V. Staatsarzneikunde.
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V. Staatsarzneikunde.
213. lieber Umschlingung der Nabelschnur uin
den Hals der Rinder bei der Geburt, in forensi
scher Hinsicht; von Dr. Elsaesser, Vorsteher der Gebär
anstalt des Catharinenhospitals in Stuttgart. Adolph, Plouc-
ffu et, Henke, Hinze, Platner, Berntu. A. nehmen an,
dass eine um den Hals geschl un gene Nabelschnur
sugillirte Eindrücke und Ringe am Halse der Kin
der zurücklassen könne, wie eine vorsätzliche Er
drosselung durch ein Band n. dergl.; von Klein da
gegen stellt dies auf zahlreiche Erfahrungen, besonders bei
künstlichen Geburten, gestützt, gänzlich in Abrede und der
Verf. tritt dieser Meinung bei, in Folge einer Reihe genauer
Beobachtungen, welche ihm folgendes Resultat gaben: Vom 9.
Januar 1828 bis 30. Juni 1834 w urden in der unter seiner Lei
tung stehenden Anstalt 734 Kinder, und von diesen 134 je'
um den Hals umschlungener Nabelschnur — 86 mit einfach r,
45 mi| doppelter, 3 mit 3facher Umschlingung — geboren, Lf/
durch die Naturkräfte allein, 7 mittelst der Zange; nur st lu
selten wurde die Geburt durch die relativ zu kurze Nabel
schnur erschwert oder verzögert; meistentheils war die Nabel
schnur sehr lang, saftig und dick und enthielt öfters falsche
Knoten; das Verhältniss der lockeren Umschlingungen zu den
8ehr festen war durchschnittlich wie 3 : 2; aber der genauo
sten Besichtigung unmittelbar nach der Geburt
Ungeachtet, wurde auch nicht bei einein einzigen
Von diesen 134 Kindern ein Eindurck, eine Strieme
oder Furche, noch eine Blutunterlaufung am Halse
Von der umschlungenen, dünnen oder dicken, lan
gen oder kurzen, locker oder fest anliegenden Na
belschnur wahrgenommen. Auch in einer 24jährigen ge-
burtshülflichen Privatpraxis ist dem Verf. nicht ein Fall
Vorgekoininen, der diesem Resultate widerspräche. Meh
rere ältere und sehr beschäftigte Geburtshelfer Stuttgarts haben,
"ie sie dem Verf. versicherten, ganz dieselbe nega
tive Erfahrung gemacht. Endlich findet sich (mit
Ausnahme eines von Carus mitgetheilten Falles,) in den
zahlreichen Berichten über die Ereignisse in öffentlichen Gebär
anstalten Deutschlands, wo doch die Geburten möglichst genau
beobachtet werden, nicht ein Fall erwähnt von sugillirten
Eindrücken am Halse der Kinder durch die umschlungene Na
belschnur, da doch Nabelschnurumschlingung im Ganzen ver-
baltnissmässig sehr häufig vorkommt, durchschnittlich wohl bei
dem 4 — 5. Kinde. In einigen Fällen sind zwar Eindrücke und
Striemen am Halse, aber selbst bei so fester Umschlingung, dass
das Kind dadurch unter der Geburt erdrosselt wurde, ohne
alle Spur von Blutunterlaufung beobachtet wordeB.