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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
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grosse Hautlappen weg und es bilden sich daraus grosse Ge
schwüre von kreisrunder Form, wenn letzterer nicht zufällig
der anatomische Bau der leidenden Stelle entgegen steht. An
den grossen Schamlippen entstehen z. B. tiefe der Länge der
Lippen parallele Furchen. Sie greifen nun sowohl in die Tiefe,
als Breite rasch um sich und zeigen zunächst auf dein Grunde
graulich-weisse, zähe, fast lederartige Eiterlappen, die dem
Eiter des Hospitalbrandes sehr ähnlich sind und an der Luft
leicht erhärten. Diese Lappen stösst der hervorquellende Eiter
sehr bald ab und der Grund des Geschwürs wird schmutzig
braun, putrid und entbehrt aller Granulation, da er seröse,
scharfe, wie bösartiger Wochenfluss riechende Jauche sparsam
absondert. Die Geschwiirränder behalten die zackige, zerrissene
Form, sind anfangs weich und unterminirt, werden aber später
hart, aufgewulstet und werfen sich nach aussen um, wodurch
das Geschwür becherförmig aussieht. Indem meist Oedem der
Umgegend zurückbleibt, verschwindet die Rötlie von derselben
und beschränkt sich auf die Ränder, wo sie allmählig mehr
livid wird. Selten, wo eine grössere, sehr gespannte Haut
stelle leidet, geht die Entzündung in Gangrän über. Der Schmerz
wird dann furchtbar, die rothe Farbe der Haut dunkler und
allmählig schwarz und es entstehen grosse Brandblasen, wor
auf sich die Hautstelle abstösst und man auf dem Grunde zu
nächst wieder jene zähen schmutzig-weissen Eiterrnassen sieht,
nach deren Abstossung das vollendete Puerperalgeschwür zurück
bleibt. Das Fieber währt indess ohne Nachlass fort, oder ist
■vielmehr bis zur Zeit der Geschwürbildung in gleichmässiger
Exacerbation begriffen, worauf dann eine gewöhnlich geringe
und nur sehr kurze Remission eintritt. Anfangs und in den
meisten einfachen Fällen hat dasselbe einen subinflammatorischen
Uharacter und nur selten nimmt es auch ohne anderweitiges be
deutendes Localleiden einen adynamischen an. Es dauert ge
wöhnlich 7, 14—21 Tage, selten länger und hört endlich auf,
sobald die Wochenfunctionen wieder normal sind. Sobald das
Uebel diesen Abschnitt erreicht hat, ändern die Geschwüre ihren
Lharacter und werden in wenigen Tagen zu einfachen Geschwü-
f e o, die nichts desto weniger sehr hartnäckig sind und oft erst
*o mehreren Wochen heilen. Auch in den Formen des Kind-
Lettflebers, die allgemein als solche anerkannt werden und mit
.Leiden eines wichtigen innern Organs Vorkommen, erscheinen
*he Puerperalgeschwiire nicht selten und geben dann ineist der
Erankheit eine günstige Wendung. Wenigstens waren die von
E. beobachteten geheilten Fälle zu jener Zeit immer mit Ent
nickelung jener Geschwüre verknüpft. Die Puerperalgeschwüre
stecken an und können durch Waschen mit demselben Bade
schwämme auf gesunde Wöchnerinnen leicht übergetragen wer-
“ en j wie in Wien wiederholte Erfahrungen bewiesen. Ob sich
das Contagium auch ohne unmittelbare Uebertraguug weiter ver-