315
IV. Gynäkologie und Pädiatrik.
Stoff eine dem entzündeten Blute ähnliche Beschaffenheit? und
wenn 2) bei Eclampsia gravidarum die Grundkrankheit in ver
mehrter Venosität bestellt, diese aber durcli Schwangerschaft so
sehr begünstigt wird, warum kommt dieses Uebel im Ganzen
so sehr selten und nicht vielmehr täglich vor und warum er
greift es vorzugsweise junge irritable und sensible Frauen in
ihren ersten Schwangerschaften und nicht vielmehr torpide,
phlegmatische, wo die Venosität schon an und für sich vor
herrscht? 3) Bedingt die durch Vergrösserung des Uterus be
wirkte Beengung des Raumes Stockungen und Ingestionen des
Bluts nach oben, müssen dann nicht nothwendig durch Retarda-
tion dieser Raumbeengung auch, die Folgen derselben, die Con-
gestionen, unterhalten, wo nicht gar vermehrt werden, und muss
nicht gerade die Befreiung des Raums durch beschleunigte
Entbindung ganz geeignet seyo, den Blutandrang von oben nach
den wieder frei gewordenen Unterleibs- und Beckengefässen zu
bestimmen. Ohne sich in theoretische Erörterungen über ein
Uebel zu verlieren, dessen Entstehung allerdings noch in tiefem
Dunkel liegt, will der Verf. lieber die Natur befragen, was
dieselbe, sich selbst überlassen, thut, um sich von diesem Feinde
*u befreien. Sie erregt, auch wenn die Zeit der Geburt noch
lange nicht da ist, Contractionen des Uterus, die theils mit den
Krampfanfällen coincidiren, theils auch ausser denselben eintre-
ten und sichtlich zunehmen, kurz, sie wendet alle Kräfte an,
die Geburt zu beschleunigen, und wenn ihr dies zeitig und ohne
sich in ihren Anstrengungen zu erschöpfen, gelingt, so ist der
Ausgang in der Regel ein erwünschter; ja nicht selten ver
schwinden die Convulsionen mit dem Momente der Geburt selbst
e hen so plötzlich, als sie erschienen waren, wie der Verf. un
ter den wenigen, ihm in 17 Jahren vorgekommenen Fällen von
wahrer Eclampsie 2 Mal beobachtete. Allein nicht immer ist
dies der Naturkraft möglich, häufig erliegt sie mitten im Kam
pfe, oder bringt zwar die Geburt zu Stande, doch aus Erschö
pfung durch übertriebene Anstrengung erfolgt der Tod, oder es
bleiben doch Folgen zurück, deren Beseitigung oft zu den
Schwierigsten Aufgaben der Kunst gehört; das Kind aber wird
gewöhnlich ein Opfer. Daher muss die Kunst der Natur in
diren Bestrebungen helfen. — Vom innern Wesen der näch
ten Ursache dieses Uebels weiss man weiter nichts, als dass
sie in Verstimmung des Nervensystems mit überwiegender Con-
traction der Muskelsubstanz besteht. Das ist aber der gemein
same Character aller tonischen und zum Theil auch clonischen
Krämpfe, und es lässt sich darauf kein specielles Curverfahren
Rriinden. — Die gelegentlichen Momente; Schreck, Aerger,
Erkältung und Erhitzung, Indigestionen etc. genügen, wie über-
a ll, so auch hier schon deshalb nicht zur Erklärung der Patho-
Renesis, weil die Eclampsie nicht selten ohne alle wahrnehm
bare äussere Veranlassung erscheint, noch häufiger aber alle