Full text: (Neueste Folge, Band 3 = 1836, No 17-No 24)

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IV. Gynäkologie und Pädiatrik. 
Stoff eine dem entzündeten Blute ähnliche Beschaffenheit? und 
wenn 2) bei Eclampsia gravidarum die Grundkrankheit in ver 
mehrter Venosität bestellt, diese aber durcli Schwangerschaft so 
sehr begünstigt wird, warum kommt dieses Uebel im Ganzen 
so sehr selten und nicht vielmehr täglich vor und warum er 
greift es vorzugsweise junge irritable und sensible Frauen in 
ihren ersten Schwangerschaften und nicht vielmehr torpide, 
phlegmatische, wo die Venosität schon an und für sich vor 
herrscht? 3) Bedingt die durch Vergrösserung des Uterus be 
wirkte Beengung des Raumes Stockungen und Ingestionen des 
Bluts nach oben, müssen dann nicht nothwendig durch Retarda- 
tion dieser Raumbeengung auch, die Folgen derselben, die Con- 
gestionen, unterhalten, wo nicht gar vermehrt werden, und muss 
nicht gerade die Befreiung des Raums durch beschleunigte 
Entbindung ganz geeignet seyo, den Blutandrang von oben nach 
den wieder frei gewordenen Unterleibs- und Beckengefässen zu 
bestimmen. Ohne sich in theoretische Erörterungen über ein 
Uebel zu verlieren, dessen Entstehung allerdings noch in tiefem 
Dunkel liegt, will der Verf. lieber die Natur befragen, was 
dieselbe, sich selbst überlassen, thut, um sich von diesem Feinde 
*u befreien. Sie erregt, auch wenn die Zeit der Geburt noch 
lange nicht da ist, Contractionen des Uterus, die theils mit den 
Krampfanfällen coincidiren, theils auch ausser denselben eintre- 
ten und sichtlich zunehmen, kurz, sie wendet alle Kräfte an, 
die Geburt zu beschleunigen, und wenn ihr dies zeitig und ohne 
sich in ihren Anstrengungen zu erschöpfen, gelingt, so ist der 
Ausgang in der Regel ein erwünschter; ja nicht selten ver 
schwinden die Convulsionen mit dem Momente der Geburt selbst 
e hen so plötzlich, als sie erschienen waren, wie der Verf. un 
ter den wenigen, ihm in 17 Jahren vorgekommenen Fällen von 
wahrer Eclampsie 2 Mal beobachtete. Allein nicht immer ist 
dies der Naturkraft möglich, häufig erliegt sie mitten im Kam 
pfe, oder bringt zwar die Geburt zu Stande, doch aus Erschö 
pfung durch übertriebene Anstrengung erfolgt der Tod, oder es 
bleiben doch Folgen zurück, deren Beseitigung oft zu den 
Schwierigsten Aufgaben der Kunst gehört; das Kind aber wird 
gewöhnlich ein Opfer. Daher muss die Kunst der Natur in 
diren Bestrebungen helfen. — Vom innern Wesen der näch 
ten Ursache dieses Uebels weiss man weiter nichts, als dass 
sie in Verstimmung des Nervensystems mit überwiegender Con- 
traction der Muskelsubstanz besteht. Das ist aber der gemein 
same Character aller tonischen und zum Theil auch clonischen 
Krämpfe, und es lässt sich darauf kein specielles Curverfahren 
Rriinden. — Die gelegentlichen Momente; Schreck, Aerger, 
Erkältung und Erhitzung, Indigestionen etc. genügen, wie über- 
a ll, so auch hier schon deshalb nicht zur Erklärung der Patho- 
Renesis, weil die Eclampsie nicht selten ohne alle wahrnehm 
bare äussere Veranlassung erscheint, noch häufiger aber alle
	        
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