II. Matena medica und Toxikologie.
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"and- und Schläfenbeine, so wie des Stirnbeins, doch über
all mehr links, als rechts. Ausserdem hatte er in der rech
ten Nasenhöhle einen Polypen. Pat. war höchst erschöpft, von
Zehrfieber befallen und hatte auch von anhaltenden Mercurial-
eureu heftigen Speichelfluss. Namentlich hatte man in der letzten
Zeit ihn Calomel lange unter die Zunge einreiben lassen. Die
grosse Entkräftung steigerte sich nun durch heftigen Speichel
fluss, nächtliche Knochenschmerzen und Schlaflosigkeit, und Pat.
"ar bei der Aufnahme ein Bild des Elends. Man gab ihm
sogleich die Jodkaliumlösung, ordnete die Diät und ergriff ge
gen den heftigen Speichelfluss, der schon faulichte Mundge
schwüre erzeugt hatte, ein kräftiges Verfahren. Zuerst nahm
nun der Knochenschmerz ab, Schlaf und nächtliche Ruhe kehrte
wieder, auch fingen bald die Knochenauftreibungen zu schmel
zen an, Polyp und Speichelfluss hinderten indess die schnelle
Heilung, ersterer auch den Schlaf. Doch zeigte sich bald und
nachhaltig die Wirkung der Hydriodsäure. Der Mund heilte
nur langsam und der Polyp wurde mittelst Herausreissens stück
weise entfernt, da die breite Basis keine Unterbindung zuliess.
Die Kräfte sammelten sich nach und nach, und am 18. Juli
konnte Pat. gesund aus dein Spitale entlassen werden. Er hatte
“och und nach 20 Drachmen Jodkalium und sonst nichts ge
kraucht. — III. Der den nachstehenden Fall liefernde Kranke
"ar ein 33jähriger Hürdler, ein 7jähriger Kreuzträger. In der
langen Zeit, während welcher ihn E. kennt und alle Jahre im
Hospitale behandelt hat, hat gr seine Leiden nie ganz verloren.
Er hatte zuerst tief eingreifende venerische Ansteckung sich zu
gezogen, bei unerfahrenen Medicastern Hülfe gesucht, dann
'Wohl auch beiAerzten, scheinbar hergestellt, sich seiner schwe-
re n Arbeit ergeben, auch wohl durch Trunk sich geschadet und
andere Ausschweifungen auch wohl nicht unterlassen. So wa
ren denn nun, nachdem die oft wiederkehrenden Geschwürsbil
dungen nun nicht mehr wiederkehrten, nach und nach fast alle
Knochen, Schienbein-, Ober- und Vorderarm-, Schlüsselbein-,
Mittelhand - und Mittelfussknochen und die ganze Schädeldecke
bedeutend aufgetrieben, der Kranke schlief fast keine Nacht
•aehr, und konnte sich seinen Unterhalt nicht mehr erwerben.
Endlich litt auch die Verdauung und er wurde höchst hypo
condrisch. Im Verlaufe der Jahre wurde er oft im Spitale
Verpflegt und man versuchte an ihn, doch leider vergebens, alle
Dur irgend gegen Lues empfohlene Mittel und Methoden. Aus-
8e rdem besuchte er oft die Oberwundärzte der Anstalt, kam
auch oft zum Verf. Von Zeit zu Zeit nahm man ihn dann ins
Spital auf und milderte seine Beschwerden. Am 22. Juni nahm
f® E. wieder auf, um an diesem Cabinetsstück secundärer Lues
"je Kraft des Jodkalium zu erproben. Seitdem hat er nun das
littel gebraucht und es hat sich wundersam an ihm bewährt.
Mellon nach einigen Tagen fand man es in starker Menge im