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III. Chirurgie und Ophthalmologie. 309
Wundstarrkrampf starb, wie sie glaubte 4 Wochen zu früh
von einem schwächlichen Knaben mit Klumptüssen und ange-
waehsenem Zungenbändchen entbunden. Ain 8. Tage nach der
Geburt blieb plötzlich der Stuhlgang aus und man bemerkte
galliges Erbrechen. Der Unterleib war aufgetrieben, empfind
lich, die Hautwärme vermehrt, die Zunge trocken. Bei ge
nauerer Untersuchung fand sich ein rechter Scrotalbruch, der al
ler Repositionsversuche ungeachtet nicht zurückging, das ganze
Scrotum wurde blau, beim Berühren empfindlich und der Bauch
ring war sehr ausgedehnt. Wiederholte Klystiere, theils aus
eiliger Emulsion, theils aus reinem Mohnöl, warnte Bäder und
Betröpfeln des Leistenrings mit kaltem Wasser, oder Schwe-
feläther, während das Kind im Bade lag, wurden 48 Stunden
erfolglos angewendet, der Bruch ging nicht zurück, das Erbre
chen hielt an, das Kind nahm die Brust nicht weiter und ma
gerte ab und die Stimme wurde schwächer, kaum hörbar. Erst
am 3. Tage willigten die Eltern in die Operation, die H. schon
Tags zuvor verlangte, als er vom unausgesetzten Gebrauche der
sonst wirksamen Mittel keinen Nutzen sah. Die Operation ging
schneller und leichter, als er erwartete, vor sich. Nach Eröffnung
y des Bruchsacks fiel die schon braun-schwarze Darinschlinge in
die Augen. Die Einschnürung derselben wurde mit einem ge
wöhnlichen Bistouri gehoben, worauf der Bruch schnell und
v «n selbst zurückging. Sogleich hörte das Erbrechen auf, es
traten einige schwarze, stinkende Stühle ein, der Unterleib verlor
die Empfindlichkeit und das Kind nahm die Brust wieder und
schien sich zu erholen. Nach 6 Tagen erschienen plötzlich Con-
vulsionen, die sielt auf warme Bäder verloren, dann aber wie-
derkamen und in völligen Trismus übergingen, auf den der
Tod folgte, nachdem 20 Stunden die gepriesensten Mittel er
folglos angewendet worden waren. Bei der Section fand sich
die Regio ileo - coecalis des Darmkanals brandig, an 2 Stellen
durchlöchert, die nahen dünnen und dicken Därme geröthet, die
entfernten lind der Magen ganz gesund. Die Partie des Mesen
teriums in der Fossa iliaca dextra aber heftig entzündet. Die
Lebergefässe strotzten von Blut, die Milz war gesund, die Gal-
y lenblase fast ganz von Galle leer, die Lungen nach hinten blut
reich und die rechte Herzvorkammer mit Blut gefüllt. Die übri
gen Herzbehälter, so wie Hirn und Rückenmark zeigten nichts
Abnormes. Noch könnte H. eine Herniotomie anführen, der er
ols consultirender Arzt bei einem 3wöchentlichen Kinde beiwohnte.
Auch hier war durch Widerspenstigkeit der Eltern die Opera
tion zu lange verschoben worden und einige Tage uach dersel
ben starb das Kind. Der Verf. möchte demnach rathen, nicht
zu sehr auf anatomische Beschaffenheit und Schlüpfrigkeit der
llruchtheile bei kleinen Kindern zu trauen und den Bruchschnitt
V zu lange zu verschieben, um so mehr, als grosse Disposition
zu Entzündungen und ihr rapider Verlauf in diesem Alter zu