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IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
denen Körperstellen, dass auch das äussere Gefühl zurückge
kehrt war. Am 26. Morgens erwachte Pat., nach 2—4stündi-
gem Schlafe, mit voller Besinnung und der Aeusserung des
Miedergekehrten Selbstbewusstseyns fähig. Sie sah die sie
befragenden Aerzte als Leute, die ihr bisher ganz unbekannt
Maren, init Befremden an, und schien nicht w’eniger verwun
dert über ihren Körperzustand, dessen plötzliche Veränderung
sie für den ersten Augenblick so überraschte, dass sie mit sich
selbst uneins wurde, ob sie etwa von Schwangerschaft geträumt
habe und darüber erst dann wieder im Klaren war, als man ihr
sagte, dass sie wirklich schwanger gewesen, aber von Ohn-
tnacht befallen worden sei und in diesem Zustande geboren
habe. Sie klagte über Schwere des Kopfs und Zerschlagenheit
des ganzen Körpers und Durst. Die Lochien flössen gut. —
Bei nach den Umständen modificirter Cur ging es nun täglich
besser. Das am 27. Aug. eingetretene Milchfieber war mässig,
das Wochenbett verlief ohne Störungen und am 3. Sept. konnte
die Frau schon wieder das Bett verlassen. — Von Allem, w as
seit dem ersten Krampfanfalle bis zur Wiederkehr des Bewusst
seins mit ihr geschehen, wusste sie durchaus nichts; ihre Er
innerung hörte beim letzten Augenblicke vor Eintritt des ersten
Anfalls auf, war hier, wie abgeschnitten, so dass der Zeitraum
von 24- Tagen bis zum Erwachen am 26. Morgens wie aus
dem Leben gestrichen war und selbst die spätem Erzählungen
der Ihrigen von den Krämpfen, der künstlichen Entbindung etc.
such nicht über einen einzelnen Moment aus dieser Zeit einen
Funken von Erinnerung in ihrer Seele wecken konnten. —
Dieser gewiss interessante Fall beweist von Neuem, wie wenig
bei hohem Graden derEelampsie,Blutausziehung, wie wenig anti-
spasmodischer Apparat in ganzer Ausdehnung vermögen, um den
Krampf auch nur zu lindern, wie derselbe aber von selbst nachlässt u.
bald ganz ausbleibt, sobald die Geburt beendigt ist und wie die
Natur selbst darauf hindeutet, und es ist wohl keinem Zweifel
unterworfen, dass diese Kranke, ohne dass man die Geburt künst
lich beschleunigt hätte, gestorben wäre, zu welcher Behandlungs-
Weise man auch immer gegriffen. [Neue Zeilschr. f. Geburtsk,
von Busch , «P Outrepont und Ritgen. Rd. IV. Hft. 2.]
148. Ueber die Mittel gegen das Wundwerden
der Warzen bei Wöchnerinnen; von Dr. Siedenburg zu
^Fismar. Auf der Epidermis der Warze, sagt Verf., befindet
sich ein dünner, blättriger Schorf, der nicht von Unreinlichkeit
berrührt, sondern wahrscheinlich von den angetrockneten Aus
dünstungen der Milchgefässendungen. Wird dieser Schorf durch
das Anlegen des Kindes und das Ausfliessen der Milch erweicht
*"»d abgesogen, so ist in einigen Tagen die Warze wund u. 8. w.
~*n diesem höchst peinlichen Uebel vorzubeugen, muss vor der
Entbindung die Warze von dem Schorfe befreiet und alsdann
*"it adstringirenden Mitteln geheilt und festgemacht werden,
verf. lässt demnach 4 — 5 Wochen vor der Niederkunft die