I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik. 387
pfindungen angeben zu können, und ohne über etwas weiter
zu klagen. Innerhalb 4 Tagen, während welcher die Kalomel-
; pulver gebraucht wurden, war die Kleine ganz genesen, nach
dem sie überhaupt 9 Tage krank gewesen war; nur mit Schwä
che, die erst allmählig wich, hatte ich noch zu thun. Das
Kind ist, ausser an Masern, die aber auch höchst gutartig wa
ren, seit dem Typhus nicht bettlägerig krank gewesen. —
Einen zweiten leider tödtlich abgelaufenen Fall von Gangliar-
Typhus, der mit einfachen Abdominalkrämpfen anling, bot eine
Gutsbesitzerin dar. Diese 54 Jahr alte Dame war, nach Aus
sage ihrer älteren Schwester, bereits von Kindheit an öfters
krank gewesen, hatte seit 8—9 Jahren an Gicht gelitten, war
gelähmt ins Sülzer Soolbad getragen worden, durch dasselbe
war die Lähmung gehoben, und die Kranke so weit gekommen,
dass sie, zur Vervollständigung der Cur, 1835 zum letzten Maie
zu baden gedachte, als sie nach einigen Bädern (während einer
der frühem Badecuren, 1829, hatte sie Wechselfieber bekom
men und dieserhalb nur wenig Bäder nehmen können) sich un
wohl fühlte und auf Anrathen des wohlverdienten Soolbade-
Arztes, Dr. Plotzius zu Sülze, zu ihrer Schwester aufs Land
(in meine Nähe) eilte, um mich zu consuliren. Kaum bei
>hrer Schwester angekommen, wurde sie von heftigen kolikarti
gen Leibschmerzen und Dysurie befallen, welche mir als Stein
schmerzen, an welchen die Kranke schon früher gelitten haben
Wollte, angezeigt wurden, mit der Bitte, geeignete Mittel mit
zubringen. Bei der Unbekanntschaft mit dem frühem und ge
genwärtigen Zustande, der vielleicht mit Stein auch nichts zu
tbun haben konnte, Hess ich aus der hiesigen Apotheke eine Man
delemulsion mit extractum hyoscyami, als ein bei Abdominal
krämpfen überhaupt passendes, und wenn nicht gerade sordcs
gaulricae daran Schuld sind, nie contraindicirtes Mittel mischen,
«ahm auch eine Salbe aus unguent. allhacae, Jinim. atntnonia-
tvm cum campliora et oleo hjoscyami, zum Einreiben auf den
Unterleib, mit. Nach Untersuchung der Kranken fand ich auch
keine Veranlassung, diese Mittel gegen andere zu vertauschen,
beseitigte dadurch auch die Schmerzen, fand die Kranke aber am
felgenden Tage von Hitze nach vorangegangenem Froste, und
innerhalb zweier Tage von allen Symptomen eines Gangliar-
Abdominal-Typhus (Fieber mit kleinem, schnellem Pulse, Durst,
Verstopfung,’ Wechsel von Blässe und Röthe im Gesichte,
dickem Harn, wenig belegter Zunge, Kopfschmerz, bei sonst
Ungestörtem Wirken des Gehirns, aber von Präcordialangst,
«etlichen Schweissen, gelinden Leibschmerzen, jedoch von kei-
«en Beschwerden beim Harnen, von grosser Schwäche, Appe-
tnlosigkeit) ergriffen. Infusct valerianae mit iiquor ammonii
xuecinici und Jrali aceticum, neben passender Diät, Abhaltung
a ‘lyr Heize und, da zwischendurch, alternirend mit der Hitze,
• nieder Frost voiknui, also Verdacht nuf eine intermittena non
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