334 I. Pathologie, Therapie und medicinische Klinik.
liehen Organismus benachteiligen. Dieselben Bedingungen,
welche diese krankhafte Thätigkeit der Zottenhaut möglich
machen, können sie selbst in ihrer Organisation umändern,
oder so beschaffen machen, dass die zerstörende Wirkung
von ihrem Producte zum Vorschein kommt. Da auch tie
fer im Darmkanale zuweilen gleichzeitig erweichte Stellen an-
'getrofl'en werden, so kann der saure Magensaft diese solvi-
rende Potenz nicht allein haben, indem er beim Herabgehen
mit andern Stoffen vermischt w ird, und seine präsumirte Ener
gie verliert. Wie alles Leben und krankhafte Aeussern von
den Nerven ausgeht, so muss man dies auch von dem Magen
voraussetzen. Wird die Temperatur und das Norniaileben sei
ner Nerven irgend bedeutend gestört, so ist zu alienirten Aeus-
serungen und pathologischen Producten Grund genug vorhanden.
Worin die veränderte Nervenstimmung besteht, wird schwerlich
auszumitteln sein, auch tliut dies zur Sache weiter nichts, wenn
nur mit Bestimmtheit eine Veranlassung angenommen werden
kann, wodurch die abnorme Stimmung und ihre Folge hervor
gebracht w ird , oder ein Grund, dass eine andere erkennbare
“Ursache obwaltet. Solcher Meinung ist Jäger, indem er
glaubt, die meisten Gründe dafür zu finden, dass eine Störung
in dem naturgemässen Einflüsse des Nervensystems auf das so
nervenreiche Organ eine Lähmung desselben bedinge, deren
“Folge sodann jene besondere Art des feuchten Brandes ist.
Durch gestörtes Nervenleben und consensuelle Wirkung auf das
Gehirn wird es auch in Etwas erklärlich, wie der Druck bei
so furchtbaren Zerstörungen ertragen werden kann. In dieser
“Meinung schnitt Camerer bei Kaninchen den Vagus und Sym-
pathicus ab, und erkannte hierauf die gallertartige Magenerwei
chung auf das Vollkommenste. Demnach setzt er das Wesen
dieser Krankheit in eine, mit Lähmung endigende Entzündung
des Vagus, wonach das Nervensystem aufhöre, seinen Einfluss
auf den Magen auszuüben. Das Gefassystem bleibe in Thätig
keit, und somit währe auch die Secretion des Magensaftes
noch fort; indess sei dieser übermässig sauer, wodurch der
“gleichsam todte Magen chemisch aufgelöst werde. Verf. tadelt
erstens, dass gerade Entzündung vorhergehen soll, die doch
nur rein hypothetisch angenommen sei, wogegen es ja ein Heer
von Nervenleiden giebt, die nicht auf Entzündung beruhen.
Ferner kann er nicht glauben, dass die secernirende Thätigkeit
der Zottenhaut dann noch fortdauere, wann die Nerven des
Magens abgeschnitten, oder sonst in ihrer Thätigkeit völlig ge
lähmt sind. Die Indicationen sind dem zu Folge nach Ca
merer Beseitigung der Entzündung und Verhütung der Läh
mung. Gsgen das Movens werden Blutegel an den Hals und
Quecksilbersalbe, gegen das Motum adstringirende Decocte und
besonders das salzsaure Eisen angerathen. Verf. erinnert dabei,
dass Blutentziehungeu und Quecksilber, sobald Entzündung nicht