349
II. Materia medica und Toxikologie,
der erwachen. Im Frühjahre sündigte Pat. von Neuem: er bekam
einen allgemeinen Gichtanfall mit Brustleiden und zugleich zeigten
sich wieder venerische Flecke und Knochenaul'treibungen am
Kopfe, ln dieser Zeit stürzte das Haus, in dem er wohnte,
Während eines Baues zusammen. Er sass gerade am Fortepiano
und entging der Gefahr, verschüttet zu werden, wie durch
ein Wunder. Indem er nämlich zufällig aufsah, bemerkte er
einen Riss in der Hauptmauer, der sich schnell vergrösserte; er
entsprang ins Nebenzimmer und noch war er in der Thür, als
hinter ihm das Zimmer mit Allem, was sich darinnen fand, ver
sank. Der heftige Schreck, so wie die Erkältung die mit dem
Aufenthalfe in den Ruinen verbunden war, wirkten auf die
Gesundheit sehr nachtlieilig ein: die nächtlichen Knochenschmer-
zeu mit Auftreibung des Schädels erwachten wieder; er bekam
Drüsenanschwellungen am Halse und in den Weichen und end
lich steigerte sich der nächtliche Knochenschmerz bis zu Anfäl
len von Raserei. Nur grosse Gaben Opium mit Vin. stibiat.
linderten die Qual. Da gab E. die Jodkalimischung mit eini
gen Tropfen Opium und nach 8tägigem Gebrauche konnte Pat.
Zimmer und Haus verlassen und verlor Schmerzen und Flecken,
so wie die Knochenauflreibung bis auf eine Stelle so gross wie
ein Silbergroschen auf dem linken Bregma. E. liess ihn die
Jodkalimischung so nehmen, dass er bald 3 Unzen des Tags
erhielt, worauf er die Gaben nach und nach wieder verringerte,
dass zuletzt nur 4 Unze verbraucht wurde. So nahm Pat. nach
Mnd nach vom Ende Mai bis Anfang Juli 18 — 20 Drachmen
Jodkalium. Nun sollte er nach Ober-Salzbrunnen gehen und
dort vorzüglich Molken trinken und natrumhaltige Bäder neh
men — er kam aber nicht gleich nach Salzbrunn, weil er sich
e »nen neuen Schanker zugezogen hatte. V. Ein Herr, einige
UQ d 30 Jahre alt, von kräftiger Constitution und kerngesund,
stets auf Reisen und gegen alle Strapazen abgehärtet, hatte
Phifiiosis congenita. Er wollte schon oft kleine Ansteckungen
Bitten haben, da aber die von ihm bemerkten Zufälle sehr
fasch vorübergegangen, so konnte man annehmen, dass sie wohl
aicht syphilitisch gewesen, sondern aus widernatürlicher Bil—
J ,ln g der Vorhaut und heftigen Reizungen entstanden waren.
J n ‘ Frühjahr 1835 zog er sich wieder Schankeransteckung mit
kochst bedeutender Balanitis und consensueller Anschwellung
*» e r Leistendrüsen, die rasch folgte, zu. Strenge Diät, Kalo-
aad etc. heilten ihn bald. Im Sommer bekam er wieder Trip
per und im nächsten Winter abermals Schanker, Balanitis etc.
Dl .es Mal nüthigte ihn sein Beruf, noch nicht hergestellt, abzu-
feisen. Anfangs Juni kam er wieder nach Breslau. ’Der
schöne Mann war ganz! entstellt und tigerartig mit kupferfar
bnen venerischen Flecken bedeckt; im Halse fand sich Rö-
t ,e » aber kein Schanker. Er klagte über heftige Schmer-
2en am Schädel und in den Oberknochen, doch waren letztere