädeldecke ist das Loch nahe der Kreuznaht
und fast kreisrund, 4 Zoll ,m Durchmesser und zackig gerän
dert ; -der Knochen ist an dieser Stelle sehr verdünnt, durchschei
nend, die Diploe geschwunden und die innere Tafel in der
Umgebung des Lochs mit flachen warzenartigen Knochenaus
wüchsen besetzt. [31 cd. Zeit. v. Verebte f. Ueiik. in Pr.
1836. Nr. 47 und 48.]
234. Zerreissung sämmtlicher Bänd'er zwischen
dem 4. und 5. Halswirbel durch m uth willige Kräft-
anstrengung; (a. d. Milit.-Medicinalbef.) von L. Ein Ka
nonier legte sich auf dem Marsche, um seine Körperkraft zu
zeigen, mit dem Gesichte nach unten, platt auf die Erde und
forderte nun einen seiner Kameraden auf, sich auf ihn zu legen,
die Hände unter seinen Achseln nach dem Nacken zu führen,
um sie daselbst zu falten und sich dadurch festzuhalten, Worauf
er dann mit der ganzen Last aüfstehen wolle. Der Vorschlag
wurde ausgeführt und der Unterliegende erhob sich mit der ge
waltsamsten Anstrengung, kam aber nur bis aut die Kniee und
rief dann plötzlich: er könne nicht mehr, wobei er gleichzeitig
mit wackelndem, gebogenem Kopfe umfiel. Der schweren
Bürde ledig, blieb er auf dem Boden liegen, war am ganzen
Körper wie gelähmt, sprach nur einzelne Worte und konnte
den Köpf nicht aufrichten. Der sogleich gerufene Coinpagnie-
chirurgus bemerkte an dem Verunglückten grosse Brustbeklem
mung, vollen, starken, häufige« Puls und sehr rothes Gesicht,
weshalb er gleich zur Ader liess und für schnelle Ablieferung
ins Lazareth sorgte. Hier fand ihn Bätaillonsaizt Dr. Fritsch
sprachlos und unfähig, irgend ein Glied zu bewegen, dasAthem-
holen war sehr beengt und das Herz klopfte heftig. Nach vie
len Fragen äusserte Pat., dass er keine Schmerzen, aber viel
Durst habe. Man gab ihm gleich zu trinken, doch konnte er
Selbst den Köpf nicht rühren und beiin geringen Aufrichten,
durch fremde Hülfe, sah man deutlich, dass der Kopf wackelte,
der eigenen Schwere folgte und die feste Verbindung thit dem
übrigen Körper Verloren hatte. Die herbeigeschallten Mittel
konnten kaum angewendet werden, denn schon 2 Stunden nach
der Aufnahme ins Spital starb der Verunglückte. Bei der Ob-
du'ction fand sich Zerreissung sämmtlicher Bänder, die den 4.
und 5. Halswirbel mit einander vereinigen und nachdem man
die Muskeln jener Gegend vorsichtig entfernt hatte, konnte man
sowohl von der vordem, als auch Von der Rückseite den Zei
gefinger leicht zwischen jene beiden Wirbel legen und bemer
ken ,' dass der 4. Halswirbel etwas nach vorn geschoben, im
Rückenmarkskanal viel blutiges Extravasat enthalten, das Rü-