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. IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
richteten Hebamme auf, bei jedem Wechsel desselben die Er
weiterung des Muttermundes zu versuchen. Das Klystier, das
bei Pat. geblieben war, w urde wiederholt, Brust und Unterleib
gelinde mit Bah. vit.Hoffm. nnd läq. ammon. caust. frottirt,
ausserdem aber flösste man alle halbe Stunden 25 Tropfen I/iq.
ammon. succ. ein. Bis 12 Uhr Mittags hatte sich unter gleich
heftigen, jede halbe Stunde sich wiederholenden Anfällen der
Muttermund niedriger gestellt und so weit geöffnet, dass es
möglich war, mit den Spitzen dreier Finger einzugehen. Nach
hinlänglicher Erweiterung, die schnell und ohne Schwierigkeit
vor sich ging, sprengte man die Blase, worauf sich der Uterus
etwas deutlicher, wenn auch immer viel zu schwach zusammen
zog, und wendete das mit dem Hintern vorliegende Kind und
zog es langsam aus. Sogleich stellte sich ein zweites Kind
ebenfalls mit dem Hintern zur Geburt und wurde sofort auf die
selbe Weise zu Tage gefördert, worauf die Placenta in weni
gen Minuten von selbst abging. Beide Kinder waren natürlich
todt. Während dies alles in der Zeit von ungefähr 1^ Stun
den vor sich ging, traten die Krämpfe zwei Mal ein, nach
der Geburt aber nur noch ein Mal um 2 Uhr Nachmittags
und dieses letzte Mal viel gelinder, als je zuvor. Nun aber
blieb Pat. in ununterbrochenem Sopor liegen, collabirte und sank
zum Fussende des Bettes ohne Gefühl und ohne Bewusst
sein , mit tiefschnarchender Respiration, vollem, weichem,
sehr langsamem Pulse. Sie erhielt innerlich jetzt Pulver aus
Mosch. Orient. Camphor. und Elaeosacch. Cajeputi abwech
selnd mit Acther. acetic., äusserlich aber nach einander
längs dem Rücken, auf die Arme, Schenkel, Waden und Fuss-
sohlen starke Senfteige, so wie ein Essigklystier, das Abends
9 Uhr wiederholt wurde, auch setzte man die kalten Kopfum
schläge aus reinem Essig fort. Gegen 11 Uhr Abends hatte
der Sopor in so weit abgenommen, dass Pat. ihr dicht vor die
Nase gehaltenen Essigäther percipirte, die Augen dabei auf
schlug und für den Augenblick nicht schnarchte, ohne dass sie
jedoch zum besinnlichen Erwachen kam. Am 25. Aug. Früh
6 Uhr hatte der Sopor sehr nachgelassen. Pat. leckte an den
Lippen, nachdem man ihr kaltes Wasser in den Mund geflösst
hatte und öffnete freiwillig die Augen auf Augenblicke. Um
4 Uhr Nachmittags gab sie zuerst auf Fragen ein leises Ja oder
Nein von sich, öffnete, W’enn man es verlangte, die Augen, ver
schloss sie aber bald wieder und fiel noch immer leicht in So
por zurück, aus dem sie jedoch durch Riechmittel wieder er
weckt werden konnte. Sie bekam jetzt Infus. Serpent. mit
Tinct. moschi, Spir. nitr. dulc. und Syr. Abends erfolgten
einige Stuhlausleerungen, die Lochien flössen gering, Pat. schlief
zwischendurch in der Nacht ruhig, ohne Schnarchen und Rö
cheln, und beim Erwachen äusserte sie immer mehr Bewusst-
seyn, verlangte zu trinken und zeigte durch Wimmern bei Be
rührung der durch Vesicatorien und Sinapismen wund gewor