Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
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grosse Hautlappen weg und es bilden sich daraus grosse Ge 
schwüre von kreisrunder Form, wenn letzterer nicht zufällig 
der anatomische Bau der leidenden Stelle entgegen steht. An 
den grossen Schamlippen entstehen z. B. tiefe der Länge der 
Lippen parallele Furchen. Sie greifen nun sowohl in die Tiefe, 
als Breite rasch um sich und zeigen zunächst auf dein Grunde 
graulich-weisse, zähe, fast lederartige Eiterlappen, die dem 
Eiter des Hospitalbrandes sehr ähnlich sind und an der Luft 
leicht erhärten. Diese Lappen stösst der hervorquellende Eiter 
sehr bald ab und der Grund des Geschwürs wird schmutzig 
braun, putrid und entbehrt aller Granulation, da er seröse, 
scharfe, wie bösartiger Wochenfluss riechende Jauche sparsam 
absondert. Die Geschwiirränder behalten die zackige, zerrissene 
Form, sind anfangs weich und unterminirt, werden aber später 
hart, aufgewulstet und werfen sich nach aussen um, wodurch 
das Geschwür becherförmig aussieht. Indem meist Oedem der 
Umgegend zurückbleibt, verschwindet die Rötlie von derselben 
und beschränkt sich auf die Ränder, wo sie allmählig mehr 
livid wird. Selten, wo eine grössere, sehr gespannte Haut 
stelle leidet, geht die Entzündung in Gangrän über. Der Schmerz 
wird dann furchtbar, die rothe Farbe der Haut dunkler und 
allmählig schwarz und es entstehen grosse Brandblasen, wor 
auf sich die Hautstelle abstösst und man auf dem Grunde zu 
nächst wieder jene zähen schmutzig-weissen Eiterrnassen sieht, 
nach deren Abstossung das vollendete Puerperalgeschwür zurück 
bleibt. Das Fieber währt indess ohne Nachlass fort, oder ist 
■vielmehr bis zur Zeit der Geschwürbildung in gleichmässiger 
Exacerbation begriffen, worauf dann eine gewöhnlich geringe 
und nur sehr kurze Remission eintritt. Anfangs und in den 
meisten einfachen Fällen hat dasselbe einen subinflammatorischen 
Uharacter und nur selten nimmt es auch ohne anderweitiges be 
deutendes Localleiden einen adynamischen an. Es dauert ge 
wöhnlich 7, 14—21 Tage, selten länger und hört endlich auf, 
sobald die Wochenfunctionen wieder normal sind. Sobald das 
Uebel diesen Abschnitt erreicht hat, ändern die Geschwüre ihren 
Lharacter und werden in wenigen Tagen zu einfachen Geschwü- 
f e o, die nichts desto weniger sehr hartnäckig sind und oft erst 
*o mehreren Wochen heilen. Auch in den Formen des Kind- 
Lettflebers, die allgemein als solche anerkannt werden und mit 
.Leiden eines wichtigen innern Organs Vorkommen, erscheinen 
*he Puerperalgeschwiire nicht selten und geben dann ineist der 
Erankheit eine günstige Wendung. Wenigstens waren die von 
E. beobachteten geheilten Fälle zu jener Zeit immer mit Ent 
nickelung jener Geschwüre verknüpft. Die Puerperalgeschwüre 
stecken an und können durch Waschen mit demselben Bade 
schwämme auf gesunde Wöchnerinnen leicht übergetragen wer- 
“ en j wie in Wien wiederholte Erfahrungen bewiesen. Ob sich 
das Contagium auch ohne unmittelbare Uebertraguug weiter ver-
	        
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