Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

V. Staatsarzneikunde. 
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Schaft sehr matt und deshalb öfters zur Arbeit unfähig gefühlt 
haben, obwohl sie weder irgend Schmerzen empfand, noch über 
einen bestimmten Krankheitszustand klagte. In der Kartoffel 
ernte stürzte sie von einem Pferde herab zur Erde, wobei sie 
ebenfalls einen heftigen Stoss auf den Unterleib und Schmerzen 
in demselben erlitten haben will, die jedoch schon am andern 
Tage ganz verschwunden waren. Ihre Schwangerschaft ver 
heimlichte sie so wenig, dass sogar ihre Dienstherrschaft sich 
erbot, sie während ihrer Niederkunft und des Wochenbettes im 
Hause, obwohl nicht im Dienste zu behalten; anfangs Januar 
erwartete sie ihre Entbindung. Am 7. Dec. hatte sie noch 
schwere Arbeit verrichtet und war sogar Abends spät noch mit 
Andern im Dorfe umhergegangen, in der folgenden Nacht stell 
ten sich Wehen ein. Morgens 4 Uhr will sie wiederholt um 
Hülfe gerufen haben, aber nicht vernommen worden seyn; sie 
hörte die Tagelöhner auf der Scheuer dreschen und konnte so 
gar die ausgedroschenen Lagen zählen; erst Morgens 6 Uhr kam 
auf ihr wiederholtes Kufen ihr Dienstherr herbei, sie hatte be 
reits geboren; eine von ihr zum Beistände herbeigerufene Nach 
barin fand das Kind zwischen den Beinen der Mutter, von 
Geblüt und Wasser umgeben, jedoch mit Nase und Mund frei 
liegend, anscheinend ohne alle Spur von Leben, mit offenem 
Munde; sie durchschnitt die sehr kurze Nabelschnur etwa 6 
Zoll vom Leibe des Kindes, aus welcher jedoch kein Blut 
mehr geflossen seyn soll, und legte das Kind in eine Schürze 
geschlagen neben der Mutter hin. Mittlerweile war auch die 
Hebamme herbeigekommen und da es nun Tag geworden, be 
merkten beide Frauen beim Reinigen des Kindes an der rech 
ten Kinnlade einen bräunlichrothen Fleck und einen weit gros 
sem dunkleren hinter dem rechten Ohre; der Kopf fühlte sich un 
gewöhnlich weich an, seine Knochen liessen sich verschieben 
und einzelne schienen sogar in die Höhe zu stehen; das Kind 
Wurde nun in einen Koffer gelegt, verschlossen und der Schlüs 
sel dem Dienstherrn übergeben. Die Wöchnerin ist hierauf 
umgekleidet, in eine Unterstube zu Bett gebracht und die Nach 
geburt, die sich am folgenden Tage bei der Untersuchung noch 
ganz frisch, wohlerhalten und normal beschaffen und an ihr 
noch ein 11 Zoll langes Stück Nabelschnur zeigte, in einem 
länglichen, hölzernen leeren Milchbecken, welches die Wöchne 
rin angeblich in der Nacht, um es als Nachtgeschirr zu brau 
sten, aus der Küche geholt und das sich noch an ihrem Bette 
befand, aufbewahrt worden; in der geräumigen, mit Betten und 
Stroh gehörig versehenen Bettstelle in der Kammer, worin die 
Geburt erfolgt war, hat sich weiter kein harter Körper vorge 
funden. Bei der am 9. Dec. auf gerichtliche Requisition unter- 
uommenen Obduction der von der Mutter gehörig recognoscirten 
Leiche des ueugebornen todten Mädchens fand man alle Zeichen 
der Reife und Lebensfähigkeit; da sich die weichen Kopfbe-
	        
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